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Stades de Bienne

Nicht jeder Partner passt

Wird Tissot den neuen Bieler Sportstadien den Namen geben? Noch ist kein Vertrag abgeschlossen. Keine Chance im Auswahlverfahren hatte der Verein Watch City.

Wie die Stadien im fertigen Zustand aussehen werden, lässt sich bereits gut erahnen. Grosse Teile der Fassade sind bereits montiert worden, Bild: Carole Lauener/bt

von Lino Schaeren

Die Stades de Bienne werden künftig nicht mehr Stades de Bienne heissen. Doch welcher Sponsor wird dem Komplex den Namen geben? Das BT hat gestern berichtet, dass sich die CTS SA als Stadionbetreiberin bereits mit dem Uhrenhersteller Tissot einig sein könnte. Thomas Gfeller, Präsident der CTS SA, will dies allerdings nicht weiter kommentieren, die Information nicht bestätigen oder dementieren. Ein mögliches Interesse der Uhrenfirma, die zur Swatch Group gehört, wolle er nicht kommentieren. «Wir kommunizieren dann, wenn etwas spruchreif ist.» Und dies sei noch nicht der Fall. Gfeller sagt auf Nachfrage, dass derzeit noch kein Vertrag abgeschlossen sei. Weder mit Tissot, noch mit einer anderen Firma. Ob noch mehrere Interessenten im Spiel sind, will er nicht sagen.

Die CTS SA als Stadionbetreiberin sucht im Auftrag der Stadt Biel nach einem Namenspartner für die neuen Bieler Sportstadien. Der Vertrag soll über fünf bis zehn Jahre laufen und jährlich etwa 500 000 Franken einbringen. Dieses Geld würde dann zwischen der Stadt als Stadionbesitzerin und den Sportvereinen EHC- und FC Biel aufgeteilt. Den Verteilschlüssel bestimmt die Stadt. Dass Tissot ernsthafter Interessent ist, ist schon länger bekannt. Die Erfahrung bei anderen Stadionprojekten zeigt, dass beim «Naming Right» oft Firmen mit nationaler und internationaler Ausstrahlung den Zuschlag erhalten, die auch in der Region verankert sind.

 

Watch City chancenlos

Ebenfalls Interesse am «Naming Right» hatte der Bieler Verein Watch City. Im Verein vereinen sich Uhrenfirmen und andere Unternehmen, um der «Uhrenmetropole Biel» ein Gesicht zu geben und die in der Stadt verankerten Sportvereine zu unterstützen. Watch City hatte mit der Stadt Biel über das «Naming Right» verhandelt, der Verein hat ein Dossier mit seinen Vorstellungen einer Zusammenarbeit eingereicht. Das BT weiss: Watch City hatte als Bewerber kaum je eine richtige Chance. Dies, weil es eine Bedingung des Vereins war, dass der gesamte Geldbetrag, der für das «Naming Right» gezahlt wird, an die Sportvereine fliessen soll. Damit war die Besitzerin der neuen Sportstadien aber offenbar nicht einverstanden. Watch-City-Präsident Andreas Altmann wollte sich gestern nicht gross dazu äussern. Er sagte lediglich, dass es in seinen Augen schön gewesen wäre, hätte die Stadt ihren Stolz als Uhrenmetropole zeigen können. Und die Stadt werde von vielen Uhrenmarken zu einer Metropole gemacht, eben nicht durch eine einzelne.

Altmann will sich aber nicht gross beklagen. Auch wenn sein Verein den Zuschlag nicht erhalten hat - er wünscht sich dennoch im Sinne des Sports, dass die Stadt Biel eine gute «Naming»-Partnerschaft finden wird.

 

Kritik von den Fans

Die Praxis, das «Naming Right» längerfristig an Firmen zu verkaufen, stösst vor allem bei den eingefleischten Stehplatzzuschauern immer wieder auf Kritik. Sie stellen sich gegen die Verkommerzialisierung des Sports, identifizieren sich mit der Stadt und dem Verein, nicht aber mit einem einzelnen Geldgeber, obwohl der Spielerkader natürlich von den zusätzlichen Mitteln profitiert. Lieber besuchen sie ein Spiel im Bieler Eisstadion oder den Stades de Bienne, als in der Tissot Arena oder dem Watch City Stadion. Dies zeigte sich zuletzt in Bern: Fans sammelten in einer Online-Petition 10 000 Unterschriften, damit die Heimstätte künftig wieder Stadion Wankdorf heisst. Der Sponsor BKW hatte das Stadion nach der Fertigstellung im Jahr 2005 getauft, wenn auch nicht auf den eigenen Namen, sondern auf Stade de Suisse. Eine Umfrage des BT hatte gezeigt, dass sich auch viele Bieler einen neutralen Namen für «ihr» Stadion wünschen.

Doch der Verkauf des Stadionnamens bietet in der Zeit, in der Spitzenvereine auf immer höhere Budgets angewiesen sind, um sportlich mitzuhalten, eine vortreffliche Möglichkeit, zusätzliche Gelder zu generieren. Zumal die «Naming-Right»-Partner nicht selten auch im Stadion auf Werbeflächen zusätzlich präsent sind. In der Schweizer Eishockeyliga NLA sind sechs von zwölf Eishallen nach einem Sponsor benannt.

Bei der Auswahl des Namengebers sind jedoch nicht nur die finanziellen Möglichkeiten ein wichtiges Kriterium. Durch die nationale Berichterstattung werden die Eishockeystadien regelmässig in den Medien gezeigt und genannt, zum einen Marketing für den Sponsor, zum anderen wird die Stadt aber auch mit dem Namen des Geldgebers in Verbindung gebracht. Nicht jeder potenzielle Partner, der das nötige Geld aufbringen könnte, um den Stadionnamen zu kaufen, ist also für die Stadt auch tatsächlich interessant. Ein Produkt oder eine Dienstleistung soll her, mit der man Qualität verbindet. Dieses Kriterium dürfte mit der Uhrenfirma Tissot erfüllt sein, die im mittleren Preissegment angesiedelt ist, sollte denn tatsächlich eine Partnerschaft in Biel zustande kommen.

 

Name hat sich eingebrannt

Der einzigartige Sportkomplex in Biel, der im Entstehen ist, ist bereits heute nicht namenlos. Es ist meist nicht «vom Stadion» oder «den Sportstadien» die Rede. Stades de Bienne ist ein Begriff, den man über Biel und das Seeland hinaus kennt und verwendet. Es ist also davon auszugehen, dass dieser Name mit der Umbenennung der Sportstadien nicht einfach verschwinden wird. Die Stades de Bienne sind in vielen Köpfen verankert.

 

Marketingleiter gefunden

Die Stadionbetreiberin CTS SA hat in Zusammenarbeit mit der Stars of Sports AG einen Leiter Marketing und Verkauf für die Stades de Bienne gefunden. Die Stars of Sports AG ist für die gesamte Gastronomie in den neuen Sportstadien und dem Mantel verantwortlich. Gesucht wurde ein Leiter für die Vermarktung der Event-Infrastruktur: Die Stades de Bienne sollen nach der Eröffnung nicht nur für die Heimspiele des EHC und des FC Biel genutzt werden. Vor allem in der Eishalle sollen auch Veranstaltungen wie Konzerte, Ausstellungen oder Kongresse stattfinden. Durch die Multifunktionalität sollen die Stadien mittelfristig gewinnbringend betrieben werden.

Laut Reto Bertschi, Verwaltungsratspräsident der Stars of Sports AG, habe man nun einen Marketingleiter für die 50-Prozent-Stelle gefunden, der national gut verknüpft sei. Allerdings wurde der Vertrag noch nicht unterzeichnet. Dies soll noch diese Woche geschehen. lsg

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