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SP/PSR

Sie stehen ein für Solidarität

Die SP will Biels Alterspolitik umbauen, die sanfte Mobilität fördern sowie städtischen Wohnungsbau thematisieren. Und sie fordert mehr Unterstützung für die von der Krise Gebeutelten.

Stehen vor der potenziellen Zukuft des öffentlichen Verkehrs in Biel: Glenda Gonzales Bassi, Kady Boly Rütimann, Michel Angele und Susanne Clauss (von links) vor einem der neuen Elektrobusse der Verkehrsbetriebe Biel. Bild: Lee Knipp
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Lino Schaeren

Viele schattenspendende Bäume, kiesiger Untergrund oder Rasen, ein grosszügiger Spielplatz: Der Cristal Park im Bieler Mühlefeld-Quartier präsentiert sich genauso, wie sich die vier Vertretenden von SP und PSR Begegnungszonen wünschten. Dennoch ist der Grund, wieso sich Glenda Gonzalez Bassi (PSR), Kady Boly Rütimann (PSR), Susanne Clauss (SP) und Michel Angele (SP) an diesem Ort mit dem BT treffen wollten, ein anderer. Er steht gleich nebenan: das Alters- und Pflegeheim Cristal. Das Heim wurde in den letzten Jahren durch einen Neubau ergänzt. Und: Im Erdgeschoss des Hochhauses ist ein Kindergarten mit zwei Klassen eingezogen. Ein besonders erfreulicher Umstand, finden die Sozialdemokraten – «hier wurde generationenübergreifend geplant», sagt Angele.

Auch Susanne Clauss lobt, dass Jung und Alt integriert wurden. Die SP-Co-Präsidentin sieht nicht nur das Cristal, sondern die vier städtischen Pflegeheime generell auf gutem Weg: Die Stadt hat erst kürzlich eine Reorganisation der Heimstruktur abgeschlossen. Clauss sieht darin zwar erst einen Zwischenschritt in der Neuausrichtung, trotzdem ist der Geschäftsführerin und Hebamme der eingeschlagene Weg willkommen – schliesslich war es den Linksparteien 2017 gelungen, die geplante Auslagerung der Heime in eine AG zu verhindern. In der Folge war der Gemeinderat mit der Neuorganisation beauftragt worden.

Der Bus der Zukunft

Weiter geht’s auf dem Velo mit Ziel Zentralplatz. Bereits im Sattel wird angesprochen, was im Zentrum Thema sein soll: der Verkehr. Auf den Quartierstrassen wird das Trottoir immer wieder unterbrochen, etwa durch Parkplätze. Braucht es mehr Gehwege? Nein, meint Glenda Gonzalez Bassi. Dafür fehle im engen Strassenraum schlicht der Platz. Stattdessen solle vor allem der Transit-Autoverkehr in den Wohnquartieren verhindert werden. «Sind die Quartiere verkehrsberuhigt, braucht es auch nicht mehr überall zwingend ein Trottoir», sagt die 52-jährige Erwachsenenbildnerin.

Ankunft auf dem Zentralplatz: Vor dem Kontrollgebäude steht einer von zwei neuen Elektrobusse der Verkehrsbetriebe Biel, die dank einer leistungsstarken Batterie ohne Oberleitung auskommen. Der Chauffeur hat auf dem Weg in die Garage extra kurz Halt gemacht. Für die vier Mitglieder der SP steht der Bus symbolisch für eine nachhaltige Mobilität, die zum einen wegführt vom Verbrennungsmotor, andererseits gerade in der Stadt aber auch ausgerichtet ist auf einen ausgebauten öV sowie auf den Velo- und Fussverkehr. «100 Jahre stand das Auto im Vordergrund, jetzt ist es Zeit, die anderen Verkehrsträger zu berücksichtigen», sagt Clauss. Wobei Michel Angele betont, dass es ihm dabei nicht um eine Politik gegen Autofahrer gehe. Mit Blick auf die stetig zunehmende Mobilität sei es aber zwingend, den Stadtverkehr neu zu denken. «Es braucht eine gewisse Umverteilung», sagt der 28-jährige Familienmann und Koordinator eines Tandemprojekts. Kady Boly Rütimann ergänzt: «Weniger Autoverkehr in der Innenstadt bedeutet auch bessere Luft und weniger Lärm.»

Guido Müllers Esprit aufleben lassen

Wieder auf das Velo, durch die Zentralstrasse, die Altstadt als Ziel im Sinn. Im Rathausgässli wandert Glenda Gonzalez Bassis besorgter Blick entlang der Geschäftsfronten. Gerade erst am Wochenende, sagt sie, habe sie von zwei Betrieben vernommen, die wegen der Corona-Krise schliessen müssten. Sie fordert: Die Stadt müsse sich einsetzen für das Kleingewerbe, das akut gefährdet sei. Und nicht nur die Stadt: Auch die Unternehmen sollten solidarisch sein, ergänzt Boly Rütimann. «Es gibt Firmen, die jetzt hohe Gewinne erzielen. Sie sollten durch eine gute Steuerpolitik jetzt die unterstützen, die von der Krise hart getroffen wurden.»

Um in der Krise Hilfe zu leisten, hält es Gonzalez Bassi für legitim, wenn sich die Stadt zusätzlich verschuldet, um in die soziale Sicherheit der Bielerinnen zu investieren. Sie verweist darauf, dass Biel zwar hoch verschuldet sei, aber eben auch über viele Aktiven verfüge. Vor allem in Form von Liegenschaften und Land.

Die städtische Bodenpolitik ist den SP-Vertretenden denn auch ein grosses Anliegen. Man wolle, so sagt Clauss, den Esprit von Guido Müller wieder stärker aufleben lassen. Müller (SP) war von 1921 bis 1947 Stadtpräsident und hat die bis heute gelebte Politik, Land im Bauland abzugeben, geprägt. Er war zudem ein Förderer des genossenschaftlichen Wohnungsbaus; ein Thema, das gerade heute wieder hochaktuell ist: In Biel soll der Anteil genossenschaftlicher Wohnungen bis 2035 auf 20 Prozent erhöht werden. «Wir müssen kreativer sein in der Beantwortung der Frage, welche Wohnformen wir fördern wollen», sagt Michel Angele. Und Clauss meint: «Die profitgetriebenen Investoren gehören auf die Plätze verwiesen.» Eine der Forderungen der SP im Wahlkampf ist deshalb, dass die Stadt selber im Wohnungsbau tätig werden solle.

Ein paar Schritte weiter blickt Kady Boly Rütimann auf den Schriftzug über dem Eingang des Nebia poche. Im Gewölbekeller finden regelmässig kleinere Konzerte oder Aufführungen statt. «Hier wird französischsprachige Kultur gelebt», sagt die 48-jährige Business-Analystin freudig. Die Eröffnung des Theaters Nebia 2018 in Bahnhofsnähe, zu dem auch das Nebia poche gehört, war ein grosser Schritt für die frankophone Kultur Biels. Im Nebia finden aber auch interkulturelle Anlässe Platz. Für Glenda Gonzalez Bassi steht das Nebia poche in der Altstadt denn auch beispielhaft für die gelebte Bieler Zweisprachigkeit. Am First Friday würden sich alle hier treffen, unabhängig der Muttersprache. «Die gelebte Bieler Zweisprachigkeit bedeutet nicht, dass alle beide Sprachen perfekt sprechen. Sondern, dass sich alle mit beiden wohlfühlen. Denn die Zweisprachigkeit ist unsere Identität.»

Gleichzeitig sehen die SP-Vertretenden die französischsprachige Minderheit in einigen Bereichen nach wie vor benachteiligt. Etwa bei der Lehrstellensuche; viele Unternehmen würden nur in einer Sprache ausbilden – im Kanton Bern meistens Deutsch. Aber auch im Stadtrat, in dem derzeit nur 16 von 60 Sitzen durch Frankophone besetzt sind, sehen sie Nachholbedarf. Am besten durch eigene Sitzgewinne – zwei sind das Wunschziel. Und wenn es dann richtig optimal laufe, würden diese durch den PSR erzielt.

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Die SP-Liste

Salome Strobel, 1973, bisher

Susanne Clauss, 1965, bisher

Anna Tanner, 1989, bisher

Levin Koller, 1994, bisher

Martin Wiederkehr, 1953, bisher

Marc Arnold, 1964, bisher

Alfred Steinmann, 1955, bisher

Caroline Caccivio, 1962

Salome Trafelet, 1992

Silja Kohler, 1989

Julián Rodriguez, 1994

Giovanna Raso, 1973

Daniela Hess, 1967

Matilda Leonarz, 1993

Kathrin Hegyi, 1978

Juliet Bucher, 1967

Vera Meier, 1988

Katharina Stöckli, 1984

Veryan Thommen, 1986

Jarno Bigler, 1979, bisher

Jesus Fernandez, 1958

Xhabir Velija, 1984

Markus Blösch, 1979

Bruno Bucher, 1955

Michel Angele, 1992

Christoph Lörtscher, 1960

Julian Meier, 1989

Nico Häusler, 1980

Jonas Inhelder, 1987

Jonas Zürcher, 1987 lsg

Das BT stellt die Kandidaten der 
neuen Bieler Legislative vor.

Stichwörter: Wahlen, Biel, Politik

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