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Aus dem Grossen Rat

Unser täglich Wasser

Das Thema Trinkwasser beschäftigte uns Seeländer im letzten Jahr besonders stark.

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von Julien Stocker, Grossrat GLP

Bereits im April zeigten zwei Studien der Eawag, dass die Gewässer in landwirtschaftlich genutzten Einzugsgebieten stark mit Pflanzenschutzmitteln belastet sind, wobei die aktuell gültigen Grenzwerte für organische Pestizide in der Gewässerschutzverordnung von 66 Wirkstoffen überschritten wurden. Im Sommer schockierten dann die neuen Erkenntnisse über die Rückstände vom Fungizid Chlorothalonil im Seeländer Grundwasser, welches auch für die Trinkwasseraufbereitung verwendet wird. Laut wissenschaftlichen Erkenntnissen gilt der Wirkstoff Chlorothalonil nämlich als krebserregend.

Die Verunsicherung in der Bevölkerung war gross, und manch einem war es nicht mehr geheuer, Leitungswasser zu trinken. Eine akute Gefahr bestand laut den Behörden nie, da die Wasserversorger das belastete Wasser mit unbelastetem verdünnen konnten. Trotzdem
bestand grosser Handlungsbedarf, und obwohl Bundesrat Guy Parmelin (SVP) bereits im Juni versprach, das krebserregende Fungizid bis Oktober zu verbieten, geschah nichts.

Erst als der Grosse Rat in der Wintersession eine Motion behandelte, die unter anderem ein Verbot vom gewerblichen und privaten Einsatz aller chlorothalonil-haltigen Pflanzenschutzmittel im ganzen Kantonsgebiet forderte, kam wieder Bewegung in die Sache. 

Da die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln jedoch allein in der Kompetenz des Bundes liegt, wurde dieser Punkt zwar wieder zurückgezogen, aber der Grosse Rat bekundete am 27. November ganz klar seine Meinung, indem er sogar noch einen Schritt weiter ging und entschied, den Einsatz von sämtlichen chemisch-synthetischen Pestiziden im Zuströmbereich von Trinkwasserfassungen einzuschränken, was aufgrund der normalerweise eher bürgerlichen Mehrheitsverhältnisse sehr überraschte.

Diese Willensbekundung des Parlaments war wahrscheinlich ausschlaggebend dafür, dass die Regierung nur eine Woche später – am 4. Dezember – den Bundesrat aufforderte, ein schweizweites Verbot für den Wirkstoff einzuführen. Nur wenige Tage später, am 12. Dezember, gab das Bundesamt für Landwirtschaft bekannt, dass es Chlorothalonil per 1. Januar 2020 in der ganzen Schweiz die Zulassung entzieht.

Ich bin froh, dass dem krebserregenden Fungizid die Zulassung endlich entzogen wurde, und freue mich, dass dem Kanton Bern dabei eine Art Vorreiterrolle zukam.

kontext@bielertagblatt.ch

 

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