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Biel

Sie haben das «Blue Note» wiederbelebt

Früher, als noch Jazzgrössen auf seiner Bühne standen, hiess er «Blue Note Club», später «Joya Club». Nun wagen Arber Aijvazi und Andjela Manojlovic einen Neuanfang – mit altem Namen.

Geschäftsführer Arber Aijvazi und Andjela Manojlovic sind auch privat ein Paar. Yann Staffelbach
  • Dossier
Hannah Frei
 
Sie hätten sich wohl keinen schlechteren Zeitpunkt für eine Cluberöffnung aussuchen können: Arber Aijvazi und Andjela Manojlovic haben den «Blue Note Club» Anfang 2020 übernommen, knapp zwei Monate vor dem ersten Lockdown, unter dem Namen «Illusion Club». Corona kam, der Erfolg blieb aus. Etablieren konnten sich die beiden in den paar Wochen nicht, sagen sie heute.
 
Als Aijvazi und Manojlovic den Club wieder hätten öffnen dürfen, kam der nächste Schlag: Aufgrund eines Wasserschadens musste das Lokal für fast fünf Monate geschlossen werden. «Wir hatten grosses Pech», sagt Aijvazi. Es wurde renoviert, die sanitären Anlagen wurden erneuert, die Bar verbessert. Den beiden blieb nichts anderes übrig, als abzuwarten. Doch sie gaben nicht auf. Ende August wagten sie einen Neustart, mit demselben Namen wie damals kurz nach der Jahrtausendwende, als dort noch Jazzgrössen aus aller Welt auf der Bühne standen. «Unter dem Namen Blue Note war der Club ein Erfolg. Da möchten wir anknüpfen», sagt Aijvazi.
 
Ausgebuchte Lounges
Steil ist sie, die Treppe, die hinunter in den «Blue Note Club» führt. Steil und rot. Drinnen glänzt es, die Bar, die Champagnerflaschen auf dem Regal, die Lounges, welche die Tanzfläche umrahmen. Letztes Wochenende seien alle ausgebucht gewesen, sagt Manojlovic. Im «Blue Note» zeigt man sich gerne, und wird man gerne gesehen.
 
Manojlovic macht im Club praktisch alles, steht hinter der Bar, füllt nach, hilft aus. «Ich bin seine rechte Hand», sagt sie und legt ihre linke auf den Oberschenkel von Aijvazi. Er ist der Geschäftsführer. Die beiden sind nicht nur beruflich ein Paar. Vor etwas mehr als zwei Jahren lernten sie sich in einer Bar in Bern kennen. Sie stand hinter der Theke, er wurde zum Stammgast. Er ist 39 Jahre alt, sie 28. Sie ist Serbin, er Albaner. Nun wohnen sie gemeinsam in Biel, die Hochzeit ist bereits in Planung. «Vielleicht feiern wir ja im ‹Blue Note›», sagt sie und sieht ihn an.
 
Doch bis dahin wollen sie sich ganz dem Club widmen. «Wir haben genug gewartet, es soll nun endlich richtig losgehen», sagt er. Das Konzept: ein gemischtes Programm von Salsa über Dancehall bis zu Electro. «Es soll ein Club für alle werden», sagt Aijvazi. Konzerte sind zurzeit keine geplant. Das soll sich aber künftig ändern, so Manojlovic.
Mit der ersten Party Ende August sind die beiden zufrieden. Organisiert wurde sie von der Solidarity Agency, einer neuen Eventorganisation aus Biel. An besagtem Freitag seien es um die 150 Gäste gewesen, am Samstag etwa 200. Maximal passen 250 Personen in den Club.
 
Bald sieben Tage die Woche offen 
Vor 2020 hiess das Lokal noch «Joya Club». Das Konzept war ähnlich wie das heutige, DJs legten Tanzmusik auf. Die Joya Club AG hat Aijvazi übernommen. Bevor er und Manojlovic den Club eröffneten, arbeitete er im Verkauf, sie als Serviceangestellte. Für Aijvazi war aber schon früh klar: «Ich will einmal etwas Grosses aufbauen, etwas wagen.» Das hätte auch ein Restaurant oder ein Verkaufsladen sein können, sagt er. Aber dann kam er mit den damaligen Betreibern des Joya Clubs in Kontakt. Und so führte eines zum anderen.
 
Ab Oktober wollen die beiden nicht nur an den Wochenenden öffnen: Von Sonntag bis Donnerstag werden sie ihr Fumoir abends in eine Shisha-Bar verwandeln. Sieben Tage die Woche offen zu haben, sei kein Problem für sie. «Wir geben unser Bestes, dass sich die Leute hier amüsieren», sagt er.
 
Der dritte Anlauf ist also geglückt, ganz zufrieden sind die beiden trotzdem noch nicht. Der Club müsse bekannter werden, schon nur wegen des Standorts. Obwohl sich das «Blue Note» unmittelbar neben dem Bieler Bahnhof befindet, ist der Eingang hinter dem Casino gut versteckt. Viele würden es übersehen, nicht wissen, dass das «Blue Note» wieder bebt. Und da wär ja noch Corona: Dass die Partygängerinnen und Partygänger die Tests ab Montag selbst bezahlen müssen, dürfte die Situation noch verschärfen.
 
Trotzdem sind sich Aijvazi und Manojlovic sicher, mit dem Club die richtige Entscheidung getroffen zu haben. «Biel braucht mehr Clubs», sagt sie. Nun, da der «Chessu» auf unbestimmte Zeit zu bleibt, gibt es in Biel nur noch zwei grössere Clubs – das Konzertlokal «Le Singe» in der Altstadt nicht dazugezählt –, und zwar das «Duo» an der Zentralstrasse und eben das «Blue Note». Zu wenig, finden die beiden. Er wuchs in Lyss auf, sie in Biel. Beide gingen stets lieber in Zürich feiern. Dort laufe immer etwas. «Wir möchten, dass auch in Biel das Partyleben bunter wird», sagt Aijvazi.
 
Info: Am Freitag findet im «Blue Note Club» der erste Latinoabend statt, Thomas-Wyttenbach-Strasse 2 in Biel, Türöffnung 22 Uhr, Zutritt nur mit Covid-Zertifikat.www.blue-note-club.ch

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