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Biel

Nicht von der Kanzel herab

Seit drei Jahrzehnten vermittelt die Sanu AG in Biel Lehrgänge und Beratungen im Bereich der nachhaltigen Entwicklung. Die Firma hat sich als führendes Schweizer Kompetenzzentrum etabliert.

Breit abgestützt: Sanu bietet eine umfangreiche Palette von Weiterbildungen an. Bild: Manu Friedrich

Marjorie Spart/pl

Vor 30 Jahren wurde in Biel das Bildungs- und Beratungsunternehmen Sanu AG gegründet. Die Räumlichkeiten der Firma liegen im westlichen Anbau des Dufour-Schulhauses. Heute ist Sanu das führende Schweizer Kompetenzzentrum für Ausbildung und Beratung auf dem Gebiet der nachhaltigen Entwicklung (siehe auch Zweittext).

Die Firma wurde 1989 als Stiftung unter den Namen Schweizer Ausbildungszentrum für Natur- und Umweltschutz ins Leben gerufen. Anlass dafür war das 1983 verabschiedete Bundesgesetz über den Umweltschutz. «Der Wunsch für die Einrichtung des Zentrums kam von Pro Natura, dem WWF und der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz. Damals galt es, Personen und Unternehmen auf die Durchführung der neuen gesetzlichen Bestimmungen vorzubereiten», erklärt Marc Münster, der Geschäftsführer der Sanu.

Das Ziel der 1985 in Kraft getreten Bestimmungen lautet: «Dieses Gesetz soll Menschen, Tiere und Pflanzen, ihre Lebensgemeinschaften und Lebensräume gegen schädliche oder lästige Einwirkungen schützen sowie die natürlichen Lebensgrundlagen, insbesondere die biologische Vielfalt und die Fruchtbarkeit des Bodens, dauerhaft erhalten.»

An der Wurzel ansetzen
Marc Münster erinnert sich: «Unsere ersten Kunden waren Menschen aus naturnahen Berufen wie Landschaftsgärtner, Biologen und Angestellte von städtischen Grünanlagen. Das waren sozusagen die Pioniere.» Später wurde der Kreis der Auszubildenden erweitert: «Entscheidungsträger aus allen Tätigkeitsbereichen mussten sich im Rahmen von berufsbegleitenden Veranstaltungen mit den neuen Bestimmungen über den Umweltschutz vertraut machen.»

Später wurden Kunden aus besonders ressourcenintensiven Branchen wie Industrie- oder Bauunternehmen angesprochen. Schliesslich wurde die öffentliche Verwaltung einbezogen. «Heute setzen wir schon an der Wurzel an und begleiten auch Startups, die sich mit Innovation oder geschlossenen Produktekreisläufen befassen», so Münster.

Schon früh bot die Sanu eine Weiterbildung zur Natur- und Umweltfachperson mit eidgenössischem Fachausweis an. Dieser Lehrgang ist noch heute gut besucht. Die Bieler Firma erweiterte den Fächer der Fortbildungen mit zusätzlichen Kursen und Seminaren. Daneben konzentrierte sich Sanu auf massgeschneiderte Lösungen für Unternehmen und öffentlichen Verwaltungen auf Gemeinde- und Kantonsebene.

Heute nutzen die Bieler ihre Erfahrung für die strategische Entwicklung und Begleitung von Projekten im Bereich der Nachhaltigkeit von Organisationen aller Art. «Wir liefern unseren Kunden die Werkzeuge, mit denen sie den angestrebten Wandel im Unternehmen selbständig vollziehen können», präzisiert Münster. Der Sanu-Chef legt grossen Wert auf die Vorgehensweise seiner Firma: «Wir verkünden unser Wissen nicht von der Kanzel herab. Vielmehr bauen wir auf unser Netzwerk von Fachleuten aus der Praxis. Auf diese Weise verstehen wir uns als Vermittler von Erfahrungen.» Wenn sich ein Verein meldet, der einen Gemeinschaftsgarten anlegen möchte, findet Sanu einen erfahrenen Praktiker, der das Projekt mit Rat und Tat begleitet. Die Firma kümmert sich um die Abwicklung der einzelnen Etappen und organisiert die notwendigen Gespräche, damit das Projekt stets auf Kurs bleibt.

Bislang konkurrenzlos
Der Standort Biel liegt für die Sanu an strategisch günstiger Stelle. Von der zweisprachigen Stadt aus bestehen gute Verkehrsverbindungen in die ganze Schweiz.

Bis jetzt kennt das Seeländer Unternehmen keine Konkurrenz beim Weiterbildungsangebot für nachhaltige Entwicklung. Auf Hochschulebene gibt es zwar ähnliche Lehrgänge, aber diese öffnen eher den Weg für eine Tätigkeit bei der öffentlichen Verwaltung. Marc Münster dazu: «Wir begleiten Generalisten, die den ökologischen Wandel selbst anpacken.»

Ob die aktuellen Klimademonstrationen wohl mehr Kandidaten zu einer solchen Ausbildung ermutigen? «Nein, davon spüren wir noch nichts», meint der Geschäftsführer, «aber jetzt ist wenigstens jedem klargeworden, dass man etwas für den Erhalt der Umwelt tun muss». In diesem Sinne hat sich in der Romandie vor kurzem das «Forum des 100» gebildet. Vor nur drei Jahren sei die Dringlichkeit der Umweltdebatte noch kein Thema gewesen, sagt Münster.

Er ist überzeugt, dass Unternehmen mit schlechten Noten bei der Umsetzung des ökologischen Wandels Mühe haben werden, junge Fachkräfte zu gewinnen: «Die Jungen verstehen immer weniger, warum sich unsere Generation nicht stärker für den Schutz des Planeten einsetzt. Deshalb wollen sie nicht für Arbeitgeber tätig sein, die keine konsequente Umweltpolitik verfolgen.»

In Zukunft will das Unternehmen Weiterbildungsangebote zum Thema Management und nachhaltige Entwicklung anbieten: «Ökologische Werte müssen Teil jeder unternehmerischen Vision werden. Und dafür bieten wir strategische Lösungen an», so Münster.

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Zeit ist nicht nur eine physikalische Grösse
Das Unternehmen Sanu SA ist seit der Gründung im Jahr 1989 in Biel ansässig. Die ursprüngliche Stiftung wurde, was die operative Tätigkeit betrifft, in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die Aktien gehören mehrheitlich dem Think-Tank Sanu Durabilis. Diese Organisation versteht sich als wissenschaftliches Ideenlabor auf dem Weg zur nachhaltigen Entwicklung.

Die Firma beschäftigt 25 Festangestellte, über 300 externe Mitwirkende und bietet rund 100 Weiterbildungen an, die pro Jahr von etwa 3000 Kunden genutzt werden. Der Jahresumsatz beträgt 3 Millionen Franken.

Zur Feier des 30. Geburtstags hat das Bieler Unternehmen am 17. Mai zu einem Diskussionsnachmittag zum Thema Zeit eingeladen. Freunde, Partner und andere Interessierte tauschten sich über die alles bestimmende und doch so rätselhafte Dimension aus.

Spannende Beiträge über die Zeit und ihre Wahrnehmung in verschiedenen Kulturen regten zum Nachdenken an. Wie viel Zeit haben wir, und wie viel Zeit geben wir uns selbst wofür? Dabei ging es Sanu-Direktor Marc Münster in erster Linie nicht um physikalische Konstanten: «Der Zeitbegriff hat einen anderen Stellenwert für die Geologie der Erde als für die Betriebswirtschaft, die in Quartalsperioden rechnet. Auch die Klimaveränderung ist eine Frage der Zeit. Deshalb ist dieser Begriff so wichtig für unser Verständnis vom notwendigen Wandel.» mas/pl

Link: www.sanu.ch

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