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Aus dem Grossen Rat

Mit dem Schiff zur Arbeit

Neulich fand in Erlach der BT-Lokaltermin statt zum Thema des überbordenden Tourismus.Persönlich schwanke ich auch immer wieder.

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von Christoph Grupp
, Grossrat Grüne

Müsste man den Tourismus in unserem attraktiven Seeland stärker fördern und damit Stellen schaffen? Oder überwiegt nicht doch die Erleichterung, dass ich auch an schönen Sommertagen problemlos ein ruhiges Plätzchen am See oder einen Tisch in einer gemütlichen Altstadtbeiz finde?

Die beiden Vertreterinnen von Twann-Tüscherz und Erlach berichteten auf dem Podium aber tatsächlich von sonntäglichen Blechlawinen. Rezepte gibt es laut Globetrotter-CEO André Lüthi durchaus. Begrenzung der Ortszufahrten oder die Parkplatzgebühren erhöhen, um damit die touristische Infrastruktur zu bezahlen.

Dazu bräuchte es meiner Meinung nach auch eine Ausdehnung des öffentlichen Verkehrs. Dass die Angebote des öV in dieser Ecke des Seelands wahrlich nicht üppig sind, habe ich bei der Teilnahme am BT-Abend in Erlach erfahren. Rückfahrt am Abend nach 20 Uhr von Erlach nach Biel? Gibt es, aber das dauert mit Bus und Zug und Umsteigen in Ins, Kerzers und Lyss ganze 72 Minuten. Noch mehr gestaunt habe ich bei einem Blick auf den Schifffahrtsplan. Der letzte Kurs der BSG verlässt Biel im Hochsommer um 15.15 Uhr Richtung Erlach. Also keine Chance, das Podium um 19 Uhr per Schiff zu erreichen.

Gerade in Zeiten von Staus, Flugscham und dem Trend, Ferien in der Region zu verbringen, möchte ich die Überlegung von Kursschiffen wieder ins Spiel bringen. Im Kanton Bern gibt es seit über zehn Jahren keine Kursschiffe im engeren Sinn mehr. Der Grosse Rat hatte 2005 beschlossen, die Betriebsbeiträge zu streichen. Seither ist der Personentransport auf Seen und Flüssen ein rein touristisches Angebot. Das ist soweit in Ordnung, die meisten Gesellschaften konnten sich erfolgreich neu ausrichten.

Ich werfe aber die Frage in die Runde, ob einzelne Seegemeinden, zusammen mit der Regionalplanung und dem Kanton, nicht wieder regelmässige Schiffskurse einführen könnten. Dafür bräuchte es einen neuen Vorstoss, und alle müssten etwas in den Geldsäckel greifen. Vielleicht könnten wir auch mit dem Oberland zusammenspannen. Eine maritime Allianz zwischen Bieler-, Thuner- und Brienzersee gewissermassen. Stellen Sie sich vor wie schön es wäre, als Arbeitsweg morgens um 7 Uhr das Schiff in Erlach zu besteigen, um dann in Neuenstadt den Zug um 7.21 Uhr nach Biel oder 7.35 Uhr nach Neuenburg zu nehmen. Dieses Angebot gab es übrigens früher schon mal mit der Navette MS Rousseau.

kontext@bielertagblatt.ch

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