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Biel

Wartung der BLS-Züge 
in Biel wird geprüft

Die SBB bieten der BLS die Übernahme der Werkstätte in Biel an. Die unabhängige Begleitgruppe «Werk-stätten» nimmt deshalb nun den Standort Biel unter die Lupe.

Auch neues Rollmaterial muss gewartet werden: Die SBB präsentierten die neuen Doppelstockpendelzüge der Zürcher S-Bahn im Jahr 2011 im Werk in Olten. Bild: Keystone

Es war eine erstaunliche Kehrtwende: Ende August berichteten «Tages-Anzeiger» und «Bund», dass die SBB der BLS die Übernahme der Werkstätte in Biel für die Wartung des Rollmaterials anbiete. Dies, nachdem die SBB im Jahr 2016 noch abgewinkt haben – eine Werkstätte für die BLS in Biel sei nicht möglich, hiess es damals in einer Stellungnahme an die Begleitgruppe «Werkstätte BLS». Diese Position haben die SBB aber offenbar im Zuge des Streits um die Fernverkehrskonzessionen angepasst (das BT berichtete).

Die SBB wollten der BLS mehrere Fernverkehrs- und Regionalverkehrslinien abtreten sowie eine gemeinsame Zugwartung in Biel schmackhaft machen, im Gegenzug sollte die BLS darauf verzichten, eine Fernverkehrskonzession anzustreben. Der Streit eskalierte aber seither, die SBB haben für alle 50 Bahnfernverkehrslinien ein Konzessionsgesuch eingereicht. Die BLS ihrerseits will den SBB das Monopol abjagen und bewerben sich um die Konzession für fünf Linien (darunter auch der Regio-Express zwischen Bern und Biel). Doch obwohl der Kompromiss nicht zustande gekommen ist, bleibt die Nutzung der Werkstätte in Biel durch die BLS auf dem Tisch, wie gestern bestätigt wurde.

Denn der Regierungsrat des Kantons Bern hat die Begleitgruppe wieder aktiviert und sie mit der Untersuchung des Standorts Biel beauftragt (der Kanton hält die Mehrheitsanteile an der BLS). Die Gruppe heisst neu «Werkstätten» und wird von Bernhard Antener (SP), Gemeindepräsident von Langnau im Emmetal, präsidiert.

 

Geschäftsleitung unterschreibt
Antener sagt, er habe im August bei der Vorsteherin der kantonalen Direktion für Bau, Verkehr und Energie, Barbara Egger-Jenzer (SP), Bereitschaft signalisiert, die Untersuchung zu übernehmen. Allerdings nur unter der Bedingung, dass sowohl die Geschäftsführung der BLS als auch jene der SBB den Auftrag unterzeichneten. Dies, so Antener, sei inzwischen geschehen. Laut einer gestrigen Mitteilung, dürfte die Prüfung des Standorts Biel nun ungefähr ein halbes Jahr in Anspruch nehmen – die Stadt Biel wird in die Arbeitsgruppe integriert.

Dabei werde man Biel nach denselben Kriterien und nach derselben Methodik beurteilen, wie alle übrigen möglichen Werkstatt-Standorte zuvor. Derzeit plant die BLS eine Werkstatt im Chliforst-Nord im Westen der Stadt Bern. Die Begleitgruppe hatte insgesamt 42 Standorte geprüft, die Konzernleitung folgte vor knapp einem Jahr mit ihrem Bauentscheid der Empfehlung des Gremiums, Chliforst-Nord sei «die beste aller schlechten Lösungen». Es überrascht also nicht, dass die BLS offen ist gegenüber einem möglichen Standort Biel.

BLS-Präsident Rudolf Stämpfli hielt kürzlich fest, dass es eine «gute Lösung» wäre, der sich die BLS «sicherlich anschliessen könnte», sollte die Untersuchung nun zum Schluss kommen, dass der Standort Biel entgegen der Einschätzung der SBB im Jahr 2016 doch machbar sei.

 

SBB investieren 47 Millionen
Wie realistisch der Standort Biel für die BLS tatsächlich ist, kann Antener derzeit noch nicht einschätzen. Er gehe aber davon aus, dass die SBB für eine Lösung mit der BLS in Biel ganz weichen müssten. Der Präsident der Begleitgruppe hält ganz fest, dass er es unabhängig des Ausgangs der Untersuchung als nötig erachte, die Möglichkeit Biel «sauber abzuklären», da diese Lösung sonst im Hintergrund auch künftig immer mitschwingen würde. Die Gruppe will in einem halben Jahr den beiden Bahnen eine Empfehlung machen, ob auf die geplante Werkstatt in Chliforst-Nord verzichtet werden kann.

Der Servicestandort Biel wird derzeit ausgebaut – die SBB investieren 47 Millionen Franken in die Werkstätte. Dies, um künftig ICN-Züge in Biel warten zu können. Ob die SBB die Anlage künftig weiterhin selber nutzen werden oder nicht, habe keinen Einfluss auf die Investition, teilte die SBB gegenüber dem BT mit. «Fakt ist: Der Ausbau der Serviceanlage in Biel ist ohnehin notwendig, unabhängig davon, ob die SBB künftig die ICN dort wartet oder die BLS ihr Rollmaterial.» Lino Schaeren

Stichwörter: BLS, Züge, Biel, SBB

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