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Biel

Viel Grün für eine kühlere Stadt

Der Untere Quai in Biel zwischen Zentralplatz und Spitalstrasse soll attraktiver werden. Dazu tragen ans Klima angepasste Pflanzen bei. Nicht ganz verschwinden sollen allerdings die Autos.

Der Untere Quai von morgen soll dank der zahlreichen Bäume mithelfen, die Stadt zu kühlen. Visualisierung: Studio Stratus und apaar

Deborah Balmer

Für Bielerinnen und Bieler ist es offensichtlich: Der Schüssquai hat nicht nur eine Verjüngungskur nötig, sondern zwischen Zentralplatz und Spitalstrasse kommt es nicht selten zu Konflikten zwischen Auto-, Velofahrern und Fussgängerinnen und Fussgängern. Auch für die Stadt ist klar: Bei dieser wichtigen Verbindungstrasse zwischen Innenstadt und See muss schnellstmöglichst etwas geschehen.

Gestern nun stellte die Stadt Medienvertreterinnen den Gewinner des Landschaftsarchitekturwettbewerbs für die Aufwertung des Schüssquais vor: Das Genfer Büro apaar gewann, weil es mit «Canal éponge» den Teilabschnitt überzeugend zu einem «belebten und klimafreundlichen öffentlichen Raum» machen will. So soll der Fuss- und Veloverkehr auf beiden Seiten der Schüss gefördert werden. Inspiriert durch die sogenannten Sommerinseln, die im Jahr 2019 temporär installiert waren, sollen an verschiedenen Stellen Mikrospots zum Verweilen einladen. «Canal éponge» stelle den öffentlichen Raum als Ort zum Sein ins Zentrum, so die Stadt.

 

Autos fahren langsamer

Die Baudirektorin Lena Frank (Grüne) sagte gestern, das Siegerprojekt habe durch die geplante Bepflanzung überzeugt. Denn eine hohe Anzahl an verschiedenen Baum- und Pflanzenarten würden zum Erreichen der Klimaziele der Stadt beitragen. «Immer häufiger sind auch ans Klima angepasste Baum- und Pflanzenarten gefragt», sagte Frank. Bäume tragen bekanntlich an Hitzetagen dazu bei, dass der städtische Raum abkühlt.

Das Projekt der Genfer Landschaftsarchitekten sieht zudem vor, dass der Boden auf beiden Seiten des Quais aufgelockert wird, so dass das Regenwasser gut versickern kann. Auch dies ist eine Massnahme gegen eine zu heisse Innenstadt. Durch die Förderung des Fuss- und Veloverkehrs soll zudem der CO-Ausstoss verringert werden.

Noch stärker in den Fokus rücken sollen der Kanal, das Geländer, die schönen historischen Gebäudefassaden mit den Vorgärten sowie die Baumallee.

Schon heute halten sich die Bielerinnen und Bieler gerne entlang des Schüssquais auf. Sei es im Elfenaupark, im Stadtpark oder auf der Schüssinsel. Dies sagte Stadtpräsident Erich Fehr (SP). Doch der aktuelle Zustand des Unteren Quais müsse verändert werden. «Das Siegerprojekt der Genfer hilft, die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts anzupacken», so Fehr.

Nicht nur soll die Strasse für Velofahrerinnen und Fussgänger attraktiver werden, auch für Autofahrer ändert sich etwas. Aus dem Unteren Quai zwischen Zentralplatz und Spitalstrasse entsteht eine sogenannte Mehrzweckstrasse, auf der Autos neu nur noch 20 km/h statt wie bisher 30 km/h fahren dürfen. Laut der Bieler Stadtplanerin Florence Schmoll werden nach heutigem Stand zehn Parkplätze verschwinden. «Das ist allerdings noch nicht fix geplant und je nach Entwicklung des Projekts kann diese Zahl angepasst werden», sagte sie. Sicher ist aber bereits heute: Verschwinden werden die Autos nicht, viel eher wird auf der Strasse, ähnlich wie die Begegnungszone auf dem Zentralplatz, ein Nebeneinander von verschiedenen Verkehrsteilnehmern herrschen.

 

Bewohner können mitreden

Der Landschaftswettbewerb wurde von einer Gruppe aus der lokalen Gemeinschaft und von Vereinen begleitet. Ihre Meinung zu den einzelnen Vorschlägen wurde aufgenommen und floss in die Beurteilung ein. Fünf Teams wurden ausgewählt, die ein Projekt für die Erneuerung des Unteren Quais entwickelten. Davon durften drei ihren Vorschlag ausarbeiten. Ganz am Schluss wurden zwei von drei Projekten nochmals vertieft. Schliesslich erkor die Jury Ende 2021 «Canal éponge» zum Sieger. Der Stadtrat entscheidet nun über den Studienkredit, danach wird ein konkretes Projekt ausgearbeitet. Ab Sommer werden Bielerinnen und Bieler die Möglichkeit zur Mitsprache haben. Am Ende wird die Bevölkerung über den Baukredit abstimmen. Ziel der Stadt ist es, das etwa die Hälfte der Kosten durch das Agglomerationsprogramm von Bund und Kanton übernommen wird.

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