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„Krawattenzwang“

Schlafstörungen wegen Abnormalzeiten

Im persönlichen Blog berichtet Bernhard Rentsch, Chefredaktor „Bieler Tagblatt“, wöchentlich über Erlebnisse im privaten wie im beruflichen/gesellschaftlichen Leben – dies immer mit einem Augenzwinkern. Heute: Schlafstörungen wegen Abnormalzeiten.

Bernhard Rentsch: Krawattenzwang
  • Dossier

Der Wecker – 6 Uhr in der Früh: Wie jetzt, es ist doch immer noch dunkel? In den letzten Wochen freuten wir uns nach den Wintermonaten mit Dunkelheit vor der Arbeit und Dunkelheit nach der Arbeit über frühzeitige Dämmerung am Morgen.

Der «Schock» ist der Umstellung auf die Sommerzeit geschuldet. Wirklich dramatisch ist das allerdings nicht. Die geschilderte Feststellung war einmalig. Inzwischen ist es ein Genuss, vor 7 Uhr den Tagesanbruch mitzuerleben – wenn die Strassenbeleuchtung ausgeschaltet wird und wie in den letzten Tagen ein eindrücklicher Sommeraufgang miterlebt werden kann. Und sowieso: Die Tage werden momentan so schnell länger, dass bereits in kurzer Zeit auch das Aufwachen wieder bei Tageslicht erfolgt.

Das «Gstürm», ob die zweimal jährlich stattfindende Zeitumstellung nötig und sinnvoll ist, ist mir ehrlich gesagt ziemlich egal. Ich habe auch keine Meinung dazu. Die persönliche Umstellung passiert wie beschrieben in kurzen Augenblicken und Feststellungen.

Wer kann also etwas gegen die Zeitumstellung haben? Bei kurzen Recherchen bin ich auf diverse Bereiche gestossen, die mehr Mühe haben. Insbesondere die medizinischen Überlegungen sind wohl nicht ganz ohne: Nach einer Studie von Imre Janszky und Rickard Ljung erhöht die Umstellung auf die Sommerzeit das Herzinfarktrisiko.

Weitere Psychologen und Mediziner haben negative Auswirkungen der Zeitumstellung festgestellt, da die Anpassung des chronobiologischen Rhythmus des Organismus problematisch verlaufen kann. Besonders Menschen mit Schlafstörungen oder organischen Erkrankungen haben hier offenbar grössere Schwierigkeiten. In einer repräsentativen Umfrage im Oktober 2019 gaben 29 Prozent der Teilnehmer an, dass ihnen die Umstellung Beschwerden bereite. Man versteht und kann nachvollziehen, dass mit Blick auf diese Argumente zum Beispiel Schlafforscher für eine dauerhafte Beibehaltung der Normalzeit argumentieren. So, als ob wir aktuell in der Abnormalzeit leben. Die aktuellen Zeiten sind in ganz anderem Zusammenhang abnormal. Da ist die Zeitumstellung vom letzten Wochenende in der Tat ein Klacks.

Geniessen Sie wie ich am Morgen für einen Augenblick den Tagesanbruch. Gerade in den Corona-Krisenzeiten helfen die kleinen Freuden weiter. Für Sonnenaufgänge sind wohl die meisten von uns auch schon zu wesentlich «unanständigeren» Zeiten aufgestanden.

Selbsthilfe bei Schlafstörungen: https://schlafstoerung-selbsthilfe.org


brentsch@bielertagblatt.ch

Twitter: @BernhardRentsch

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