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Biel

Nach der Freude kam der Stau

Die Eröffnung des A5-Ostasts in Biel war für die Bewohner an der Mettstrasse ein freudiges Ereignis. Endlich verschwand der dichte Verkehr vor ihren Wohnungen. Doch für eine Gruppe Anwohner währte die Freude nur wenige Wochen.

Es war wunderbar, bis es anders kam: Walter Hirt, Marco Müller und Markus Schwertfeger (v.l.) sind verärgert wegen der Ampel an der Mettstrasse. Bild: Peter Samuel Jaggi

Deborah Balmer

Sie haben der Eröffnung der neuen Autobahnumfahrung in Biel mit Freude entgegengesehen.

Die Rede ist von einer Gruppe von Anwohnern an der Mettstrasse. Einer von ihnen: Marco Müller, früher Abwart an einer städtischen Schule. Er besitzt an der Strasse mehrere Häuser und lebt mit seiner Frau in der Hausnummer 15.

Am 27. Oktober war es endlich so weit: Der knapp fünf Kilometer lange Ostast wurde mit einem grossen Fest eröffnet. Und tatsächlich: Ein paar Wochen lang waren Müller und seine Nachbarn mehr als zufrieden. Der Verkehr, der vor den Häusern durchströmte, machte plötzlich nur noch einen Bruchteil von früher aus. «Es war wie Tag und Nacht», sagt Müller.

Genauso hatte er es bereits vor Jahren von der Bank und verschiedenen Immobilienhändlern gehört: Mit dem Ostast werde der Verkehr abnehmen und der Wert der Häuser an dieser Strasse deutlich steigen. Nicht wenige dachten deshalb wie Müller über eine Sanierung ihrer Immobilien nach, weil sich das jetzt ja lohnen würde.

Jetzt, Anfang Februar, stehen die Nachbarn erneut zusammen, während neben ihnen auf der Strasse die Autos an der Ampel gerade wieder langsam anfahren. Marco Müller, Markus Schwertfeger und Walter Hirt sind verärgert. Denn direkt vor ihren Wohnungen staut sich seit einigen Wochen der Verkehr wieder. «Es ist sogar noch schlimmer als zuvor. Manchmal stehen die Autos 500 Meter weit bis zum nächsten Kreisel», sagt Müller. Grund ist die Lichtsignalanlage bei der Unterführung an der Mett-/Madretschstrasse.

Sie ist eine der verkehrlich flankierenden Massnahmen (vfM) der Stadt zum A5-Ostast und soll dazu dienen, die verkehrliche Entlastung in den Quartieren entlang der Bieler Südachse langfristig zu festigen. Oder einfach gesagt: Mit der Ampel soll verhindert werden, dass die Autofahrer doch wieder den Weg durch die Stadt nehmen statt die Autobahn. Dass die Ampel also als Schikane empfunden wird, ist durchaus gewollt. Velofahrer und die Buslinie 1 hingegen haben dank der Ampel neu Vortritt.

 

Permanenter Rückstau
Seit 20 Jahren lebt Marco Müller im Haus an der Mettstrasse. An den ständigen Verkehr vor seinen Fenstern hatte er sich längst gewöhnt. «Natürlich gab es zu den Stosszeiten manchmal Stau, doch den rollenden Verkehr habe ich nicht mehr wahrgenommen.»

Jetzt gebe es hier praktisch während des ganzen Tages Rückstau und dieser hat laut Müller seit Inbetriebnahme der Ampel Anfang Dezember nicht abgenommen. Laut Müller gibt es viele Autofahrer, die gar keine andere Möglichkeit hätten, als über die Mett-/Madretschstrasse zu fahren, wenn sie ins Zentrum wollen. Die Anwohner schauen insbesondere der wärmeren Jahreszeit mit gemischten Gefühlen entgegen, weil sie fürchten, dass dann nicht nur Motorenlärm und Abgase stören, sondern auch die Musik aus den stehenden Autos.

Bei der Stadt hat man die Geschichte längst deponiert. Die Antwort kam Ende Januar per Post: Die Engpasssteuerung diene zur dauerhaften Entlastung der beiden Quartiere Mett und Madretsch. «Leider gibt es unmittelbar vor der Unterführung punktuell Rückstau, mit den von Ihnen erwähnten negativen Folgen.» Generell habe man aber dank dieser Massnahme eine Entlastung von 40 Prozent des täglichen Verkehrs gemessen gegenüber dem Zustand vor der Eröffnung des Ostasts, steht im Schreiben.

 

Auch positive Rückmeldungen
Die Bau-, Energie- und Umweltdirektorin Barbara Schwickert (Grüne) sagt ebenfalls: Es sei tatsächlich so, dass auf beiden Seiten der Ampeln teilweise Wartezeiten zu verzeichnen seien. «Diese haben aber gegenüber der Einführungszeit bereits abgenommen, da die Anzahl Fahrzeuge nochmals gesunken ist. Und natürlich haben wir Verständnis, dass es störend ist, wenn Autofahrer den Motor vor Ampeln nicht abstellen oder unangemessen anfahren.»

Wie Schwickert sagt, habe es auch positive Rückmeldungen aus der Bevölkerung gegeben. So habe jemand, der seit 20 Jahren an der Mettstrasse wohne geschrieben, dass er und seine Kinder, die im Quartier in die Schule gehen, sehr froh seien, dass die Unterführung nun sicher passierbar sei. Generell gebe es viele sehr positive Reaktionen von Velofahrern. So sei der Wunsch geäussert worden, dass noch weitere Unterführungen in der Stadt so betrieben werden. Fussgänger würden vermelden, dass die Unterführung heute angenehmer sei, weil der Verkehr weniger intensiv sei und nicht mehr so nahe an die Trottoirs heranfahre, wie das vorher bei den kreuzenden Fahrzeugen der Fall war.

Für die Anwohner wie Marco Müller ist es allerdings anders herausgekommen, als erhofft. Ihre Häuser haben nun an Wert verloren, statt zuzulegen, wie sie sagen. Müller erwägt sogar, von der Mettstrasse wegzuziehen.

Stichwörter: Stau, A5, Mettstrasse

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