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Biel

Schüler bezwingen den «Dufour-See»

Auf dem Pausenhof der Dufour-Schule kann das Wasser nicht abfliessen. So entsteht bei starkem Regen eine grosse Pfütze – der «Dufour-See». Nun haben die Schüler eine Brücke darüber gebaut.

Zwei Tage lang arbeiteten die Kinder auf dem Pausenhof der Dufour-Schule gemeinsam mit Initiantin Marion Ebert (hinten).  Raphael Schaefer

Hannah Frei


November, es regnet – ständig. Während viele am liebsten nur noch ins Trockene fliehen wollen, erlebt der «Dufour-See» auf dem Pausenhof der Dufour-Schule in Biel seine Blütezeit. Dann, wenn die Regentropfen wie aus Kübeln vom Himmel fallen, kann er sich in seiner ganzen Pracht entfalten. Denn bei heftigem Niederschlag sammelt sich das Wasser auf dem Pausenhof neben der Bieler Stadtbibliothek zu einer grossen Pfütze. «Wir nennen sie den ‹Dufour-See›», sagt einer der Fünftklässler. Zum Schwimmen zu klein, zum Planschen zu gross. Für die Kinder macht der «Dufour-See» einen Grossteil des Pausenhofs unbrauchbar. Zudem versperrt er einen der Zugänge zum Hof.


Nun aber wird der bisher unberechenbare «See» bezwungen: In den letzten zwei Tagen bauten die Kinder der 3.-, 4.- und 5. Klasse eine Holzbrücke über die Pfütze. Initiantin des Projekts ist Marion Ebert, welche die Kinderbaustelle Biel leitet, an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich unterrichtet und Mutter eines der Schulkinder ist.


Der Steg über den «Dufour-See» ist ein Projekt, das im Auftrag des Elternrates entstanden ist und bei dem die Lehrer und Kinder mithelfen. Heute wird die zwölf Meter lange Holzbrücke eingeweiht. Sie soll nicht nur bei Regen genutzt werden, sondern auch im Trockenen, als Sitzbank und zum Spielen.


Am liebsten wird geschraubt
Vom Regen liessen sich die Schülerinnen und Schüler bei der Arbeit am Montagnachmittag nicht beirren. Sie richteten und schraubten ein Brett nach dem anderen auf das Holzgestell. Beschwert hat sich niemand. Vielmehr packten sie interessiert und energisch mit an. Eine der Fünftklässlerinnen in Regenjacke sagte gar: «Die Arbeit gefällt mir sehr gut. Es ist mal etwas anderes, als immer nur im Schulzimmer zu sitzen.» Am liebsten hantiert sie mit dem Akkuschrauber. Es sei zwar nicht ihr erstes Mal, aber bisher habe sie nie bei einem solch grossen Projekt mitschrauben dürfen.


Für die neue Schulleiterin Vera Gerz sind es genau diese Momente, die das Projekt für die Kinder interessant machen. «Die Kinder können gemeinsam etwas entwickeln und zudem auf eine besondere Art und Weise Neues lernen», sagt sie.
Es war August, als Initiantin Marion Ebert mit der Idee auf Gerz zugekommen ist. Sofort stand fest, dass sie dies unterstützen möchte. Und auch die Lehrerinnen und Lehrer seien von Beginn an begeistert gewesen. Sie schufen die passenden Rahmenbedingungen, sodass alle Schülerinnen und Schüler etwas zu tun hatten.


So entstanden für diese zwei Projekttage vier Ateliers: In einem wurden Fähnchen genäht und bemalt, um die Brücke später zu schmücken. In der Turnhalle setzten sich die Kinder auf spielerische Art mit dem Thema Brücken auseinander. In einem Klassenzimmer wurde die Statik von Brücken unter die Lupe genommen. Und auf dem Pausenhof wurde gebaut.


Wurzeln verstopfen Abfluss
Weshalb entsteht diese Pfütze überhaupt? Laut Reto Meyer, Leiter der Abteilung Schule und Sport der Stadt Biel, wird der Abfluss unter anderem von den Wurzeln der Bäume verstopft. Deshalb werde das Wasser ab einer bestimmten Grösse der Pfütze regelmässig abgepumpt. Zurzeit sei sie dafür jedoch zu klein. Mit der Sanierung der Schulanlage, die 2023 abgeschlossen werden soll, werde das Problem behoben, so Meyer.


Für Vera Gerz hat der Pausenhof trotzdem einen gewissen Charme, «er ist auf seine Art attraktiv». Die Brücke sieht sie als Erweiterung – und das Bauen als Erlebnis für die Schüler.
Die dafür benötigten Bretter waren kostenlos und lagen bereits auf dem Schulhof. Sie stammen von der provisorischen Bushaltestelle «Bibliothek». Am Ende musste die Schule für das Projekt nur einen kleinen Betrag aufbringen.


Drei Monate lang darf die Brücke nun stehen bleiben. Danach werden die Schüler wieder durchs Wasser watscheln müssen – oder einen Bogen darum machen.

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