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Biel

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Eine Gruppe von Bieler Architekten hat 2016 das Farelhaus gekauft und saniert. Gestern hat die Stadt das Projekt ausgezeichnet. Sie lobt, dass die Handschrift des berühmten Erbauers erhalten blieb.

Das Team mit Reto Mosimann (ganz links)...Bilder: zvg/Lia Wagner/Yann Stallelbach

Carmen Stalder

Biel hat zu viele alte, im Unterhalt vernachlässigte Häuser. Aus diesem Grund schafft die Stadt mit dem «Prix Engagement» einen Anreiz für Sanierungen. Mit dem Preis will sie private Liegenschaftseigentümerinnen auszeichnen, die ihre Gebäude aufgewertet und damit zur Verschönerung des Stadtbildes beigetragen haben. Zudem sollen andere Liegenschaftseigentümer, die bisher noch nicht investiert haben, dazu motiviert werden, selbst aktiv zu werden.

Im Sommer 2020 hat die Stadt Biel den Wettbewerb zum dritten Mal ausgeschrieben. Nach der coronabedingten Verschiebung fand die Preisverleihung gestern Abend im Bieler Kongresshaus statt. Die Jury unter Vorsitz des Bieler Stadtpräsidenten Erich Fehr und bestehend aus Fachpersonen aus der Architektur- und Immobilienbranche präsentierte die Gewinnerprojekte (siehe Infobox), die sie aus 23 Eingaben ausgewählt hatte.

Als beste Liegenschaftserneuerung hat die Stadt das Farelhaus am Oberen Quai 12 ausgezeichnet. Das Projekt habe Leuchtturmcharakter: «Es weist eine besonders sorgfältige Sanierung eines Zeitzeugen des Architekten Max Schlup aus den 50er-Jahren aus», teilt die Stadt mit. Und weiter: «Das Projekt leistet einen wertvollen Beitrag für die Belebung der Bieler Innenstadt.»

Persönliche Affinität

Bauherrschaft ist die Farelhaus AG, ein Zusammenschluss der fünf Architekten Reto Mosimann, Stephan Buchhofer, Oliver Schmid, Simon Schudel und Ivo Thalmann. 2016 haben die Architekten die Liegenschaft von der reformierten Kirchgemeinde abgekauft. Diese besass zu wenig Geld, um das Haus zu sanieren, und hatte Besitzer gesucht, welche die soziale Nutzung weiterführen würden. Nach zwei Jahren Bauarbeiten wurde das Gebäude 2018 wiedereröffnet.

Wenn Reto Mosimann über den Erbauer des Hauses spricht, kommt er in Fahrt. Zu den Werken des für Biel prägenden Architekten Max Schlup (1917-2013) habe er eine grosse Affinität. «Ich habe die Monografie von Schlup mitverfasst, bereits mehrere seiner Gebäude saniert und kannte ihn auch persönlich.»

Umso grösser war der Respekt vor der Instandsetzung des Farelhauses, bei welcher der ursprüngliche Charakter erhalten werden sollte. Das dunkle Holz wurde aufgefrischt statt ausgewechselt, Originalbauteile wie Lavabos und Wandplatten wurden ausgebaut und in anderen Räumen wiederverwendet. Bei der Inneneinrichtung wählten die Architekten Möbel aus den 50ern, dazu Farben und Materialien, mit denen Schlup gearbeitet hatte.

In den Obergeschossen wurden die Einbauten und Veränderungen der letzten 50 Jahre zurückgebaut und repariert. Als besonders aufwendig habe sich die Erneuerung des Innenhofs erwiesen, erzählt Mosimann. Weil es in den darunterliegenden Keller tropfte, musste der Innenhof bis auf die Betondecke rückgebaut werden – inklusive der Steine, die wie ein Mosaik angelegt waren. Einmal abgedichtet, wurde der Boden wieder gemäss dem Originalbild gepflästert.

Einzigartiges Objekt

Die Bauphase, während der sich die fünf Architekten als Private um das Farel-Projekt kümmerten, bleibt Mosimann als intensiv in Erinnerung – obwohl man sich im Team in 99 Prozent der Entscheidungen einig gewesen sei. Alles in allem würde er sich der Aufgabe sofort wieder annehmen. «Es ist schlicht ein einzigartiges Haus in Biel.» Zufrieden zeigt er sich damit, wie dank der Unterstützung von Valérie Feller, die als Geschäftsführerin insbesondere zu Beginn die Programmierung des Gebäudes geprägt hat, das Leben ins Farelhaus zurückgekehrt ist: Mit dem verpachteten Bistro, das rege besucht wird, den Wohnungen, die allesamt vermietet sind und den Ateliers, in denen Grafikerinnen, Therapeuten, Architektinnen und viele mehr arbeiten. Der Saal war zumindest vor der Pandemie gut ausgelastet, er trägt sich knapp selbst.

Seit die Stadt den ersten «Prix Engagement» verliehen hat, sind sieben Jahre vergangen. Hat sich das Stadtbild seither tatsächlich verschönert? Ja, sagt Biels Stadtpräsident Erich Fehr (SP). «Es hat sich viel getan seither – das bestätigt einerseits mein subjektiver Eindruck, und andererseits die vielen Baugesuche, die wir erhalten.» Eine grobe Schätzung geht von rund 100 Millionen Franken aus, die Private in den letzten zehn Jahren in Biel in Sanierungen investiert haben. Und auch die Stadt bleibe nicht untätig, so Fehr, wie man etwa beim Dufourschulhaus sehen könne. Klar ist aber auch: Zu Ende saniert ist Biel noch lange nicht. Und so will die Stadt in zwei oder Jahren erneut einen «Prix Engagement» verleihen.

 

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Die Gewinnerinnen
und Gewinner

  • 1. Platz – «Farelhaus», Oberer Quai 12, Farelhaus AG.
  • 2. Platz – «La Centrale»,
Bözingenstrasse 31, Personalvorsorgestiftung der Ärzte und Tierärzte (PAT-BVG).
  • 3. Platz – «Siedlung Wasenstrasse 34-46», Bieler Wohnbaugenossenschaft Biwog und Casanostra, Verein für Wohnhilfe.
  • Spezialpreis – «Nidaugasse 1», Homeinvest AG, Immobilien-Treuhand. mt

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