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Weihnachtsmarkt

Sie weiss, zu wem der Duft von Rosen, Tannennadeln oder Melisse passt

Dominique Mantese aus Täuffelen ist seit dem ersten Lysser Stärnemärit mit dabei. Die 53-Jährige stellt Duftkissen her und erzählt, weshalb einmal ein Mädchen auf keinen Fall an einem Schlafkissen schnuppern wollte.

Die Duftkissen näht Dominique Mantese daheim in ihrem Atelier. Bild: Barbara Héritier
  • Dossier

Aufgezeichnet: Sarah Grandjean

Der Lysser Stärnemärit ist mein erster Märit seit Beginn der Pandemie, und ich freue mich extrem darauf. Seit Wochen bin ich nun daran, Duftkissen zu nähen. Die sind immer gefragt. Es gibt kein Kraut, das speziell gut ankommt, das hängt von der Mischung ab. Bei Lavendel ist es so: Entweder die Leute mögen ihn oder sie mögen ihn nicht. Ich habe jeweils Testkissen an meinem Stand, an denen die Besucherinnen riechen können. Wenn Lavendel drin ist, finden es die einen gut, die anderen gar nicht.

Während Frauen zarte Düfte wie Rosen mögen, darf es bei den Männern etwas Herberes sein, Tannennadeln zum Beispiel. In den letzten Jahren ist der Kinderduft sehr gefragt. Kinder schlagen gut auf Aromatherapie an. Ich habe deshalb eine Mischung speziell für Kinder gemacht. Es ist ein beruhigender Duft mit Melisse, Kamille und Lavendel. Die Kräuter kaufe ich bei der St.Galler Firma Dixa ein. Die hat eine grosse Auswahl, verkauft die Kräuter in Kilosäcken und in Bioqualität. Bio ist mir wichtig. Es kann ja sein, dass mal ein Kissen kaputt geht, dann dürfen keine Giftstoffe drin sein.

Meist kommen Frauen an meinen Stand, Männer finden Duftkissen oft doof. Das schönste Kompliment, das ich mal erhalten habe, war, als mir an einem Samstagmittag eine Frau ein Kissen abgekauft hat. Ihr Mann stand desinteressiert hinter ihr, die Hände in den Hosentaschen. Am Abend hat mir die Frau ein Foto geschickt, auf dem war ihr Mann zu sehen, der mit dem Kissen im Arm eingeschlafen war.

Ich verkaufe auch Kerzengestecke. Dieses Jahr habe ich auf Nachhaltigkeit gesetzt. Die Förster vom Forst Lyss, wo ich Teilzeit im Büro arbeite, haben mir Birkenstämme aus dem Lysser Wald mitgebracht. Mein Mann hat diese halbiert und ausgehöhlt. Ich habe sie mit Hauswurz bepflanzt und die Kerzen dazwischen gestellt. Im Frühling kann man die Stämme mit den Pflanzen dann in den Garten bringen. Zudem mache ich Kerzengestecke auf geölten Eichenbrettern. Diese kann man später als Apéroplatten weiterverwenden. Ich bin gelernte Floristin und war vor 15 Jahren zum ersten Mal auf einem Märit, nämlich in Biel auf dem Handwerkermärit. Eine Zeit lang habe ich Sträusse mit Gemüse von einem Bauern aus der Nachbarschaft verkauft. In Aarberg hatte ich mal an einem Samstagsmarkt einen Stand, aber das war ein Riesenflop. Damals ging ich mit Schnittblumen hin, aber es kamen kaum Leute. Neben meinem gab es noch einen zweiten Blumenstand und ich hatte meinen gegenüber des Blumenladens. Die unverkauften Blumen habe ich in der Nachbarschaft verschenkt, aber ich schrieb rote Zahlen. Dann geht man natürlich nicht mehr hin, denn der Aufwand für einen Märit ist sehr gross.

Man macht das aber auch nicht, weil man viel verdienen will. Das Schöne an einem Markt ist die Wertschätzung, die man erhält. Und die hat zugenommen. Als ich angefangen habe, schätzten die Leute das Handwerk weniger, man wurde gar etwas belächelt. Inzwischen kommen wieder mehr Besucherinnen, und sie sind interessierter. Qualität ist ihnen wichtig. Die Organisatoren müssen darauf achten, dass die Märkte nicht «verramschen», was wohl nicht ganz einfach ist. Am Stärnemärit haben wir aber überwiegend schönes und gutes Handwerk. Essen und Trinken sind natürlich auch wichtig. Es macht immer jemand leckere Crêpes, in einer Feuerschale können die Kinder Cervelats bräteln, und Glühwein gibt es auch.

Ich selbst gehe auch gerne auf Weihnachtsmärkte. Der Schönste, den es je gab, war der Aetigkofer Weihnachtsmärit. Den hat jeweils ein Bauer aus dem Dorf organisiert. Da hat man ganze Scheunen ausgeräumt, dekoriert und die Stände hereingestellt. Das war gewaltig. Es gab gutes Handwerk, Essen und Getränke waren lokal, die Landfrauen haben zum Beispiel Kuchen gebacken, der Turnverein hat Bratwürste gebraten und der Handballverein Pizza gemacht. Es ist schade, gibt es den nicht mehr.

Am Lysser Stärnemärit mit den Häuschen, der Deko und der Musik gefällt mir einfach die Stimmung. Lyss ist schön, weil es so familiär ist. Die Leute kennen einander, trinken ein Glühwein, reden zusammen. Es gibt auch immer wieder schöne Begegnungen. Eine Zeit lang habe ich Schlafkissen gemacht. Da kam eine Mutter mit ihrer kleinen Tochter zu mir, die nicht gut schlafen konnte. Ich habe dem Mädchen ein Kissen gegeben, um herauszufinden, ob ihr die Kräuter entsprachen. Sie wollte aber partout nicht daran riechen. Sie hatte Angst, dass sie sonst an Ort und Stelle einschlafen würde. Das war härzig. Ein andermal hat mir ein junger Camionchauffeur ein Kissen abgekauft. Später rief er mich an, ob er noch ein Zweites kaufen könne – um es in den Lastwagen mitzunehmen.

Auch die Organisatorinnen geben sich sehr Mühe. Einmal hat es so stark geregnet, dass der Abfluss vor meinem Häuschen verstopfte. Es gab eine Riesenpfütze und die Besucher kamen gar nicht mehr zu meinem Stand. Da haben die Organisatorinnen Paletten besorgt und mit der Gemeinde geschaut, dass die Pfütze ausgepumpt wurde. Solche Dinge machen es aus. Selbst wenn es mal bitterkalt war, habe ich nie gedacht: Warum tue ich mir das an? Wenn ich mal kalte Füsse habe, kaufe ich am Nachbarstand Lamawollsocken.

Info: Stärnemärit, Freitag, 16 bis 21 Uhr / Samstag, 10 bis 21 Uhr / Sonntag, 10 bis 17 Uhr.

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