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Biel

Villa Lindenegg: Junges Duo erhält den Zuschlag

Lucie Kunz und Florian Heiniger sind die neuen Pächter der Villa Lindenegg. Im April eröffnen sie das renovierte Hotel und Restaurant.

Florian Heiniger und Lucie Kunz haben gestern im Garten der Villa Lindenegg heisse Marronisuppe serviert. Aimé Ehi

von Carmen Stalder

Fackeln und unzählige Kerzen erhellen den Garten der Villa Lindenegg. Im schummrigen Licht treffen die Gäste ein. Dick eingepackt nippen sie am Wein, lauschen der Geschichte des Hauses und lassen ihre Blicke über die im Garten verteilten Fotografien wandern, die aus vergangenen Zeiten erzählen.

Es herrscht eine feierliche Stimmung, denn seit gestern Abend ist es offiziell: Lucie Kunz und Florian Heiniger übernehmen die Villa Lindenegg. Bereits am 1. Oktober haben die beiden den Vertrag mit der Stadt unterschrieben. In den letzten Wochen galt es, Stillschweigen zu bewahren. Keine leichte Aufgabe, wie sie sagen: Viele Freunde hätten andauernd nachgefragt, ob es denn nun entschieden sei. Deshalb sei es eine grosse Erleichterung, jetzt endlich sagen zu können: Doch, wir haben es geschafft. Wir übernehmen die Villa Lindenegg.

Der Entscheid der Stadt erscheint vielleicht auf den ersten Blick überraschend. Lucie Kunz und Florian Heiniger entsprechen eigentlich nicht dem Anforderungsprofil, sie verfügen weder über Führungserfahrung in der Hotellerie noch über ein Wirtepatent. Allerdings haben sie während einer fünfmonatigen Zwischennutzung in der Villa Lindenegg ihr Können unter Beweis gestellt (das BT berichtete). Heiniger ist zudem derzeit dabei, das Wirtepatent zu erlangen.


Mit der Villa verbunden

Die Bieler Gemeinderätin Silvia Steidle (PRR) sagt, dass Lucie Kunz und Florian Heiniger von allen Bewerbern das passendste Konzept präsentiert haben. Das Arbeiten mit lokalen Produkten, die Verbundenheit mit der Villa, das grosse Engagement, die Ideen für Menüs und die Preisvorstellungen – all das habe der Jury gefallen. «Es war ein ganz klarer Entscheid, sie haben uns wirklich überzeugt», sagt Steidle.

Die fehlende Hotel-Erfahrung sei durchaus diskutiert worden. Allerdings sei die Villa Lindenegg kein typisches Hotel, es gehe um mehr, als nur ein gutes Management. «Sie haben den Geist der Villa verstanden – und wir können darauf vertrauen, dass sie diesen auch in die Zukunft tragen werden», so Steidle.

Mit dem Entscheid geht für die beiden ein Traum in Erfüllung. Bereits kurz nach Abschluss der Zwischennutzung waren sie sich einig, dass sie am liebsten «im schönsten Haus der Stadt» bleiben möchten. Lucie Kunz hat eine besondere Verbindung zur Liegenschaft: Sie gehörte ihrem Urgrossvater und ihr Grossvater ist darin aufgewachsen. Nun gelangt die Villa im übertragenen Sinne zurück in die Familie.


Auf Bewährtes setzen

Zwischen März und August haben Kunz und Heiniger in der Villa jede Woche ein neues Menü aufgetischt. Ihre Küche zeichnet sich aus durch saisonale Produkte aus der Region und kreative Kombinationen. In diesem Stil soll es weitergehen. «Wir wollen alle zwei Wochen ein neues Menü zusammenstellen, da wir selbst Freude an der Abwechslung haben», sagt Kunz. Das Getränkeangebot und insbesondere die Weinkarte wollen sie ausweiten, ausserdem wird das Restaurant neu auch am Mittag offen sein. Beide wollen weiterhin sowohl im Service als auch in der Küche tätig sein.

Wichtig ist ihnen, dass die Villa für alle zugänglich ist. Vom Ruf eines teuren oder gar elitären Restaurants wollen sie das Haus befreien. «Wir wollen zwar eine hohe Qualität, aber keine Sterneküche anbieten», sagt sie. «Wir sind nicht die Typen für Mini-Portionen und ein ‹Schümli› da und dort», ergänzt er.

Das Catering Formitable, das die beiden guten Freunde 2018 gemeinsam gegründet haben, werden sie weiterführen. «Das zweite Standbein gibt uns eine finanzielle Sicherheit», sagt Heiniger. Gerade auch, weil dort die Einnahmen besser kalkulierbar sind. Um das alles zu schaffen, benötigen sie ein Team mit etwa sechs Vollzeitstellen. Die wichtigsten Posten seien besetzt, einige von ihnen durch frühere Angestellte, auf die man sich verlassen könne.


Schlüsselübergabe im März

Derzeit wird die Villa Lindenegg für knapp 1,2 Millionen Franken saniert. Ende Februar sollen die Arbeiten beendet sein. Am 1. März erfolgt die Schlüsselübergabe und einen Monat später wollen Kunz und Heiniger die Villa für Gäste eröffnen. Bis dahin warten noch 1000 Dinge darauf, erledigt zu werden: Von den nötigen Bewilligungen über eine Website bis zur Dekoration der Zimmer.

Im Garten schenken Lucie Kunz und Florian Heiniger mittlerweile Marronisuppe und Tee aus. Eine letzte Kostprobe – bis sie dann im Frühling richtig loslegen können.

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