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Biel

Spitalzentrum rüstet sich für Corona

Eine Zone für Verdachtsfälle, mehr Betten, eine Hotline. Dazu das Personal in erhöhter Bereitschaft und ein täglich tagender Krisenstab: 
So bereitet sich das Spitalzentrum Biel auf die Epidemie vor.

Patienten mit Verdacht auf das Virus 
gelangen auf einem 
separaten Weg zur 
Notfallstation.
 Bild: zvg
  • Dossier

Brigitte Jeckelmann

Vor einer Woche hat das Spitalzentrum Biel als erstes Spital im Kanton Bern eine Patientin mit einer bestätigten Coronavirus-Infektion aufgenommen. Seither arbeite das Spital in enger Zusammenarbeit mit den kantonalen Behörden an den Vorbereitungen für eine Zunahme von erkrankten Personen, sagte Direktor Kristian Schneider gestern anlässlich einer Medienkonferenz. Ein Führungsteam mit 15 Fachleuten aus verschiedenen Bereichen bespreche täglich die neuesten Informationen des Bundesamts für Gesundheit und wie diese umzusetzen seien.

Inzwischen hat das Spitalzentrum, das seit Beginn der Epidemie hektische Tage hinter sich hat, einiges unternommen: So weist ein Plakat am Eingang Patienten mit Verdacht auf Corona auf einem separaten Pfad ausserhalb des Spitals um das Gebäude herum zur Notfallaufnahme. Dort bekommen die Patienten die Anweisung, auf einen roten Alarmknopf zu drücken. Im Innern der Notfallstation hat das Spital eine eigene Zone eingerichtet, in der das Personal die Patienten in einem Isolationszimmer unter speziellen Sicherheitsvorkehrungen untersucht und diagnostiziert. Zudem gibt es separierte Wartebereiche, die den Schutz von Personal und Mitpatienten gewährleisten sollen.

Vier positive Fälle

Kristian Schneider sagt, das Spital habe sein Fachpersonal spezifisch geschult und sich darauf vorbereitet, um bei Bedarf kurzfristig rund zwölf an Covid-19 erkrankte Patientinnen und Patienten auf einer räumlich separierten Bettenstation aufnehmen und behandeln zu können.

Aktuell befinden sich vier positiv bestätigte Patienten im Spitalzentrum Biel. Eine Patientin sei auf der Intensivstation. Weitere zwei bis drei Fälle würden zuhause in Quarantäne betreut. Eine erste Patientin habe man bereits wieder nach Hause entlassen können. Die Krankheitsverläufe seien in etwa dieselben, die man aus Vergleichen mit anderen Ländern kennt, sagt Urs Führer, leitender Arzt der Infektiologie am Spitalzentrum. Jüngere Patienten blieben praktisch ohne Symptome. Im Zug der Epidemie rechnet das Spitalzentrum damit, dass vermehrt Patienten aus der Risikogruppe, ältere Menschen und solche mit chronischen Krankheiten, intensivmedizinische Pflege benötigen werden. Dafür hat das Spital laut Schneider Vorbereitungen getroffen, um bei Bedarf rasch Betten freispielen zu können.

Überstunden fürs Personal

Schneider weist darauf hin, dass all diese Vorkehrungen neben dem normalen Betrieb laufen. «Man darf nicht vergessen, 99 Prozent unserer Patientinnen und Patienten leiden nicht am Coronavirus, sondern an anderen Krankheiten oder an den Folgen eines Unfalls.» Für diese müsse das Spital vollumfänglich da sein. Das Spital funktioniere trotz des Mehraufwands im Alltag wie gewohnt. Auch wenn das Personal Überstunden leisten müsse. Für Mitarbeitende mit kleinen Kindern will das Spital deshalb in einem nächsten Schritt die Öffnungszeiten der spitaleigenen Kita bis in die Abendstunden erweitern.

Material tröpfchenweise

Punkto Material, also Atemschutzmasken und Desinfektionsmittel, ist es zwar eng, aber ausreichend. Schneider: «Eine Monatsvorsorge haben wir nicht.» Das Material bekomme man nur «tröpfchenweise». Dennoch könne sich das Spitalzentrum auf die Kantonsapothekerabteilung verlassen. «Wir bekommen täglich Material und wir haben aktuell für das Alltagsgeschäft kein Materialproblem», sagt Schneider. Operationen fänden nach wie vor wie gewohnt statt. Doch sollte die Zahl der Fälle rasch ansteigen, würden möglicherweise geplante, nicht dringende Operationen, verschoben werden.

Der Informationsbedarf der Bevölkerung ist gemäss Schneider sehr hoch. Deshalb habe man jetzt eine Hotline eingerichtet, die von ehemaligen Mitarbeitern des Spitalzentrums besetzt ist, darunter auch einige Professoren. Anrufer mit Fragen rund um das Coronavirus verbindet die Telefonzentrale direkt an die Hotline. Auch das Personal habe täglich viele Fragen rund um die Ausnahmesituation. Für dieses habe man eine interne E-Mail Adresse eingerichtet. Die Stimmung unter dem Personal bezeichnet Schneider als gut: «Sie arbeiten alle hochprofessionell und engagiert.»

Das Spitalzentrum beschäftigt über 1400 Mitarbeitende. Zehn von ihnen versetzte man am Mittwoch vorsorglich in Quarantäne, nachdem sie möglicherweise mit einer Covid-19-Patientin Kontakt hatten. Sie bliebenlaut Schneider gesund und arbeiten seit einigen Tagen wieder mit einer Maske.

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