Sie sind hier

Abo

Biel

Unia fordert bessere Bedingungen 
in der Pflege

Heute Mittag informiert die Unia auf dem Bieler Zentralplatz über die ungehörten Anliegen der Pflegebranche. Denn der hängige Gegenvorschlag genügt der Gewerkschaft noch nicht.

Hat einen routinierten Umgang mit Corona: Joëlle Waber vom Seelandheim Worben. Bild: Peter Samuel Jaggi

Roman Bertschi

Die Unia ist unzufrieden mit der Situation des Pflegepersonals in der Schweiz. Am heutigen internationalen Tag der Pflege will sie mit landesweiten Aktionen auf den Pflegenotstand in der Branche hinweisen. In Biel rückt die Gewerkschaft zwischen 12 und 13.30 Uhr an einem Stand auf dem Zentralplatz die Anliegen des Pflegepersonals in den Fokus der Öffentlichkeit. Die Arbeitsbedingungen hätten sich in der Pandemie weiter verschlechtert, sagt Alain Zahler, Regionalsekretär der Unia Biel-Seeland/Solothurn.

 

Zu tiefe Löhne

Gemäss einer Studie der Unia arbeiten 89 Prozent der Pflegenden unter hohem Druck. Ganze 87 Prozent geben an, zu wenig Zeit für die Patienten zu haben. Grund genug für die Unia, nochmals lautstark auf die 2017 lancierte Initiative «Für eine starke Pflege» aufmerksam zu machen. Die Angestellten würden «Pflege am Fliessband» erbringen. Die Löhne sind gemäss Zahler zu tief: Der Einstiegslohn für eine Pflegehelferin beträgt 3800 Franken, derjenige für eine Pflegefachfrau 5500 Franken. Die realen Löhne lägen noch tiefer, so Zahler. Mit höheren Löhnen würde dagegen auch ein 80-Prozent-Pensum zum Leben reichen.

Mittlerweile wurde vom Parlament ein Gegenvorschlag ausgearbeitet, dieser gelangt voraussichtlich in der Sommersession im Juni zur Abstimmung. Für das Initiativkomitee, welchem die Unia angehört, geht der Gegenvorschlag zu wenig weit. Deshalb hält die Unia weiterhin an dem Volksbegehren fest. Der Gegenvorschlag decke die Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen und besseren Löhnen nicht ab, heisst es bei der Gewerkschaft.

 

Wenig Anerkennung

Dass in der Pflegebranche nicht alle zufrieden sind, weiss Renate Gruber von der Spitex Biel Regio. Laut ihrer Aussage sind die Pflegenden übermässig gefordert. Die pandemiebedingten Ausfälle müssten durch Kolleginnen und Kollegen aufgefangen werden, dabei müssten diese auf ihre freien Tage verzichten, womit der Erholungszeitraum kürzer werde. «Es braucht immer wieder Mitarbeitergespräche, damit die Motivation da bleibt», so Gruber. Denn Applaus alleine reiche nicht aus. Sie sieht bei ihrer täglichen Arbeit viele strukturelle Probleme. So würden angemessene Löhne mehr Teilzeitjobs ermöglichen, was weniger Burnouts zur Folge hätte. Mittlerweile verbessere sich die Situation langsam, da die Impfstrategie des Bundes Wirkung zeige. Anerkennung erhielten die Mitarbeitenden der Spitex von ihren Klienten, was gemäss Gruber eine positive Wirkung zeigt.

Mehr Anerkennung wünscht sich Joëlle Waber, Abteilungsleiterin im Seelandheim Worben. «Ich bin Putzfrau, Gärtnerin und Mädchen für alles in einem», meint sie. Was sie täglich leiste, werde eher zu wenig beachtet. So haben sie und ihr Team beispielsweise die Wegstrecken optimiert, damit mehr Zeit für die Betreuung bleibt. Neben dem vielen Ärger, der mit den Pandemiemassnahmen einhergehe, gebe es auch Positives zu berichten: Durch Corona seien das Team und die Bewohnerinnen und Bewohner enger zusammengerückt.

Nachrichten zu Biel »