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Inselspital

Verkehrspolizei büsst Spitalpersonal

Sie helfen in der Not – und werden von der Polizei gebüsst: Weil Mitarbeitende des Inselspitals wegen Ansteckungsgefahr mit dem Auto zur Arbeit fahren müssen, herrscht rund ums Spital Parkplatzmangel.

Kein Herz für Corona-Helfer: Obwohl das Spitalpersonal nicht mehr mit dem ÖV anreisen darf, verteilt die Kantonspolizei im Gebiet um das Inselspital weiter Parkbussen. Bild: zvg
  • Dossier

Benjamin Bitoun

Es klingt auf den ersten Blick absurd: Wegen der Corona-Pandemie sind zwar die Berner Strassen und Gassen wie leer gefegt. Gleichzeitig sorgt das Virus aber an einigen Orten in der Stadt für einen akuten Parkplatzmangel. Das gilt besonders für das Gebiet rund um das Inselspital.

Der Grund: Wegen der erhöhten Ansteckungsgefahr darf das Spitalpersonal nicht mehr mit dem öffentlichen Verkehr zur Arbeit fahren. Die Hundertscharen an Ärztinnen und Ärzten oder Pflegemitarbeitenden, die sich beispielsweise am Loryplatz allmorgendlich aus den Trams ergossen hatten, sitzen deshalb neu im Auto und suchen im Quartier verzweifelt nach einem Parkplatz.

Kontrollen gehen weiter

Dieser Parkplatznotstand kann für das Krankenhauspersonal teuer werden. Denn: Trotz der aktuellen Corona-Ausnahmesituation verteilt die Berner Kantonspolizei weiter fleissig Parkbussen – und zwar auch in den Quartieren rund um die Spitäler, wie der Fall einer Krankenpflegerin zeigt. Die Frau, die im Inselspital arbeitet, wies sich auf einem Zettel als Krankenpflegerin aus und klemmte diesen hinter die Windschutzscheibe. Weiter schilderte sie kurz die Situation im Spital, wünschte den Polizisten gute Gesundheit, bat sie wegen der aktuellen Notlage um Nachsicht – und erhielt postwendend eine Parkbusse.

Man habe Verständnis, dass solche Ordnungsbussen in der Nähe des Spitals vor dem Hintergrund der aktuellen Parkplatzsituation Unmut auslösten, heisst es bei der Berner Kantonspolizei. «Trotzdem sind Kontrollen des Parkregimes ein Auftrag, den wir auch weiterhin wahrnehmen und auch Widerhandlungen im Sinne der Einheitlichkeit entsprechend ahnden», sagt Kapo-Sprecher Dominik Jäggi. Dies nicht zuletzt, weil die Kontrollen je nach Situation auch der Wahrung der Sicherheit dienten.

Die Kantonspolizei habe seit Montagnachmittag Kenntnis von den knappen Parkmöglichkeiten rund um das Inselspital. «Aktuell stehen wir deshalb in Austausch mit der Stadt Bern und den entsprechenden kantonalen Stellen, um raschestmöglich Lösungen zur Erweiterung der Parkkapazitäten zugunsten des Spitalpersonals zu finden», sagt Polizeisprecher Jäggi.

Stadt schafft Parkplätze

Bei der Stadtverwaltung ist man bereits daran, den akuten Parkplatznotstand zu entschärfen. «Das Tiefbauamt der Stadt Bern prüft zusammen mit der Insel-Gruppe die sofortige Schaffung von zusätzlichen Parkiermöglichkeiten im öffentlichen Raum», teilt Stadtingenieur Reto Zurbuchen auf Anfrage mit. Dabei stehe die Nutzung von freien Pausenplätzen, Sportfeldern und Strassenabschnitten im Fokus.

Konkret geprüft würden Parkplätze in der Könizstrasse (ab Loryplatz) und in der Freiburgstrasse (zwischen Warmbächliweg und Schenkstrasse) sowie das Parkieren auf dem Sportplatz der Schule Brunnmatt und weitere Parkfelder auf dem Areal des Bremgartenfriedhofs, so Zurbuchen. Zudem würden auch das Inselareal selbst sowie das Inselparking und die Tiefgarage beim Frauenspital auf zusätzliche Verfügbarkeiten hin geprüft.

«Die in einer ersten Phase benötigten 500 zusätzlichen Parkplätze können auf Stadtgebiet rasch und unbürokratisch geschaffen werden», sagt der Stadtingenieur. Weiter prüfe die Stadt mit Blick auf steigende Bedürfnisse – etwa für Krankenbesuche oder zusätzliches Gesundheitspersonal – die Zurverfügungstellung weiterer Parkplätze.

Damit die neuen Parkfelder auch wirklich dem Spitalpersonal zugute kommen, werden sie speziell gekennzeichnet. «Plakate im Weltformat und wo nötig zusätzliche Hinweisschilder machen darauf aufmerksam, dass die Parkplätze exklusiv vom Gesundheitspersonal genutzt werden dürfen», sagt Reto Zurbuchen. Zudem würden Angehörige der Armee oder des Verkehrsdiensts den korrekten Betrieb der Parkplätze sicherstellen.

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