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Biel

«Skihüttenfeeling mitten in der Stadt»

Die erste Saison von Paradice zeigt, dass die Organisatoren nach dem Neustart auf der richtigen Kufe unterwegs sind. Die Bar und das Chalet machen aus dem «Schlöfle» einen vielfältigen Winterplausch – unabhängig vom Schnee.

Raphael Benz schaut optimistisch in die Zukunft. Bild: Peter Samuel Jaggi

Daniela Deck

Gegen 60000 Eintritte, davon fast die Hälfte von erwachsenen und damit zahlenden Gästen. So sieht die Bilanz nach der ersten Saison von Paradice aus. Das neue Konzept der Eisbahn Biel hat sich bewährt. Raphael Benz und seine Mitorganisatoren stecken jetzt bereits mitten in der Planung für die nächste Saison ab dem 20. November 2020.

Im Schlussspurt der ersten Saison ist Benz voll des Lobes. Für die Gäste, die vereinzelt sogar aus dem Oberland und aus Zürich angereist seien, um das neue Eisbahnkonzept kennenzulernen. Für die 40 Helferinnen und Helfer, die sich «in so kurzer Zeit, seit dem Herbst, zu einer tollen Mannschaft verschweisst haben».

Der Rekord lag bei 18 Schulklassen, die sich am selben Tag, am 9. Januar, auf der Eisfläche tummelten. Dank Wetterglück zogen an Spitzentagen am Wochenende jeweils über 2000 Personen ihre Schleifen vor dem Kongresshaus.

Chalet war sehr gefragt
Entscheidend zum Erfolg beigetragen hat nach Aussage von Benz das Gastrokonzept mit dem Holzchalet mit 130 Plätzen und der Paradice-Bar in der Mitte des Feldes. Dafür wurde die Eisfläche um ein Drittel verkleinert. «So ist es uns gelungen ein Skihüttenfeeling mitten in der Stadt zu schaffen. Das ist sehr gut angekommen, und deshalb wollen wir diese Atmosphäre beim nächsten Mal noch verstärken.»

Das Chalet sei im Dezember an 22 Tagen ausgebucht gewesen. Selbst zum Saisonschluss spürte man vom Januarloch nichts. An den Wochenenden sei das Chalet weiterhin voll besetzt gewesen. «Besonders die kalten Platten und das Fondue Chinoise haben sich zum Renner entwickelt. Es hat sich bewährt, auf Schweizer Spezialitäten zu setzen», erklärt Benz.

Das Eisstockschiessen als geselliger Anlass ist besonders bei den Abschlussessen der Firmen gut angekommen. «Sogar jetzt, im Januar, hatten wir noch ungefähr jeden zweiten Tag eine Buchung dafür.»

Komplimente für Gebühr
Eine Neuerung, deren Auswirkungen im Vorfeld nicht abschätzbar war, war der Fünfliber Eintritt für Personen ab 17 Jahren. Diese Altersgruppe habe 40 Prozent des Publikums ausgemacht. Das Echo auf die Gebühr war besser, als die Organisatoren zu hoffen wagten. Benz: «Wir haben sogar Komplimente für die Eintrittsgebühr bekommen. Offenbar führt sie den Leuten den Wert des Angebots vor Augen.»

Gut entwickelt habe sich auch die Vermietung der Schlittschuhe, wie Benz sagt. An den Wochenenden seien 600 bis 700 Paare aus ihrem Bestand täglich zum Einsatz gekommen.

Finanziell konnte die GmbH sich noch keine grossen Sprünge erlauben, zumal das Budget von 500000 Franken im Vergleich zur Eisplanade-Ära nur halb so gross ist. Aufgrund der grossen Investitionen in die Infrastruktur zum Start, wird es diesmal (noch) keinen Gewinn geben. Ermöglicht hat die Halbierung des Budgets vor allem die Verkürzung der Saison um einen Monat. Dabei ist zu sagen, dass die Eisbahn aufgrund der guten Nachfrage eine Woche länger offen geblieben ist als zuerst geplant.
Ausgelegt ist die Finanzplanung auf drei Jahre. Wenn es im November so weitergeht, wie das Projekt gestern Sonntag aufgehört hat, dürfte bei der zweiten Saison ein Gewinn drinliegen.

Musikabende geplant
Für die neue Saison haben die Organisatoren schon erste Pläne. So soll der Eventbereich ausgebaut werden. «Wir können uns vorstellen, im Chalet zum Beispiel einen Jazzabend anzubieten», verrät Benz. «So etwas hätte ich gern schon diesmal lanciert. Aber bisher stand der saubere Bau des Grundgerüsts bei Paradice im Vordergrund. Nur wenn das auf einem stabilen Fundament steht, können wir das Angebot weiter ausbauen.»

Zu diesem Fundament zählt er auch die Sponsoren. Deren Vertrauen galt es nach dem unrühmlichen Ende der Vorgängerorganisation zurückzugewinnen. «Das ist gelungen», ist Benz überzeugt. «Wir legen grossen Wert darauf, engen Kontakt zu unseren Sponsoren zu halten und ihnen unsere Wertschätzung zu zeigen.» Unterschiedliche Möglichkeiten von Sach- und Geldsponsoring hätten die Neugierde geweckt und ganz verschiedene finanzielle Möglichkeiten angesprochen: Vom Quadratmeter Eisfläche bis zum Platin-Sponsoring im vierstelligen Bereich ging die Bandbreite.

Auch die Behörden sind zufrieden
Selbst im Bereich «Unfälle» kam die Eisbahn glimpflich davon. Die meisten Stürze hatten bloss blaue Flecken zur Folge. «Ich weiss lediglich von ein paar Platzwunden und von einem Armbruch, der zum Glück gut verheilt», sagt Benz.

Auch André Glauser, Leiter Öffentliche Sicherheit bei der Stadt Biel, sind keine gravierenden Zwischenfälle zu Ohren gekommen.

Und wie haben die Nachbarn den Betrieb aufgenommen? Nur am zweitletzten Wochenende habe es ein paar Lärmklagen gegeben, sagt Glauser. «Aus unserer Sicht ist Paradice in geregelten Bahnen verlaufen. Das war eine gute Sache», betont er und fügt an: «Das ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass die Organisatoren das Projekt letzten Herbst praktisch aus dem Stegreif aus dem Boden gestampft haben – fast ohne Vorlaufzeit.»

Nun wartet die Stadt auf das Gesuch für die nächste Saison. «Ideal wäre es, wenn wir den Antrag im Sommer auf dem Tisch hätten», so Glauser.

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