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Biel

Prinzessinnen, Einhörner und Spider-Mans stürmen die Kinderfasnacht

Die diesjährige Bieler Fasnacht ist nicht nur ein aussergewöhnlicher Anlass gewesen, sie stiess auch auf besonders grosses Besucherinteresse. Speziell während der Kinderfasnacht platzte der Festplatz Esplanade aus allen Nähten.

Copyright: Matthias Käser / Bieler Tagblatt

Heidi Flückiger

So nahe am Puls wie auf dem Festplatz Esplanade waren die Besucherinnen und Besucher der Bieler Fasnacht und deren Macherinnen und Macher noch nie. Mit Ausnahme des kurzfristig organisierten Kinderumzugs fanden dieses Jahr die närrischen Veranstaltungen alle dort statt.

Die Faschingszunft Biel hat bereits im Vorfeld mit viel Publikum gerechnet. Dafür sprachen das frühlingshafte Wetter und die Lust der Leute, wieder einmal in einem grösserem Rahmen feiern zu können. Das Narrenfest wurde denn auch an allen vier Festtagen gut besucht – der Ansturm am Samstagnachmittag beim Kinderumzug und bei den anschliessenden Festivitäten auf der Esplanade übertraf aber sogar die Vorstellung der Zunft.

 

Fast kein Durchkommen

Nach dem Kinderumzug standen die Besucherinnen und Besucher auch auf der Esplanade Fuss an Fuss. Es sei ein cooler Anlass, aber ein Durchkommen mit Kinderwagen fast ein Ding der Unmöglichkeit, sagten Mischu Grädel und Jan Neuhaus aus Brügg. Das wiederum kümmerte die Dreikäsehochs wenig. Sie hatten nur Augen für das Gumpischloss und das Rösslispiel und fanden immer eine Lücke, um an ihr Ziel zu gelangen.

Auch beim Schminkzelt gab es grossen Andrang. Bei den Mädchen seien vor allem Einhorn- und bei den Jungen Spider-Man-Motive gefragt, sagte Marion Friedrich aus Thierachern.

 

Ausverkaufte Plaketten

Wegen Platzmangels auf dem Festplatz konnte der Carnaval-Prinz Cédric I. die traditionelle Polonaise mit den Kindern nicht durchführen. Stattdessen nutzte er die Zeit für ein Fotoshooting mit ihnen. Nino Rovati und Reto Rey, Vorstandsmitglieder der Faschingszunft Biel und zuständig für die Fasnachtsumzüge, schätzten, dass sich an der Kinderfasnacht um die 20 000 Menschen beteiligt haben.

Der Eintritt auf das Festgelände wurde nur mit dem Kauf einer Fasnachtsplakette gewährt. Aber die Plaketten des Jahres 2022 waren schnell ausverkauft, sodass der Zunft nichts anderes übrig blieb, als nach solchen vom Vorjahr zu greifen. «Zuletzt konnten wir den Besuchern nur noch Eintrittsbillette aushändigen», sagte Franz Ehrler von der Faschingszunft Biel, Ressort Standplätze.

 

Konfetti fürs Guiness-Buch

An der Kinderfasnacht wurde eine grosse Menge Konfetti herumgeworfen. Zusätzlich waren Papierschnipsel speiende Rohre im Einsatz. Es dauerte nicht lange und das Festareal war mit einem bunten Teppich belegt. Nino Rovati kündigte es schon im Vorfeld der Fasnacht an, die Konfettischlacht soll es ins Buch der «Guinness World Records 2022» schaffen (das BT berichtete). Ob das Ziel erreicht wurde, war bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt.

An abwechslungsreicher Guggen-Unterhaltung fehlte es auch nicht. An den Klängen hatten vor allem die Erwachsenen ihren Spass. Auf Interesse stiessen aber auch die andere Live-Musik und die kulinarische Verpflegung im Festzelt. Allerlei Köstlichkeiten und Getränke gab es zusätzlich auf dem Festgelände in verschiedenen Bars.

 

Es gab auch Überraschungen

Wie die grossen Fasnachtsumzüge fand dieses Jahr auch der Schnitzelbankabend nicht statt. Ohne Schnitzelbänke blieb es aber am Narrenfest doch nicht. Unter grossem Beifall gaben die «Dörfligeischter», «Flöhdöppeler» und «Seegrund-Wüehler» bei der Fasnachtseröffnung einige ihrer Verse zum Besten.

Eine weitere Überraschung war der gestrige Besuch des 94-jährigen Hermann Bourquin, der von der Faschingszunft persönlich eingeladen worden war. Hermann Bourquin und seine Frau Annette, die inzwischen verstorben ist, waren immer sehr treue Bieler Fasnachtbesucher und stets Hand in Hand unterwegs.

 

Was nun mit dem Böög?

Wegen der Pandemie konnte die Bööggenzunft Bözingen ihre Fasnacht im Quartier nicht durchführen. Deshalb stellte sich die Frage: Was nun mit dem Böögg, dem Wahrzeichen dieser Zunft, der bereits seit dem Jahr 2020 auf seine Verbrennung wartete? Normalerweise geht die Strohpuppe nach der Bözinger Fasnacht neben dem Vereinshaus der Bööggenzunft, der alten Öle, in Flammen auf.

Die Lösung hatte die Faschingszunft Biel, die der Bööggenzunft anbot, das Ritual an der Bieler Fasnacht zu vollziehen. Am Samstagabend um 22 Uhr stieg der Böögg in Anwesenheit von etlichen Bözinger Fasnächtlern wie Roland Ummel, Beat Stotz, Fritz Suter oder Peter Sohm auf der Esplanade himmelwärts.

 

Zunft zieht positive Bilanz

Daniel Ochsner, Präsident Faschingszunft Biel, sprach gestern von einer positiven Bilanz, auch wenn der Umsatz im Vergleich mit Fasnachten in früheren Jahren nur etwa 20 bis 25 Prozent ausgemacht hätte. Es sei aber sensationell, dass alle Fasnachtsplaketten verkauft worden seien, so Ochsner.

An der diesjährigen Teilfasnacht sei aber nicht der finanzielle Aspekt im Vordergrund gestanden, sondern die Erfüllung des Wunsches der aktiven Fasnächtlerinnen und Fasnächtler, endlich wieder einmal öffentlich auftreten zu können.

Es habe zudem viele positive Rückmeldungen von den Besucherinnen und Besuchern gegeben. «Wir haben mit einem grossen Interesse gerechnet», so Ochsner, «waren aber mit dem riesigen Besucherandrang an der Kinderfasnacht überfordert.»

Stichwörter: Fasnacht, Biel

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