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Wochenkommentar

Von einem Spital-Neubau profitieren alle

Da wird am Spitalzentrum in Biel während fast zehn Jahren an einer 125-Millionen-Sanierung herumgedoktert und dann das: Neubau statt Erneuerung!

Lino Schaeren
, Ressortleiter Region

Es ist ein wegweisender Entscheid, den das Spitalzentrum diese Woche verkündet hat. Und obschon noch nicht feststeht, wo das neue Spital gebaut wird, ob es der Stadt Biel erhalten bleibt oder in die Agglomeration zieht, ist eines klar: Auf einen Neubau in der Ebene zu setzen, das ist der richtige Beschluss, von dem alle nur profitieren können.

Klar, in das Sanierungsprojekt wurde bereits viel investiert, Geld ebenso wie personelle Ressourcen. Deshalb eisern daran festzuhalten, wäre aber komplett falsch. Das hatte zum Glück auch der kantonale Gesundheits- und Fürsorgedirektor Pierre Alain Schnegg (SVP) erkannt und den Spitalverantwortlichen in Biel signalisiert, dass er einem Übungs-abbruch nicht abgeneigt wäre. Und das ist entscheidend, denn das Spital ist beim Neubau auf die rund 85 Millionen Franken vom Kanton angewiesen, die dieser an die Sanierung beisteuern wollte.

Dass die Erneuerung des Spitals im Beaumont-Quartier während so vieler Jahre geplant, aber nicht angegangen wurde, wird nun also gewissermassen zum Glück im Pech. Wären die Komplikationen nicht aufgetreten und würden die Baukräne wie vorgesehen bereits stehen, wäre eine Neubaulösung nämlich endgültig vom Tisch. Dabei sprechen aber eben genau jene Faktoren für einen Neubau, die das Sanierungsprojekt dermassen ins Stocken gebracht haben: die rasante Entwicklung im Gesundheitssektor und vor allem die schlechte Erschliessung des Spitals.
Die Zufahrt zum Spitalzentrum Biel ist heute ein riesen Frust – und das in erster Linie für die Bewohner des Beaumont-Quartiers. Über eine Erschliessung von Norden her wurde zwar in den letzten Jahren viel geredet, sie liegt aber in weiter Ferne. Kein Wunder also, haben sich die Einsprachen gegen das Sanierungsprojekt in erster Linie um den Verkehr gedreht. Und die Verkehrsbelastung wird in den nächsten Jahren aller Voraussicht nach nicht abnehmen. Im Gegenteil. Alleine die Tatsache, dass die Entwicklung bei den operativen Eingriffen klar von stationär in Richtung ambulant zeigt, dürfte für eine zunehmende Belastung sorgen. Es ist aus heutiger Sicht deshalb nur logisch, ein Spital in unmittelbarer Nähe zur Autobahn zu bauen und nicht in ein Wohnquartier am Hang. Und eine Machbarkeitsstudie zeigt: Spielt der Kanton mit, kann das Spital die Korrektur dieses Fehlers finanzieren.

Ganz unabhängig davon, wo das neue Spitalzentrum letztlich stehen wird – bei einem Neubau gewinnen alle Beteiligten. Das Spital, weil es eine Infrastruktur erhält, die auf aktuelle Bedürfnisse im Gesundheitsbereich zugeschnitten sind statt ein Flickwerk im Bieler Beaumont, das letztlich ebenfalls über 200 Millionen Franken kosten würde. Die Stadt Biel, weil sie nach dem Auszug des Spitalzentrums am Hang einen ganz neuen städtischen Entwicklungsschwerpunkt erhält. Das Beaumont-Quartier, weil es vom Verkehr entlastet wird, der heute wegen des Spitalzentrums zirkuliert. Der Kanton, weil die medizinische Versorgung im Norden Berns für die Zukunft sichergestellt wird. Die Rettungskräfte, weil sie das Spital schneller erreichen und die Innenstadt umfahren können. Und schliesslich die Spitalmitarbeiter und die Patienten, weil sie keine jahrelange Sanierung während laufendem Betrieb über sich ergehen lassen müssen.

lschaeren@bielertagblatt.ch

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