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„Krawattenzwang“

Wäsche an der Sonne trocknen, aber nicht gleich verbrennen...

Im persönlichen Blog berichtet Bernhard Rentsch, publizistischer Leiter der Gesamtredaktion und Chefredaktor „Bieler Tagblatt“ wöchentlich über Erlebnisse im privaten wie im beruflichen/gesellschaftlichen Leben – dies immer mit einem Augenzwinkern. Heute: Wäsche an der Sonne trocknen, aber nicht gleich verbrennen...

Bernhard Rentsch: Krawattenzwang
  • Dossier

Hitze – die erste Hitzewelle in diesem Jahr ist aktuell ein zentrales und unvermeidbares Thema. Jubeln, geniessen, profitieren, klagen, stöhnen, Rekorde auflisten, Wettergeschichten auftischen – es gibt viele Möglichkeiten, die Situation in der letzten Juniwoche aufzunehmen. «Verpasst das BT etwa die Hitzewelle?» wurde ich bereits am Dienstag gefragt. Notabene, nachdem es erst zwei Tage nacheinander Temperaturen über 30 Grad anzeigte. Die Prognosen kündigten zwar schon früh ein Mehrtage-Hoch an, gleich in Hysterie zu verfallen erachte ich aber als wenig sinnvoll. Und nein, das BT bleibt an allen aktuellen Themen dran.

Alle Sommermenschen jedenfalls freuen sich: «Endlich!». Gleichzeitig ist es für andere schon wieder zu warm. Niemand weiss besser als das Wetter, dass man es nicht allen recht machen kann. Meine Hochachtung gilt in diesen Tagen denjenigen, die draussen körperlich anstrengende Arbeit leisten. Für sie sind Tipps wie «Suchen von Schatten» oder «Vermeiden von körperlichen Anstrengungen» ein Hohn. Die Verhaltensgrundsätze gelten allerdings eher für Risikogruppen, die unter der Hitze leiden. Der scheinbare Medienhype kann so eingeordnet werden.

Ich persönlich freue mich über die heissen Tage und werde mir bewusst, wie spät in diesem Jahr sich der Sommer angemeldet hat. In der Tat liegen viele – wie ich – im heurigen Fahrplan nämlich etwas im Rückstand. Erst am 23. Juni, zwei Tage nach dem längsten Tag mit dem höchsten Sonnenstand das erste Bad im See. Spät, wie lange nicht mehr. Der Bielersee weist in diesen Tagen an der Oberfläche sehr angenehme Temperaturen auf. In den tieferen Schichten merkt man aber noch sehr gut, dass sehr viel Schmelzwasser aus dem Oberland mitfliesst. Tatsächlich zeigen die Bilder aus den Bergen – zum Beispiel bei den Alpenquerungen der Tour de Suisse –, dass da immer noch sehr viel Schnee liegt. Die extrem unterschiedlichen Jahreszeiten liegen in der Tat nicht weit auseinander.

Zu den späten Errungenschaften im Frühjahr/Sommer 2019 gehören auch tägliche Dinge rund ums Haus: Die knatternden Rasenmäher ertönten noch nicht so oft, draussen an der Sonne trocknende Wäsche war erst selten zu sehen. Schön, dass wir nun profitieren können. Nur, um auch noch zu nörgeln: Die Wäsche an der Sonne trocknen ist ok – sie muss aber doch nicht gleich verbrennen...


brentsch@bielertagblatt.ch

Twitter: @BernhardRentsch

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