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Wahlen Nidau

PRR: Ziel ist Sitz im Gemeinderat

Vor vier Jahren hat der Parti Radical Romand (PRR) seinen Sitz in der Nidauer Exekutive an die FDP verloren. Nun soll wieder eine Vertreterin der französischsprachigen Nidauer in den Gemeinderat einziehen. Letzter Teil der Wahlserie.

  • 1/3 Die PRR-Stadträte Jean-Pierre Dutoit und Hanna Jenni bei der Französischen Bibliothek in Nidau. «Ein Symbol für die Akzeptanz der frankophonen Nidauer.» Peter Samuel Jaggi
  • 2/3 Die PRR-Stadträte Jean-Pierre Dutoit und Hanna Jenni bei der Französischen Bibliothek in Nidau. «Ein Symbol für die Akzeptanz der frankophonen Nidauer.» Peter Samuel Jaggi
  • 3/3 Die PRR-Stadträte Jean-Pierre Dutoit und Hanna Jenni bei der Französischen Bibliothek in Nidau. «Ein Symbol für die Akzeptanz der frankophonen Nidauer.» Peter Samuel Jaggi
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Deborah Balmer

Der Anteil an französischsprachigen Nidauern macht 20 Prozent der Bevölkerung aus. Für den Stadtrat des Parti Radical Romand (PRR), Jean-Pierre Dutoit, ein triftiger Grund, dass seine Partei eine Vertretung im Gemeinderat verdient. Stadtratskollegin Hanna Jenni sagt ebenfalls: «Wir setzen alles daran, an den Wahlen vom 22. September den Sitz zurückzugewinnen.» Die grösste Chance auf diesen Sitz dürfte laut Dutoit denn gleich Jenni selbst haben. Sie sei eine erfahrene Politikerin, die sich auch als Präsidentin der Geschäftsprüfungskommission bewährt habe. Daneben sitzt die Treuhänderin als Präsidentin in der Kommission Agglolac. Auch das helfe ihr. Ein kleiner Rückblick: An den Wahlen 2009 wurde PRR-Gemeinderätin Annabelle Galley wegen 20 fehlenden Stimmen abgewählt. Das lag allerdings nicht an den Wählerverlusten ihrer Partei, sondern am Erfolg der FDP.

Betreffend Stadtrat ist das Ziel des PRR, die drei Sitze zu halten. Der dritte im Bunde, der ebenfalls wieder auf dieser Wahlliste steht, ist der 72-jährige Rosario Scassa – der älteste Stadtrat notabene.

Kein Einfamilienhausquartier
Der Spaziergang mit dem BT beginnt dort, wo er mit der FDP endete. Auf der Expo-Brache. Für Jenni soll hier vor allem ein Quartier entstehen, das wirtschaftlich ist. Wenn es nach ihr geht, dürften dafür ruhig Hochhäuser gebaut werden. So wie im Beundenring in Nidau. «Das ist ebenfalls eine angenehme Gegend. Trotz Hochhäusern.» Es werde sicher kein Einfamilienhausquartier entstehen. Jenni ist gespannt, welche Vorschläge der städtebauliche Wettbewerb hervorbringen wird und ist sich sicher: Der Zugang zum Ufer des Bielersees wird mit Agglolac einfacher als heute.

Vorbei geht der Spaziergang am Barkenhafen, am Restaurant Péniche und den Tennisplätzen, die wohl einmal Agglolac weichen müssen. Auf dem Seemätteli geniessen ein paar Gäste nach einem Bad im See die Sonne. «Hier», sagt Jean-Pierre Dutoit, «hierher komme ich jeweils an der 1. Augustfeier.» Es sei die Stelle, von der aus das Bieler Feuerwerk besonders gut zur Geltung komme. Hanna Jenni lacht und sagt: «Du zahlst doch hoffentlich den Bielern jeweils etwas dafür ein.» Sie spricht auf einen Einzahlungsschein an, der jeweils in den Nidauer Briefkästen liegt. Dutoit bejaht.

Solche Erholungszonen wie das Seemätteli müssten unbedingt erhalten bleiben, sind sich die beiden einig. Noch schöner fänden es Dutoit und Jenni, wenn man in Zukunft über die «Curva» direkt auf die andere Seite des Nidau-Büren-Kanals gelangen könnte. Dutoit fährt oft mit dem Fahrrad um den See. «Eine Brücke an dieser Stelle wäre doch für den Langsamverkehr äusserst praktisch», sagt er. Auch Jenni teilt diese Meinung. Wichtig sei einfach, dass der vorgesehene Kredit nicht überschritten werde. Genau geklärt werden müsse natürlich, wie teuer der Betrieb des Drehelementes der Brücke und der Unterhalt der «Curva» ausfallen werde.

Ein heikler Moment
Wo hebt sich denn der PRR von der Schwesterpartei FDP ab? Dutoit überlegt lange. Dann sagt er: Eine der schwierigsten Situationen der letzten Jahre sei für ihn der Entscheid um den Kredit für die französischsprachigen Schüler gewesen. Im März hat der Nidauer Stadtrat 75'000 Franken für die Transportkosten gesprochen – für die Kinder, die in Biel die Schule besuchen und einen besonders langen Schulweg haben. Dutoit hielt damals eine emotionale Rede im Stadtrat. Bis heute ist er enttäuscht, dass die anderen Bürgerlichen den Kredit ablehnten. Im Vorfeld sei in der Fraktion die Stimmfreigabe abgemacht gewesen. «Ohne die Linke wäre der Kredit nicht angenommen worden», erinnert er sich. «Das war ein heikler Moment für uns.»

Würde Nidau mit Biel fusionieren, hätten es die Französischsprachigen einfacher. «Ich bin grundsätzlich für eine Fusion», sagt Dutoit. «Aber nicht zum jetzigen Zeitpunkt.» Hanna Jenni sagt dazu: «Wir sind bei diesem Thema etwas offener als viele FDP-Vertreter.» Leider würde durch eine Fusion aber der Service Public kleiner.

Nidau ist zwar eine deutschsprachige Stadt. Trotzdem sind der Gemeinde die französichsprachigen Einwohner nicht gleichgültig. Das zeigt sich vielleicht ebenfalls daran, dass sich die PRR-Stadträte bei Debatten auf Französisch äussern dürfen.

Entlang des Nidau-Büren-Kanals geht es weiter – vorbei am Balainen-Schulhaus – bis zur Französischen Bibliothek. «Für uns ist die Bibliothek ein Symbol dafür, dass die Romands in Nidau anerkannt werden», sagt Hanna Jenni. Leser kämen nicht nur aus Nidau, sondern auch aus umliegenden Gemeinden hierher. Der PRR macht sich für die Bibliothek stark.

Durch die Liebe zum PRR
Geht es um das Stadtpräsidium, unterstützt der PRR natürlich die FDP-Kandidatin Sandra Hess. Sie habe einen sehr guten Ruf, sei nah beim Volk und eine kompetente Schafferin. Genauso habe auch SP-Kandidat Marc Eyer ein gutes Ansehen. «Doch Hess hat einen Frauenvorteil», so Dutoit. «Ja, hoffentlich», sagt Hanna Jenni und lacht wieder.

Vor 40 Jahren ist Dutoit aus beruflichen Gründen aus dem Waadtland in die Region gezogen. Wie das Leben spielt: Bleiben wollte der ehemalige SBB-Angestellte eigentlich nur ein halbes Jahr. Jenni ist in der deutschsprachigen Schweiz aufgewachsen und der Liebe wegen beim PRR gelandet. «Ich schätze halt die Lebensweise der Romands», sagt sie auf dem Weg ins Stedtli. An der Hauptstrasse im Zentrum, dort, wo der Spaziergang mit der FDP begann, endet er mit dem PRR.

Kurz kommt noch das Regiotram zur Sprache. Der PRR unterstüzt das Projekt. «Es würde das Stedtli vom Verkehr entlasten.» Bis dahin wird es allerdings noch dauern. Zuerst will die Partei in den Gemeinderat einziehen. «Wir wollen das unbedingt schaffen», sagen sie beim Abschied noch einmal deutlich.

 

Die Wahlliste des PRR
Kandidaten für den Stadtrat:
Bisher: Hanna Jenni, Jean-Pierre Dutoit, Rosario Scassa
Neu: Thierry de Falcis, Brigitte Desalmand, Annabelle Galley, Irene Homberg, Bastien Krumm, Yannick Krumm, Daphné Mouttet, Paul Wyss

Kandidaten Gemeinderat:
Neu: Jean-Pierre Dutoit, Hanna Jenni, Annabelle Galley, Yannick Krumm bal

Link: www.prr-nidau.ch

Stichwörter: Nidauer Wahlen, PRR, Romands

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