Sie sind hier

Abo

Biel

«Selbst Berlin bietet nicht so viel Abwechslung wie Biel»

Morgen startet die Fernsehshow «Sing meinen Song – Das Schweizer Tauschkonzert». Mit dabei ist der Pegasus-Leadsänger Noah Veraguth. Er verrät, wieso er vor der Teilnahme nervös war – und warum er sich vorstellen kann, wieder nach Biel zu ziehen.

Bild: zvg

Interview: Hannah Hermann

Noah Veraguth, wie kam es zur Teilnahme bei «Sing meinen Song – Das Schweizer Tauschkonzert»?

Noah Veraguth: Die Anfrage kam von Seven. Ich habe mich sehr darüber gefreut, weil ich das Format schon gekannt habe, da es zuerst in Deutschland und dann auch hier in der Schweiz grosse Wellen geschlagen hat. Die Zusage war allerdings nicht ganz so einfach. Mein erster Instinkt war: Super, da will ich unbedingt mitmachen. Doch ich wusste, dass die Teilnahme ein sehr emotionaler Blick unter die "Motorhaube" wird. Für einen Musiker ist das je nachdem nicht immer so einfach, da Lieder auch als eine Art emotionales Schild benutzt werden. Wenn man dann die Songs genauer untersucht, offenbart man viel von sich selbst.

 

Also hat es länger gedauert, bis Sie zugesagt haben?

Nein, das nicht. Ich war mir einfach bewusst, dass es eine Challenge für mich sein wird.

 

Hätten Sie sich auch vorstellen können, bereits in einer früheren Staffel mitzumachen?

Die jetzige Anfrage kam unerwartet. Ich finde die Sendung sehr interessant, weil es wirklich nur um Musik geht. Es ist für Fernsehformate eher untypisch, dass die Musik wirklich im Zentrum steht. Aber das ist auch eine Herausforderung.

 

Wie war es für Sie, als die anderen die Lieder von Pegasus gesungen haben?

Das war speziell. Ich habe noch nicht viele Cover-Versionen unserer Songs gehört. Es war aber vor allem eine Ehre, dass die anderen sich Zeit genommen haben, etwas aus unseren Liedern zu machen.

 

Haben die neuen Versionen auch Inspiration für neue Projekte geliefert?

Ich denke, ich nehme die Experimentierfreudigkeit aus dieser Sendung mit. Jeder ist an sein Limit gegangen. Und ich finde es wichtig, dass man immer etwas macht, was man vorher noch nie gemacht hat. Sonst droht man schnell, sich zu wiederholen.

 

Wie war es für Sie, die Lieder der anderen zu interpretieren? Waren Sie nervös?

Ja, da man nichts daraus machen möchte, das dem Künstler nicht passt. Es war mir wichtig, dass meine Version der Person auch gefällt. Ich habe mir Mühe gegeben. Natürlich weiss ich nicht, wie gut es angekommen ist. Aber die Hauptsache ist, dass es von Herzen kommt.

 

Wie läuft der Prozess der Neuinterpretation ab?

Man geht durch den ganzen Katalog des Künstlers und streicht an, bei welchen Songs man sich vorstellen könnte, etwas daraus zu machen. Danach bekommt man das Lied zugeteilt und dann geht es an die Vorbereitung mit der Band. Das sind Top-Musiker, die alles Mögliche spielen können: Reggae, Rock, Samba. Das habe ich ausgenutzt. Ich wusste, dass ich mit den besten Musikern der Schweiz zusammenarbeite, alle Stile spielen kann und es auch immer gut klingt. Das war meine Art der Interpretation.

 

Könnten Sie sich vorstellen, auch mit Pegasus in eine komplett andere Richtung zu gehen?

Wir sind eine Band, da können wir nicht einfach alles spielen. Wir sind vor allem in dem gut, was wir bisher als Band spielen. Wenn eine Gruppe beispielsweise auf einmal anfängt, Reggae zu spielen, dann wird das wahrscheinlich eher nicht so gut. Ich glaube nicht, dass wir auf einmal andere Stile spielen werden.

 

Gab es ein Lied von Pegasus, das Sie unbedingt von den anderen hören wollten?

Ich war sehr überrascht über die Auswahl von Pegasus-Liedern. Ich wusste, dass ein, zwei der bekannteren Songs dabei sein werden. Die anderen haben aber auch Lieder von uns gewählt, die ich selbst gar nicht mehr wirklich auf dem Radar hatte.

 

Gibt es jemanden, der dieses Mal nicht dabei war, dessen Lieder Sie gerne einmal covern würden oder von dem Sie Ihre Lieder gecovert hören möchten?

Bastian Baker war beispielsweise noch nicht dabei. Er hat sehr viele schöne Lieder, mit denen man etwas machen könnte. Auch 77 Bombay Street wären interessant. Ich bin selber Fan von ihnen. Die Band hat super Lieder und kann selbst sehr gut covern.

 

Und international?

Ich würde sehr gerne hören, wie Chris Martin, der Sänger von Coldplay, einen Song von Pegasus am Klavier spielt. Das würde mich sehr interessieren. Ich finde ihn einen fantastischen Songwriter und spezifisch am Klavier finde ich ihn auf seine eigene Art extrem virtuos.

 

Sie haben mal in einem Interview erwähnt, dass Berlin etwas Dreckiges hat und Rockerstiefel trägt. London wiederum einen eleganten Mantel. Was trägt Biel?

Für mich ist Biel sicher näher an Berlin als an London. Ich glaube, Biel ist eine sehr einzigartige Stadt, die sehr viel für ihre Grösse hergibt. Selbst Berlin bietet nicht so viel Abwechslung wie Biel. Man hat die Altstadt mit ihrer wunderschönen Architektur, die Natur, aber auch die alternative Szene. Biel bietet alles.

 

Sie haben auch gesagt, dass Stillstand für Sie das Schlimmste ist. Sie wechseln gerne die Städte. Gibt es schon ein neues Ziel?

Für meine Verhältnisse bin ich schon relativ lang in Zürich. Zürich bietet viel, aber ich kann mir auch vorstellen, bald wieder woanders hinzuziehen. Wohin weiss ich noch nicht. Ich bin gerne an verschiedenen Orten und brauche meine Abwechslung.

 

Wäre das Seeland eine Option?

Jedes Mal, wenn ich den Chasseral und die Jura-Bergkette sehe, fühle ich mich zuhause und bekomme Heimweh. Ich könnte mir also vorstellen, wieder zurück nach Biel zu kommen.

 

Sie waren sehr jung, als die Band Pegasus ihren Durchbruch hatte. Wenn Sie noch einmal anfangen könnten, würden Sie etwas daran ändern? Möglicherweise erst noch warten?

Ich finde, bei uns war der Zeitpunkt genau richtig. Später wäre es nicht gut gewesen, früher aber auch nicht. Vor unserem Durchbruch waren wir auch noch nicht parat. Wir hatten sehr viel Glück mit unserem Timing. Viele Aspekte der Musikindustrie, wie das richtige Team oder die richtige Vermarktung, haben wir noch nicht verstanden. Hätte man uns zu dieser Zeit die gleiche Plattform und Aufmerksamkeit gegeben, wie etwas später, hätte es uns weggespült.

 

Hilft es da, noch andere zu haben, die das Gleiche durchmachen?

Sehr. Ein Solo-Künstler muss das alles selber bewältigen. Als Band hat man immer andere, die dich abfedern. Vor allem wenn man eine gute Banddynamik hat, fällt es sehr viel leichter und macht auch grossen Spass. Wir haben vor allem viel zusammen gelacht.

 

Wie lange brauchen Sie, um einen Song zu schreiben?

Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt Lieder, die brauchen mehrere Jahre, weil ein gewisser Teil fehlt oder eine Zeile noch nicht stimmt. Dann gibt es aber auch Songs, die innerhalb von einer Stunde geschrieben sind. Man muss sich auf beides gefasst machen. Meine Erfahrung ist, dass die Songs, die schnell fertig geschrieben sind, die besseren Lieder sind. Das Publikum spürt, wenn man krampfhaft versucht hat, den Song fertig zu bekommen.

 

Wie bekommen Sie neue Inspiration für Songtexte?

Es braucht eine Zündung und danach läuft es. Die Zündung ist die wahre Herausforderung. Wenn man einen Anfang hat, schreibt es sich danach fast wie von selbst. Auch das Bauchgefühl muss stimmen.

 

Hatten Sie auch schon Blockaden?

Ich hatte zwei schwere Blockaden, die schlimmste als ich 20 war. Plötzlich habe ich nichts Gutes mehr schreiben können. Lieder konnte ich schon noch schreiben, das ist zu einem gewissen Grad auch ein Handwerk. Aber es hat nicht echt gewirkt. Diese Blockade hat zwei Jahre gedauert. Das war hart, denn man weiss nicht genau, wieso das passiert. Ich glaube, bei mir war es eine Art Übersättigung, weil ich zuvor sehr viel geschrieben hatte. Ich war also wie ein leerer Tank. Die zweite Blockade ging glücklicherweise nur ein halbes Jahr.

 

Gibt es etwas, worauf sich die Pegasus-Fans freuen können?

Am 11. März kommt unser neues Album «Future:Memories» heraus. Auf dem neuen Album schlagen wir eine Richtung ein, die unsere Fans, glaube ich, nicht erwarten. Nach dem Unplugged-Album, das sehr akustisch und organisch war, schlagen wir jetzt mit Elektronischem die Gegenseite ein. Dann geht es zuerst auf Festival-Tournee, am Lakelive in Biel werden wir zu sehen sein. Im Herbst geht es dann auf normale Tournee.

******************************

Um was geht es?

Morgen Abend startet auf dem Sender «3+» die dritte Staffel des Fernsehformats «Sing meinen Song – Das Schweizer Tauschkonzert». Dafür hat der Aargauer Sänger Seven sechs weitere Künstlerinnen und Künstler nach Gran Canaria eingeladen. Mit dabei sind unter anderem der Rapper Stress, die Soulsängerin Caroline Chevin und der Bieler Noah Veraguth. Die Idee der Sendung ist es, die Sängerinnen und Sänger aus ihrer gewohnten Umgebung zu holen. Jeder Abend ist einer bestimmten Person gewidmet, deren Lieder dann von den anderen Teilnehmenden neu interpretiert werden, ganz auf ihre Art. Neben der Musik gibt es auch jeweils persönliche Einblicke in das Leben der Promis, bei dem oft auch Tränen vergossen werden. hah

Nachrichten zu Biel »