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Verkehrsbetriebe Biel

Vertrauen in die Chefs ist angeschlagen

Gemäss einer neuen VB-Mitarbeiterbefragung sind Betriebsklima und Führungskultur schlecht. Obwohl der Betrieb insgesamt wieder recht gut dasteht, ist das Vertrauen in Vorgesetzte geschädigt. Massnahmen sind aber aufgegleist.

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Im Bereich Führungskultur und Mitarbeiterbetreuung ist bei den Bieler Verkehrsbetrieben (VB) der Wurm drin. Das Vertrauen in die Geschäftsleitung ist angeschlagen. Bereits 2010 zeigte eine Mitarbeiterbefragung, dass die Führungskultur kritisiert wird. Jetzt zeigt eine neue Studie, die dem «Bieler Tagblatt» exklusiv vorliegt, dass sich wenig geändert hat. Die Zusammenarbeit mit den Chefs gehört zu den «Ablöschern» der VB-Umfrage 2013.
VB-Direktor Christophe Kneuss hält gegenüber dem BT fest, dass Verbesserungsmassnahmen eingeleitet, aber noch nicht umgesetzt seien. «Deshalb greifen sie noch nicht.» Insgesamt steht das Unternehmen nicht schlecht da. Die Gesamtzufriedenheit ist «recht gut», etliche Kritikpunkte seien korrigiert worden. Dennoch müssten sich die VB weiterhin verbessern.
Auffällig: In der neuen Umfrage erhält die Gewerkschaft Vpod in der Detailbefragung die zweitschlechteste Bewertung. Warum, ist unklar: Vpod-Zentralsekretär Kurt Altenburger sagt immerhin, auch die Gewerkschaft könne sich wohl noch verbessern. Es habe einige Personalwechsel gegeben, was eventuell zu Unruhen geführt haben könnte. Letztes Jahr ging der Vpod zudem lautstark gegen problematische Einzelfälle bei den VB vor, die zeigten, dass im Personalbereich Fehler gemacht wurden. «Zu lautstark», sagt Altenburger rückblickend. Nun arbeite man mit den VB weiter an der grundsätzlich guten Partnerschaft.
(fup)

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Patrick Furrer

Seit 2001 kämpfen die Verkehrsbetriebe Biel (VB) als selbstständiges Unternehmen mit den Anforderungen des freien Arbeitsmarkts. Die Präsenzzeiten des Fahrpersonals sind lang, der Verkehr komplex und zunehmend, was auch die Kunden zu spüren bekommen: Längst können nicht mehr alle Fahrpläne eingehalten werden. Sogar im VB-Kader selbst ist schon das Wort «Mogelpackung» gefallen. Nicht weniger sorgt sich das Fahrpersonal um die eigene Sicherheit, besonders, nachdem im April eine Chauffeuse mit einem Messer attackiert worden war (das BT berichtete).

Die neue Mitarbeiterumfrage untermauert diese Kritikpunkte. Andere Städte erleben zwar Ähnliches, den Sonderfall Biel gibt es trotzdem: Das schlechte Betriebsklima und die mangelhafte Führungskultur sorgen für Unzufriedenheit bei den Mitarbeitern. Einige scheinen schon zu resignieren, die Rücklaufquote betrug nur 43 Prozent. Bereits 2010 hatte eine erste Umfrage gezeigt, dass es Probleme gibt. Das «Bieler Tagblatt» deckte mehrere Fälle auf, in denen die VB in Personalfragen sehr fragwürdig vorgegangen war. In ihrem Bericht gab die VB-Leitung damals zu, dass man mit den Kennwerten im Vergleich zu anderen Firmen «eher unterdurchschnittlich» angesiedelt sei.

Beschwichtigende Direktion
Die Unternehmenskultur wird nach wie vor kritisch bewertet. Ein Viertel betrachtet sie als unzureichend. «Insbesondere das gegenseitige Vertrauen, das Vertrauen in die Geschäftsleitung und der partnerschaftliche Umgang miteinander werden als problematisch eingeschätzt», heisst es im Bericht, der dem BT exklusiv vorliegt.

VB-Direktor Christophe Kneuss aber relativiert: Insgesamt stehe der Betrieb recht gut da (siehe Infobox). «Das Ergebnis war zu erwarten», sagt er. Viele kleinere Dinge wie Verpflegungsmöglichkeiten und Ruhepausen habe man verbessert. Ende August nun hat sich die Geschäftsleitung zu einem Workshop getroffen und eine Massnahmenliste mit rund 30 Vorschlägen zusammengestellt. Ende September soll diese Liste an einem Kaderanlass verfeinert werden. Dass man im Bereich des Arbeitsklimas gleich schlecht wegkommt wie in der letzten Umfrage, begründet Kneuss mit der kurzen Zeit, die zwischen den zwei Untersuchungen steht. «Wir haben Massnahmen eingeleitet, die greifen aber noch nicht.»

Ungenügende Ressourcen
Massnahmen braucht es aber, denn unbestritten ist, dass die VB im Personalbereich schwächeln. Es fehlt eine Person, an die sich die Mitarbeitenden bei Fragen und Problemen wenden können – eine Art Personalleiter. Bisher wurde diese Aufgabe von den Bereichsleitern quasi nebenbei übernommen, was sich als unzureichend herausgestellt hat, wie Kneuss bestätigt.

Bevor die VB aus der Stadtverwaltung ausgegliedert wurden, hatte die städtische Personalabteilung sich um die Mitarbeiteranliegen gekümmert. Diese übernimmt heute auf Mandatsbasis nur noch das Backoffice: einen Teil der Personaladministration und die Verarbeitung der Löhne und Sozialversicherungen. Was sich allerdings ändern soll: Nach mehreren Gesprächen mit dem VB-Direktor wird Abteilungsleiterin Nathalie Leschot dem Gemeinderat diesen Monat zwei Lösungsvarianten vorschlagen. Konkret geht es um die Schaffung der Stelle eines Personalleiters – eines «HR Business Partners». Variante 1: Die Abteilung Personelles verstärkt ihre Leistungen in der Personaladministration und Personalentwicklung, wozu der Gemeinderat lediglich eine kleine Stellenaufstockung (zirka 20 Prozent) genehmigen müsste. Die VB würden eine neue Teilzeitstelle vor Ort schaffen. Variante 2: Die Abteilung übernimmt sämtliche Aufgaben – auch die des HR Business Partners. Dafür müsste der Gemeinderat mindestens eine neue Vollzeitstelle bewilligen.

Bis Ende Oktober, glaubt Leschot, sollte ein Entscheid vorliegen. Für die neue Zusammenarbeit müsste eine Leistungsvereinbarung unterzeichnet werden. Bisher gab es nur mündliche Abmachungen. Rund 60'000 Franken zahlten die VB der Stadt jährlich.

Weitere Massnahmen
Auch die Politik will die Spannungen in den VB beseitigen. Fritz Freuler (Grüne) und Alain Pichard (GLP) monierten an der letzten Stadtratssitzung, dass immer noch Handlungsbedarf bestehe. Stadtpräsident Erich Fehr (SP) versprach, sich als neues VB-Verwaltungsratsmitglied für eine Entspannung der Situation einzusetzen. «Auf der strukturellen Ebene geht es um eine klare Fragestellung», sagt Fehr: «Um die Trennung von Betriebsleitung und Personalarbeit.» Seiner Meinung nach sei die neue Mitarbeiterumfrage nicht überragend, sondern durchschnittlich. «Aber auch nicht so, dass man nichts unternehmen müsste.» Da Fehr sowohl VR-Mitglied wie auch Gemeinderat ist, sind die Chancen für eine effektive Pensenaufstockung wohl intakt. Die Leistungen würden von den VB vollumfänglich abgegolten.

Für die Personalleiterin Leschot ist aber klar, dass die Schaffung einer neuen Personalstelle allein nicht reicht. Das sehen auch die VB-Direktion und die Geschäftsleitung ein. Deshalb wurde das Führungspersonal in den letzten Monaten begleitet, weitergebildet und gecoacht. Schliesslich wird die Führungsstruktur der Verkehrsbetriebe grundlegend geändert. Statt einer Geschäftsleitung mit Bereichsverantwortlichen entsteht neu ein Kollektivgremium, das ähnlich wie ein Verwaltungsrat und nach Mehrheitsentscheid funktioniert. Direktor Kneuss erhofft sich davon einiges. Die Neuorganisation als Kollektivgremium wurde vom Verwaltungsrat bereits genehmigt. Sie soll auf Januar 2014 umgesetzt werden.

Eine nicht repräsentative Umfrage des BT bei Buschauffeuren zeigt schliesslich, dass die Meinungen tatsächlich unterschiedlich sind. Ein Fahrer, der seit bald neun Jahren bei den VB arbeitet, sagt: «So schlimm, wie die ganze Sache in der Öffentlichkeit rübergekommen ist, war die Situation nie. Wir haben gute Arbeitsbedingungen.» Ein anderer, der erst wenige Monate in Biel ist, sagt, von Problemen habe er bisher nichts gemerkt. Ein dritter widerspricht, es gebe tatsächlich Probleme bei der Mitarbeiterinformation und im Umgang mit der Geschäftsleitung.

 

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