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Jahresziele

Millionenteure Investitionen in die Schulen

Die Finanzen haben die letzten zwei Jahre die Bieler Politik geprägt. 2016 will der Gemeinderat die Schwerpunkte in der Bildung und der Innovation setzen. Dazu gehören der Swiss Innovation Park, Sprachkurse für Kinder und kostspielige Schulhaussanierungen.

Die fünf Bieler Gemeinderäte präsentieren ihre Jahresziele (v.L): Cédric Némitz, Barbara Schwickert, Erich Fehr, Silvia Steidle und Beat Feurer. copyright: Matthias Käser/bielertagblatt
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von Jacqueline Lipp

«Biel hat kein Erdgasvorkommen», sagte Erich Fehr (SP) gestern. «Unser Rohstoff ist Wissen, sind gut ausgebildete Leute.» Entsprechend will der Gemeinderat 2016 die Position Biels als Stadt der Bildung und Innovation stärken. Das haben die fünf Gemeinderäte gestern an einer gemeinsamen Pressekonferenz erklärt.

Die grössten Investitionen stehen bei den Schulhäusern an. Lange hat die Stadt die nötigen Sanierungen vernachlässigt – jetzt drängt die Zeit an vielen Ecken.

Startschuss für Dufourschule
Am sichtbarsten sind die Mängel mitten in der Stadt: beim Dufourschulhaus. Seit Jahren eingerüstet, steht es sinnbildlich für den Investitionsstau im Schulbereich. Doch damit wird bald Schluss sein. Gemäss Baudirektorin Barbara Schwickert (Grüne) soll dieses Jahr der erste Schritt erfolgen. Die Stadt plant einen städtebaulichen Wettbewerb, der aufzeigt, wo am besten gebaut werden kann. Die Pläne umfassen auch den Heuerpark, der zumindest teilweise einer Wohnüberbauung weichen soll. Wie das dereinst aussehen wird, steht heute noch nicht fest.

Das Dufour-Schulhaus ist auch in einem anderen Sinne sinnbildlich: Es muss nicht nur saniert, sondern auch erweitert werden. Das zeigt laut Schwickert die zwei aktuellen Herausforderungen im Schulbereich. «Biel braucht genügend Schulraum und diesen in guter Qualität.» Sprich: Die Stadt muss Schulhäuser erneuern und zugleich mehr Raum schaffen, da die Schülerzahlen steigen. Deshalb hat der Gemeinderat entschieden, die Investitionen für fünf Jahre zu verdoppeln. Die Hälfte des Geldes – jährlich 20 Millionen Franken – soll in die Schulen investiert werden.

Die Liste der geplanten Projekte zeigt, dass dies nötig sein wird: Mehrere Bauprojekte sind im zweistelligen Millionenbereich angesiedelt. Zu diesen Grossprojekten gehört zum Beispiel die Erweiterung der Schule Champagne, für die ebenfalls in diesem Jahr der Startschuss fallen soll. Dort will die Stadt bis 2020 eine neue Schule bauen für sechs Kindergarten und zehn Primarklassen, inklusive Turnhalle und Aula. Kostenpunkt: Rund 25 Millionen Franken.

Ebenfalls in diesem Kostenrahmen wird sich dereinst die Gesamtsanierung der Schule Linde bewegen. Noch teurer war bislang nur die Sanierung der Schule Châtelet, die insgesamt 32 Millionen Franken verschlingt. Nach vier Jahren werden die Bauarbeiten 2016 fertig gestellt.
Biel will aber nicht nur Schulraum bauen. Aktuell laufen Verhandlungen mit dem Kanton Bern über das Gymnasium Alpenstrasse. Die Stadt Biel will den «Affenkasten» kaufen und als Schulhaus im Zentrum nutzen. Das Ergebnis der Kaufverhandlungen wird Ende Jahr erwartet.

Durch Sprache integrieren
Bildung umfasst laut Fehr auch Weiterbildung. Besonders wichtig ist für den Gemeinderat in diesem Zusammenhang der Swiss Innovation Park. Vor kurzem ist das gross angelegte Innovationszentrum (SIP) offiziell gestartet worden (das BT berichtete). Hinter dem Bieler Bahnhof, gegenüber dem zukünftigen Campus Technik, wird einer der drei SIP-Netzwerkstandorte entstehen.

Im Frühling will die Stadt eine Finanzierungsgarantie von zehn Millionen Franken gewähren für den Bau eines Gebäudes mit 14'000 Quadratmetern Fläche. «Wir müssen in die Bildung investieren, denn sie ist die Grundlage unseres Wohlstandes», betonte Fehr die Bedeutung des Geschäfts.

Gefordert sind aber alle Direktionen. Denn nicht zuletzt spielt Bildung auch eine wichtige Rolle für die Chancengleichheit. An diesem Punkt setzen Sozialdirektor Beat Feurer (SVP) und Bildungsdirektor Cédric Némitz (PSR) an. Mit gemeinsamen Projekten wollen sie die Frühförderung stärken. Kinder von Migranten sollen bereits vor dem Eintritt in die Schule Deutsch oder Französisch lernen. «Die Sprache ist der Schlüssel zur Bildung und der Schlüssel zur Integration», sagte Feurer, der darauf hinwies, dass in Biel jedes fünfte Kind von der Sozialhilfe lebe, und dies oft Familien mit Migrationshintergrund betreffe.

Wie das im Detail geschehen soll, illustrieren zwei aktuelle Projekte. Einerseits soll der Eltern-Kind-Sprach-Treff, der aktuell in einem Pilotversuch im Quartierinfo Bözingen geführt wird, auf andere Quartiere ausgeweitet werden. «Wir haben festgestellt, dass der Bedarf gross ist», sagte Feurer. Zudem ist ein weiteres Projekt der frühen Sprachförderung geplant, das vom Kanton mitfinanziert wird.

Cédric Némitz seinerseits will mehr subventionierte Plätze in Kindertagesstätten schaffen, da heute noch immer eine Warteliste besteht. Geplant ist zudem, die Filière Bilingue auf die Sekundarstufe I auszuweiten und das «Sport-Kultur-Studium» dauerhaft finanzieren zu können.

Das grösste Jahresziel von Finanzdirektorin Silvia Steidle (PRR) dürfte die Sanierung der Finanzen sein. Sie hofft, dass das neue Budget die Hürde des Stadtrates und der Volksabstimmung nehmen wird.

Trotzdem hat es der Gemeinderat vermieden, die Haushaltsanierung als Schwerpunkt zu wählen. Nach zwei Jahren intensiver Spardebatten lautet die Botschaft für einmal: Investieren ist nötig, trotz Sparkurs.

Kommentare

Biennensis

@mstuedel // Apropos verschwinden: Die Lage/Situation in Biel zieht überdurchschnittlich viele Ausländer an, insbesondere Afrikaner. Auch leben in der Stadt Biel überdurchschnittlich viele Flüchtlinge. Der verständlicherweise "viel zu hohe" (?) Ausländer-Anteil in den Bieler Schulen schreckt nicht grundlos viele Schweizer Familien vor einem Schulstart ihrer Kinder in Biel ab. Sie sind gezwungen die Stadt Biel noch vor dem Einschulungsalter ihrer Liebsten zu verlassen! So kommt es nicht von ungefähr, dass in den Schulen im Kanton Bern der Ausländer-Anteil nirgends so hoch liegt wie in der Stadt Biel. Dieser ist mit 34 Prozent mehr als doppelt so gross wie der Kantons-Durchschnitt!


mstuedel

Ein nötiger, längst überfälliger Schritt. Bei den wachsenden Schülerzahlen und dem jetzigen Zustand der Infrastruktur besteht das Risiko, dass es bei jungen Familien wieder zur Stadtflucht kommt, so wie im ausgehenden 20. Jahrhundert. Und es würden wieder diejenigen zuerst verschwinden, welche mobil sind und es sich leisten können.


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