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Jura-Abstimmung

Trend zu einem Nein bestätigt

Laut der Umfrage «MIS Trend» sind 55 Prozent der bernjurassischen Bevölkerung am 24. November für ein Nein. Sie möchten den Prozess zur Bildung eines neuen Kantons nicht weiter verfolgen.

Die Jurafrage, Grafik: Enrica Sciré

Stéphane Devaux/rw

Kleinere Unterschiede, aber der Trend ist bestätigt: Laut einer Umfrage, die «MIS Trend» für Radio Télévision Suisse (RTS), das «Journal du Jura» und den «Quotidien jurassien» durchführte, lehnen 55 Prozent der Bernjurassier das Projekt ab, über das sie am 24. November abstimmen werden. Sie müssen entscheiden, ob sie den Prozess zur Bildung eines neuen Kantons aus den Gebieten des Berner Juras und des Kantons Jura weiter verfolgen möchten.

40 Prozent der Befragten sind «völlig dagegen», 15 Prozent «eher dagegen». 38 Prozent der Befragten sprechen sich hingegen grundsätzlich für das Projekt aus. 22 Prozent «sind völlig dafür» und werden somit ein Ja einlegen, 16 Prozent sind «eher dafür». 7 Prozent der Befragten sind noch unentschlossen.

Andere Formulierung

Noch klarere Resultate ergab eine Demoscope-Umfrage, welche die Gassmann-Medien vor einer Woche in Auftrag gegeben hatte (das BT berichtete). 60 Prozent Nein standen 24 Prozent Ja gegenüber. Weitere 16 Prozent bewegten sich zwischen «ich weiss nicht» (9 Prozent), «leer einlegen» (4 Prozent) und «keine Antwort» (3 Prozent).

In Anbetracht der Fehlerquote der beiden Befragungen (+/- 4 Prozent bei dieser Umfrage und +/- 3 Prozent bei der vorherigen) fällt der Unterschied jedoch nicht mehr allzu gross aus. Dies gilt zumindest bei den ablehnenden Stimmen. Bei den Ja-Stimmen entfielen 22 Prozent auf «völlig dafür». Dies entspricht in etwa den 24 Prozent, die sich im Rahmen von Demoscope für ein Ja ausgesprochen hatten. Wichtig ist aber vor allem auch die Tatsache, dass die Frage nicht gleich gestellt wurde. Während Demoscope von den Befragten wissen wollte, was sie stimmen werden (Ja oder Nein), erkundigte sich «MIS Trend» danach, ob sie dem Projekt zustimmten oder nicht («dafür» oder «dagegen»). Jemand, der «eher dafür» angibt, muss am Stichtag aber nicht zwangsläufig ein Ja in die Urne legen.

Wenn man die Resultate von Moutier abzieht, fällt die Quote der Nein-Sager im restlichen Berner Jura leicht höher aus. Sie beträgt 59 Prozent (43 Prozent dagegen und 16 Prozent eher dagegen). Bei den Alterskategorien ist festzustellen, dass die Unterschiede bei den Älteren geringer ausfallen als bei der jüngeren Bevölkerung. Bei der Alterskategorie ab 60 Jahren zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen ab (47 Prozent in beiden Lagern). Die 18- bis 34-Jährigen (57 Prozent «dagegen» und «eher dagegen») und die Alterskategorie der 35- bis 59-Jährigen (58 Prozent) lehnen das Projekt eher ab. Sämtliche Berufskategorien (Grund-, Berufs- und höhere Bildung) sprechen sich eher für ein Nein aus. Die Anteile betragen zwischen 53 Prozent und 56 Prozent. Die Bevölkerungsgruppe, die politisch rechts oder in der Mitte steht, lehnt das Projekt ab (63 Prozent). Dasselbe gilt für den unpolitischen Teil der Bevölkerung, wobei die Ablehnung weniger deutlich ausfällt (53 Prozent). Nur die linken Wähler sprechen sich mehrheitlich für den Prozess aus.

Folgen eines doppelten Ja

«Wenn die vorherige Umfrage 38 Prozent Ja und 24 Prozent Nein ergab, ist dies darauf zurückzuführen, dass Demoscope eine duale Frage stellte. Unsere Umfrage ist nuancierter», erklärt Christoph Müller, Leiter des Projekts bei «MIS Trend». Seiner Ansicht nach sollte sich das Resultat in drei Wochen aber zwischen diesen beiden Prozentzahlen bewegen. «In Anbetracht der Umfragen könnten die Befürworter noch einmal einen Anlauf nehmen», fügt er hinzu.

Bevor die vom Institut befragten Personen zum Projekt selber Stellung nahmen, sollten sie sich die Auswirkungen eines doppelten Ja überlegen. 37 Prozent der befragten Stimmbürger des Juras und des Berner Juras sind der Ansicht, ein solches Resultat würde den Weg zur Gründung eines neuen Kantons ebnen. 42 Prozent der Befragten glauben eher an einen Anschluss des Berner Juras an den Kanton Jura. Dieses Gefühl herrscht natürlich vor allem im Berner Jura vor, wo 47 Prozent der Befragten so denken (49 Prozent ohne Moutier). Im Jura gehen mehr Personen (42 Prozent) von der «Gründung eines neuen Kantons» als vom «Anschluss eines Teils an den anderen» aus. 10 Prozent (im Berner Jura) beziehungsweise 11 Prozent (im Jura) stellen sich sogar die Bildung von zwei Halbkantonen vor.

Welches Verständnis?

Man kann sich fragen, ob diese Art von Antwort bedeutet, dass die Interviewten die Frage nicht verstanden haben.

Nach Ansicht von Christoph Müller handelt es sich jedoch eher um eine Frage der Wahrnehmung. Die Befragten würden nicht wirklich an die Idee des «unbeschriebenen Blattes» glauben, wie sie in den offiziellen Stellungnahmen insbesondere der jurassischen Regierung formuliert werde. Sie wissen, dass schon ein Kanton mit Strukturen besteht, die seit 40 Jahren funktionieren. Ihnen ist klar, dass man deshalb nicht bei Null beginnen wird. «Die Leute lassen sich nicht hinters Licht führen», stellt Christoph Müller fest.

Wenn nun am 24. November ein doppeltes Ja in die Urne gelegt wird, handelt es sich dann um eine definitive Abstimmung oder um einen Prozess, der lanciert wird?

74 Prozent der Befragten beider Regionen sind der Ansicht, es werde ein Prozess in die Wege geleitet. Im Berner Jura sind 71 Prozent und im Kanton Jura sogar 77 Prozent dieser Meinung. Die Personen im linken Lager (83 Prozent) und diejenigen mit einer höheren Bildung (90 Prozent) sind am deutlichsten.

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