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Biel

Schwere Gewalt geht massiv zurück

Weniger Diebstähle, weniger Einbrüche, weniger Schlägereien: Die Zahl der Straftaten hat im Kanton Bern 2018weiter abgenommen. Gemäss polizeilicher Kriminalstatistik hat sich die Situation auch in Biel positiv entwickelt.

Die Zahl der Einbrüche ist im Kanton Bern im vergangenen Jahr um 16 Prozent zurückgegangen. Bild: Keystone
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von Carmen Stalder

Die Telefone klingelten rund um die Uhr: Knapp eine halbe Million Anrufe hat die Kantonspolizei Bern im letzten Jahr entgegengenommen. Insgesamt mussten die Polizisten zu über 129000 Einsätzen ausrücken. Das sind zwar hohe Ziffern – doch die Zahl der Straftaten ist gesunken (2018: 64863, 2017: 65695). Sie befindet sich damit auf dem tiefsten Wert seit Einführung der polizeilichen Kriminalstatistik vor elf Jahren. Die aktuelle, gestern publizierte Statistik fasst Straftaten gegen das Strafgesetzbuch, das Betäubungsmittelgesetz und das Ausländergesetz zusammen.

Der kantonale Trend lässt sich auch auf die Region übertragen. Fabian Sauvain, Chef der Regionalpolizei Seeland-Berner Jura und damit zuständig für die drei Verwaltungskreise Biel, Seeland und Berner Jura, nimmt erfreut zur Kenntnis, dass im vergangenen Jahr die Delikte gegen das Strafgesetzbuch in allen drei Kreisen zurückgegangen sind. In diese Kategorie fallen Taten von Diebstählen und Einbrüchen über Betrugsdelikte und Cyberkriminalität bis hin zu Sexualstraftaten und Gewaltverbrechen.

In der Stadt Biel hat sich diesbezüglich nicht viel verändert, die Straftaten haben um zwei Prozent abgenommen. «Hier herrscht eine gute und recht stabile Situation», sagt Sauvain. Als auffällig bezeichnet er dagegen den Rückgang der Verstösse gegen das Strafgesetzbuch in den umliegenden Gemeinden. So gab es etwa in Brügg (-12,3 Prozent), Nidau (-10,5), Lengnau (-20,7) oder Pieterlen (-38,9) deutlich weniger Straftaten als im Vorjahr.


Polizei im Nachtleben

Vor einem Jahr enthüllte die Kriminalstatistik eine starke Zunahme an schweren Gewaltstraftaten – kantonsweit hatten die Fälle von schwerer Körperverletzung 2017 um ganze 59 Prozent zugenommen. Dieser Trend konnte nun wieder gestoppt werden. Auch in der Region sind die schweren Gewaltstraftaten zurückgegangen. 2017 gab es in der Stadt Biel 25 schwere Körperverletzungen, 2018 nur noch deren 7.

«Dieser Rückgang ist massiv», so Sauvain. Er kommt allerdings nicht von ungefähr: Um die Zunahme an schweren Gewaltstraftaten einzudämmen, erklärte die Kantonspolizei Bern 2018 die Gewalt im öffentlichen Raum zum Schwerpunktthema für die kommenden zwei Jahre. Zwischen April und September, wenn sich mehr Personen im öffentlichen Raum bewegen, verstärkte die Polizei ihre Präsenz in der Bieler Innenstadt. «Offenbar hat diese präventive Arbeit Wirkung gezeigt», sagt Sauvain.

Auch in diesem Sommer werden Polizeipatrouillen besonders an Wochenenden vermehrt in der Bieler Innenstadt unterwegs sein. Zu den neuralgischen Gebieten zählen unter anderem die Bahnhofstrasse, der Zentral- und der Guisanplatz oder die Zentralstrasse. Diese sogenannten Brennpunkte habe die Polizei in Absprache mit der Stadt Biel definiert, so Sauvain. Und auch mit den Club-Betreibern stehe man in Kontakt. Die Polizisten gehen in der Ausgehzone aktiv auf die Menschen zu, suchen das Gespräch und verteilen Flyer zur Gewaltprävention. All dies, um zum Beispiel Schlägereien gar nicht erst entstehen zu lassen.


Biel auf drittem Platz

n der Statistik werden – aufgeschlüsselt nach Gemeinden – die Straftaten pro 1000 Einwohner angegeben. Zu den Spitzenreitern gehören im Kanton die beiden grössten Städte Bern und Biel sowie die Tourismusdestination Interlaken. Die Reihenfolge auf dem unrühmlichen Podest hat sich leicht verändert: 2017 nahm Biel mit 111,8 Delikten pro 1000 Einwohner hinter Interlaken (148,2) und vor Bern (109,9) den zweiten Platz ein. Interlaken ist zwar immer noch Spitzenreiter (139,3), neu folgt jedoch Bern (119,7) und dann erst Biel (109,2). Allzu viel Bedeutung sollte man dieser Verschiebung allerdings nicht beimessen. Gemäss Sauvain kann sich die Reihenfolge bereits im nächsten Jahr wieder umdrehen.

Abgenommen haben in der Stadt Biel auch die Verstösse gegen das Betäubungsmittelgesetz (-8,3 Prozent) und gegen das Ausländergesetz (-18 Prozent). Bei Letzterem hatte es im Vorjahr noch eine leichte Zunahme gegeben. Seit 2012 hat es im Kanton noch nie so wenig Vermögensdelikte gegeben wie im vergangenen Jahr. Dazu gehören unter anderem Diebstahl, Sachbeschädigung, Raub oder Vandalismus. Mit 16 Prozent sind insbesondere die Einbruchdiebstähle deutlich zurückgegangen. Die Kantonspolizei sieht diese Entwicklung als «deutlichen Beweis dafür, dass sich der nunmehr langjährige Fokus auf die Bekämpfung der Einbruchdiebstähle auszahlt».

Auch schweizweit hat sich die Zahl der Einbruchdiebstähle reduziert. Das sei zwar positiv, schreibt Stefan Blättler, Präsident der Konferenz der kantonalen Polizeikommandanten, in einer Mitteilung. Dennoch würden in der Schweiz immer noch jede Stunde über drei Einbrüche verübt. «Das sind Delikte, die nur dank akribischer Ermittlungsarbeiten, Spurenabgleichen und Präsenz mit genügend personellen Ressourcen aufgeklärt oder verhindert werden können.»


Mehr Delikte im Internet

Ein Thema, mit dem sich die Polizei vermehrt befassen muss, ist Cyberkriminalität: Auch letztes Jahr hat sie stark zugenommen. Unter die Straftaten, die im Internet verübt werden, fallen Delikte wie unbefugtes Eindringen in Datensysteme, Geldwäscherei, Erpressung, Drohung oder Ehrverletzung. Straftaten wie sexuelle Belästigung, sexuelle Handlungen mit Kindern und Pornografie können ebenfalls unter die Cyberkriminalität fallen. Diese Art von Kriminalität geht also weit über Phänomene wie Hackerangriffe hinaus. Es hat eine Verschiebung zahlreicher klassischer Delikte in die Internetkriminalität stattgefunden.

Während die Aufklärungsquoten beim Betäubungsmittelgesetz und beim Ausländergesetz üblicherweise sehr hoch ausfallen, gestaltet sich die Aufklärung im Bereich des Strafgesetzbuches schwieriger. Dennoch ist es der Polizei gelungen, die Aufklärungsquote erneut leicht zu steigern: Mehr als jedes dritte bekannte Delikt konnte geklärt und Beschuldigte ausfindig gemacht werden.

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