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Energiestadt

Nidau ist nachhaltiger geworden

Vor vier Jahren konnte das Stedtli das Label Energiestadt nur knapp halten. Jetzt hat es einen Sprung nach vorne gemacht. Noch spielt Nidau aber nicht in der oberen Liga.

Symbolbild: Keystone

Seit 2009 trägt Nidau das Label Energiestadt und setzt sich für eine nachhaltige Entwicklung ein. Sei dies im Bereich Klimaschutz, erneuerbare Energien oder umweltschonende Mobilität. Alle vier Jahre wird das Label vom Trägerverein Energiestadt erneuert. Um die Auszeichnung zu behalten, muss eine Gemeinde 50 Prozent ihres energiepolitischen Handlungspotenzials ausschöpfen. Was diese Ziffer betrifft, kam Nidau zuletzt nicht so recht vom Fleck: 2009 lag sie bei 53 Prozent, 2013 bei 55 und 2017 bei 54 Prozent. Kürzlich stand die vierte Rezertifizierung an. Und siehe da: Jetzt geht es plötzlich doch noch vorwärts. Die Stadt Nidau erfüllt nun 64 Prozent der möglichen Massnahmen, was einer Verbesserung von 10 Prozent entspricht. «Unsere Bestrebungen haben an Fahrt aufgenommen», sagte Stadtpräsidentin Sandra Hess (FDP) an der gestrigen Medienkonferenz. «Das hat sich nun in diesem Quantensprung beim Energielabel gezeigt.»

 

Langer Weg bis Gold

Philippe Messerli (EVP) trat gestern zu seinem letzten Auftritt als Gemeinderat an. Er tat dies mit gemischten Gefühlen: Einerseits erfreut über das gute Abschneiden seiner Gemeinde. Andererseits mit Wehmut, weil er das Projekt nun nicht mehr selbst weiterführen kann. Eigentlich hatte er sich nämlich zum persönlichen Ziel gesteckt, das Gold-Label zu erreichen – so wie dies 75 andere Städte in der Schweiz bereits geschafft haben, darunter Biel. Das Gold-Label wird verliehen, wenn eine Gemeinde 75 Prozent und mehr ihres energiepolitischen Handlungspotenzials ausschöpft. Nun liegt die Federführung in Nidau bei Tobias Egger (SP), der ab Januar dem Bereich Tiefbau und Umwelt vorsteht. Messerli ist überzeugt, dass auch der neu zusammengesetzte Gemeinderat den eingeschlagenen Weg weiterverfolgen wird. Bis zum Gold-Label gebe es aber noch viel zu tun. Entsprechend glaubt er nicht daran, dass dieses bereits bei der nächsten Rezertifizierung in vier Jahren erreicht wird – realistisch sei wohl eher in acht Jahren.

Doch was hat Nidau in den vergangenen Jahren genau gemacht, damit es nun eine bessere Beurteilung hat? Laut Messerli hat sich die Gemeinde zahlreiche Projekte umgesetzt. Dazu gehört etwa ein neues Förderreglement, womit öffentliche und private Projekte in den Bereichen Energie, Klimaschutz und Nachhaltigkeit mit finanziellen Beiträgen gefördert werden. Im laufenden Jahr habe man bereits 45 000 Franken ausbezahlt, sagt Messerli.

 

Platz im Mittelfeld

Der grösste Stolz des Stedtli ist jedoch das mit Seewasser betriebene Fernwärmenetz des Energie Service Biel (ESB), an dem sich Nidau mit einem Aktienkapital von drei Millionen Franken beteiligt und das derzeit gebaut wird. Pluspunkte habe es zudem für die neue Buslinie 4 gegeben: «Je mehr Personen den ÖV nutzen, desto mehr werden die Quartiere vom motorisierten Individualverkehr entlastet», so Messerli. Weiter bezeichnete er das Pilotprojekt zum Plastik-Recycling, den neu initiierten Bring- und Holtag, die verbesserte Kommunikation mit der Bevölkerung und den Solarcup als wichtige Errungenschaften.

Trotz all dieser Verbesserungen befindet sich Nidau im regionalen Vergleich derzeit noch im Mittelfeld, sagte Patrick Weber, Bereichsleiter Tiefbau und Umwelt. Biel schwingt mit 79,7 Prozent und als Gold-Stadt sowieso obenaus. Aber auch Brügg (67,6) und Solothurn (70,7) liegen derzeit noch vor dem Stedtli. Messerli erklärt sich die aktuelle Positionierung damit, dass man das Label in Nidau eher als Mittel zur Motivation betrachte, die Nachhaltigkeit zu steigern. «Wir wollen das Label nicht um des Labels willen.» In Biel dagegen habe man strategisch auf eine hohe Punktzahl hingearbeitet.

Carmen Stalder

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