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«Soll man Uber-Taxis dazu bringen,
 am Auto die Preise anzuschlagen?»

Jan Gnägi freut sich, dass das Taxi-Gewerbe dank Uber in Bewegung kommt. Davon hat er kürzlich nach einem Robbie-Williams-Konzert profitiert. Daniel Hügli hält dagegen und warnt vor schlechten Arbeitsbedingungen.

Symbolbild: Pixabay
  • Dossier

Jan Gnägi, letzte Woche Montag

An: Daniel Hügli

Sälü Daniel

Das Taxigewerbe kommt in Bewegung – Uber sei Dank. Nun wäre es doch an der Zeit, dass auch der Kanton Bern seine gesetzlichen Grundlagen so anpasst, dass solche Geschäftsmodelle möglich sind, genau wie es die Motion Rudin «Taxigewerbe: Konkurrenz ermöglichen» will. Die Motion behandeln wir ja diese Woche im Grossen Rat, wie stehst Du dazu?

Einen guten Start in die Session, Gruss Jan

 

Daniel Hügli, letzte Woche Dienstag
An: Jan Gnägi

Ciao Jan

Die Idee von digitalen Plattformen, die den Kontakt zwischen Taxis und Taxi-Benützenden herstellen, ist ja bekanntlich nicht so neu. Solche Plattformen können für die Benützenden durchaus Vorteile bringen: zum Beispiel eine einfache und übersichtliche Anwendung sowie eine gewisse Qualitätssicherung. Statt genossenschaftlicher Modelle oder Modelle auf der Grundlage des Teilens hat sich nun aber mit Uber ein profithungriger Grosskonzern auf dem globalen Markt aggressiv breitgemacht.

Die Gefahren sind offensichtlich, besonders für die Uber-Fahrenden: drohende Scheinselbstständigkeit, Tiefstentschädigungen und fehlender Anspruch auf Sozialversicherungsleistungen.

Damit die Vorteile sowohl für Uber-Benützende als auch für Fahrende zum Tragen kommen, muss diese Deregulierung der Arbeit verhindert werden: Auch Plattformen wie Uber haben Verantwortung zu übernehmen für jene, die ihnen durch ihre Arbeit Geld einbringen. Uber-Fahrende könnten gemeinsam mit Gewerkschaften ihren Teil zu einer sozialpartnerschaftlichen Lösung beitragen.

Schönen Abend, Daniel

 

Jan Gnägi, letzte Woche Mittwoch
An: Daniel Hügli

Lieber Daniel

Vielleicht nicht neu. So funktionieren solche Dienste im Ausland einwandfrei. Aber auch in der Schweiz habe ich letztes Wochenende in Zürich nach dem Robbie-Williams-Konzert davon profitiert. Wir Berner dürften also langsam auch nachziehen. Notabene gibt es auch lokale Anbieter, die das machen wollen und nicht nur Uber. Und genau deshalb sollten wir auch den Wettbewerb ermöglichen, zum Vorteil der Berner Kundinnen und Kunden.

Hast du die Motion gelesen? Genau das fordert Rudin ja mit seinem Vorstoss: Eine Einbettung ins Arbeitsgesetz. Interessanterweise drückt sich hier der Regierungsrat mit einer konkreten Antwort. Was wäre denn Deine Lösung?

Gruss Jan

 

Daniel Hügli, letzte Woche Mittwoch
An: Jan Gnägi

Lieber Jan

Apps sind tatsächlich praktisch, aber es muss ja nicht Uber sein: Auch Taxis mit qualifizierten Taxifahrenden sind mittlerweile in verschiedenen 
Schweizer Städten über eine App buchbar – übrigens auch in Bern. Und in Genf gibt es sogar eine digitale Plattform einer Taxi-Genossenschaft! Auch sonst muss sich Bern nicht vor Zürich verstecken: Die entsprechenden gesetzlichen Rahmenbedingungen im Kanton Bern lassen die Entwicklung von neuen Geschäftsmodellen problemlos zu.

Der Kanton Bern kann zudem keinen Einfluss nehmen auf das Arbeitsgesetz, sondern muss dieses Bundesgesetz im Kanton umsetzen. Der Vorstoss von Grossrat Rudin ist deshalb überflüssig und kann abgelehnt werden.

Da es nun immer mehr Akteure gibt im Taxi-Gewerbe, wäre es sinnvoll, wenn sich die Taxi-Unternehmen, die Plattformen-Betreibenden sowie die Chauffeurinnen und Chauffeure mit ihren Gewerkschaften an einen Tisch setzen könnten, um unkompliziert Lösungen für die Branche zu finden.

Gruss Daniel

 

Jan Gnägi, letzte Woche Mittwoch
An: Daniel Hügli

Ciao Daniel

Entschuldigung, aber da hast Du nicht Recht. Ich zitiere aus der Taxiverordnung: «Die Taxihalterinnen und Taxihalter sind verpflichtet, die Tarife gut sichtbar aussen am Fahrzeug bekannt zu geben. Sie haben die schriftliche Fahrtenkontrolle gemäss Absatz 2 Buchstabe a mindestens zwei Jahre lang aufzubewahren.» Bereits mit diesen zwei kleinen Abschnitten wird klar: Die momentane Gesetzesbestimmung ist mit einer App und den damit verbundenen Geschäftsmodellen nicht vereinbar. Heute geschieht das alles elektronisch, oder willst du wirklich Uber und andere Anbieter dazu bringen, am Auto die Preise anzuschlagen?

Grüsse Jan

 

Daniel Hügli, letzte Woche Mittwoch
An: Jan Gnägi

Lieber Jan

Ein Minimum an Transparenz kann doch wohl auch von Uber verlangt werden, da sie doch nichts zu verstecken haben. 
Bei anderen, die sich an solche minimale Regelungen halten, scheint es ja auch zu funktionieren.

Die Taxiverordnung hat nur
14 Artikel auf gut sechs Seiten. Auch die Kriterien für die Bewilligung sind kein grosses Hindernis. Im Gegenteil: Sie sorgen für eine Qualitätssicherung, was wiederum den Taxi-Benützenden entgegenkommt. Und Uber will sich doch sicher nicht nur über den Preis, sondern eben auch über die Qualität der vermittelten Taxifahrten auszeichnen.

Bis morgen, Daniel

 

Jan Gnägi, letzte Woche Donnerstag

An: Daniel Hügli

Lieber Daniel

Minimum an Transparenz? Hast du schon mal eine Taxi-App genutzt? Da wird nicht nur der Preis angegeben, sondern auch wer dich fährt und wie 
die Person sich verhält. Das ist 21. Jahrhundert. An den Türen anzuschreiben ist Postkutsche ...

Gruss Jan

 

Daniel Hügli, diese Woche Dienstag
An: Jan Gnägi

Lieber Jan

Tatsächlich können neue Geschäftsmodelle interessant sein für die Benützenden. Und auch Apps können praktisch sein und haben Potenzial. Der Regierungsrat ist aber zum Schluss gekommen, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen solche Geschäftsmodelle nicht verhindern.

Bin ja gespannt, ob er in den nächsten zwei Jahren zu einer anderen Erkenntnis kommen wird. Entscheidend bleibt, dass sich die Unternehmen – auch Grosskonzerne aus den USA – mit ihren Chauffeurinnen und Chauffeuren sowie ihren Gewerkschaften an einen Tisch setzen, um faire Bedingungen und gerechte Lösungen zu skizzieren.

Schönen Sessionstag, Daniel

 

Jan Gnägi, diese Woche Mittwoch
An: Daniel Hügli

Nun denn, wir haben den Vorstoss mit 103 zu 34 angenommen. Damit hat die Regierung den Auftrag, das Geschäftsmodell zu prüfen. Ich hoffe in Bälde müssen wir in Bern nicht mehr auf Dampflokomotiven setzen, sondern können endlich den TGV benützen ...

Gruss und eine schöne Rest-Session, Jan

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