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Biel

Saunieren im Strampi

Schwitzen im Schiffscontainer und dann ein Sprung in den See: Geht es nach dem Verein Seesauna, wird das ab Winter 2022/23 im Bieler Strandbad möglich.

Unten saunieren, oben ausruhen und dazwischen in den kalten See. Visualisierung: ZVG/Seesauna

Mengia Spahr

Nur vereinzelte Badetücher sind auf den Wiesen des Bieler Strandbads ausgelegt. Leute, die ins Wasser wollen, sind rar geworden. In wenigen Monaten werden vor dem Eingang ausgewasserte Boote stehen und das Strampi wird verlassen daliegen.

Der Verein Seesauna möchte dies ändern und die Badi auch über die Wintermonate beleben. Und zwar mit einer Sauna in umfunktionierten Schiffscontainern am Uferrand. Der erste Aufguss soll im November 2022 erfolgen. Gestern hat der Verein das Baugesuch dafür bei der Stadt Nidau eingereicht.

Jetzt schon ragen in der westlichsten Ecke des Strandbads die Bauprofile in die Höhe. «Es ist der beste Platz im Strampi, er ist im Sommer jeweils begehrt», sagt Daniel Leimer. Der Architekt ist einer der drei Initianten des Projekts. Bei den anderen handelt es sich um Rolf Suter, ebenfalls Architekt, und Kuno Moser, Geschäftsführer der Burgergemeinde Biel.

Die Idee sei im Dezember 2019 geboren, sagt Moser, der den Verein präsidiert. Zuerst habe man die Garderoben und andere Infrastrukturen des Strandbads für den Saunabetrieb nutzen wollen. Beim Gespräch mit der Betreiberin CTS habe sich aber herausgestellt, dass die Anlage nicht wintertauglich ist und bauliche Anpassungen aus Gründen des Denkmalschutzes kompliziert sein dürften. «Also planten wir mit einer selbstständigen Einheit», so Moser. Leimer schwärmt vom maritimen Charakter des Standorts mit Blick auf die Sturmwarnleuchte und freut sich, als ein Lastschiff vorbeifährt. «Es ist wie an einem Hafen, deshalb passen die Schiffscontainer so gut.» In zwei solchen Containern soll eine Sauna eingerichtet werden. Ein dritter, der oben aufliegt, ist für den Ruhebereich vorgesehen.

Es gibt noch das Saunafloss

Die Idee einer Sauna am Bielersee ist keineswegs neu: 2016 starteten Bootsbauerin Helena Nidecker und Zimmermann Sebastian Schoop ein ganz ähnliches Projekt namens Saunafloss. Sie möchten auf dem Bieler- und dem Neuenburgersee verankerte Flosse treiben lassen, die über einen Steg erreicht werden können und auf denen eine Saunatonne steht. Das Projekt steht auf der Förderliste der Neuen Regionalpolitik (NRP). Ausserdem hat die Berner Volkswirtschaftsdirektion (Beco) touristische Fördergelder in Aussicht gestellt. Doch die beiden kämpfen sich durch eine Odysse von Behördengängen für Standortabklärungen und Baugesuche. Winter um Winter musste die Inbetriebnahme verschoben werden. Sicher sei mittlerweile, dass in Erlach und Neuenburg ein Floss installiert wird, sagt Nidecker. Mit der Stadt Nidau seien die Verhandlungen von Missverständnissen geprägt gewesen. Deshalb ist bis heute unklar, ob es in Nidau oder Biel überhaupt ein Saunafloss geben wird. Nidecker ist enttäuscht, dass das Saunafloss bei der Umsetzung nicht mehr Unterstützung von seinen Förderern erhalten hat.

Vom Vorhaben des Vereins Seesauna, im Bieler Strandbad eine Containersauna zu eröffnen, habe Nidecker nichts gewusst. «Ich bin sehr erstaunt, dass nun in Biel ein anderes Projekt zustande kommen soll», sagt sie.

Moser seinerseits sagt, er habe erst nach Entwicklung des eigenen Projekts vom Saunafloss erfahren. Da diesem ein anderes Konzept zugrunde liege, sehe er darin keine Konkurrenz.

Im Sommer ein Hotelzimmer

Andernorts gibt es bereits Saunen an Gewässern, die bei der Bevölkerung beliebt sind. So etwa im Lorrainebad in Bern. Sein Anfang November 2018 werden am Aareufer über die Wintermonate jeweils Saunajurten aufgestellt. Moser hat diese bereits ausprobiert. Gegenüber der Aare habe der Bielersee den Vorteil, dass man nicht von der Strömung fortgerissen werde und auch einmal nur bis zu den Knien ins Wasser waten könne. Auch der Komfortstandard werde in der Bieler Containersauna höher sein als in der Jurte im Lorrainebad. Die Schiffscontainer sollen an das Strom-, Wasser- und Abwassernetz angeschlossen werden und der Innenausbau soll in Kontrast zum industriellen Äusseren stehen. «Es wird eine Holzverkleidung geben», sagt Leimer. Im hinteren Bereich der zwei unteren Boxen sind die sanitären Anlagen vorgesehen, im vorderen der Saunabereich. Durch eine Glasfront sollen die Saunierenden auf den See sehen. In beiden Containern finden laut den Initianten bis zu sechs Personen Platz. Wie genau der Betrieb aussehen wird, ist aber noch unklar. Ebenso, wer die Betreuung der Anlage übernimmt.

Noch nicht ganz geklärt ist zurzeit auch die Finanzierung. Bisher hätten die Burgergemeinden Biel, Bözingen und Mett Finanzierungszusicherungen gegeben, der Rest solle über Darlehen gestemmt werden.

Der Verein stellt sich einen Abend- und Wochenendbetrieb vor. Denkbar wäre es laut Moser, dass man über eine Reservationsapp Slots von zwei bis drei Stunden buchen kann. Der Eintritt soll zwischen 30 und 40 Franken kosten. Für den Komfort müssen die Saunierenden also tiefer in die Tasche greifen als etwa bei der Lorraine-Sauna, wo der Eintritt 20 Franken beträgt.

Moser würde sich selbst nicht als Sauna-Freak bezeichnen. Wichtiger als eine ruhige, auf exakt 28 Grad geheizte Sauna sei der Spass und das Erlebnis. «Wir wollen Leute zusammenbringen.» Der Verein selbst möchte in den Betrieb nicht involviert sein: Es gehe den Initianten darum, die Idee umzusetzen, Geld daran verdienen wollen sie nach eigenen Angaben nicht.

Mit der Wahl von Containern wolle man auch signalisieren, dass es sich bei der Sauna um keine permanente Installation handelt. Es sei von Anfang an klar gewesen, dass die Anlage den Sommer über nicht im Strandbad stehen darf. Wenn die düsteren, nebligen Monate vorbei sind, sollen die Container umfunktioniert werden. Zu Hotelzimmer umgebaut sollen sie entlang der Veloroute um den Bielersee platziert werden und eine Übernachtungsmöglichkeit für Touristen bieten.

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