- Dossier
Deborah Balmer, Redaktorin
Gleich zu Beginn der Coronakrise war klar, dass man nicht einfach so tun kann, als wäre nichts geschehen. Wenn ich nun ein Gespräch mit einer Apothekerin über ausverkaufte Fieberthermometer führte, wäre es ignorant gewesen, in der Apotheke vorbeizugehen, wenn sie mir gleichzeitig davon erzählt, wie grenzüberschreitend sich gewisse Kundinnen und Kunden verhalten.
Die Gespräche nahm ich von jetzt an im Homeoffice am Computer auf, während das Handy auf Lautsprecher gestellt war. Es knackte beim Abhören zwar gewaltig, doch es war trotzdem eine solide Methode, die Gespräche aufzunehmen. Im Artikel machte ich jeweils transparent, dass wir am Telefon geredet hatten. Es ist, was derzeit Journalisten in unterschiedlichen Medien tun: Sie sagen, dass ein Gespräch unter besonderen Umständen stattgefunden hat. Wenn man in ferner Zukunft die Zeitungsartikel von heute liest, darf man die besonderen Umstände ja auch nachempfinden.
Kürzlich war ich nun aber doch nach sehr langer Zeit wieder einmal zu Fuss zu einem Interviewtermin unterwegs. Das Gespräch fand im Kongresshaus statt. Dort angekommen, stand ich erst einmal vor verschlossenen Türen. In diesem Moment lief hinter der Glastür ein Mann vorbei, bei dem ich mittels Handzeichen um Einlass bat. Nur mit Widerwillen liess er mich eintreten und wollte dann mit mir in den kleinen Lift einsteigen, worauf ich befand, das sei in Zeiten von Corona keine gute Idee und den Knopf drückte (äxgüsi). Oben angekommen, war er aber auch schon da und erzählte mir, dass er wegen Corona ganz sicher sein müsse, dass es in Ordnung sei, mich reinzulassen.
Später beim Heimlaufen resümierte ich: Dass da draussen nichts mehr so war wie vor einigen Wochen, als ich mich ins Homeoffice zurückzog, das war mir klar. Dass ich aber so stark kämpfen musste, um bei Gemeinderat Beat Feurer ins Büro zu kommen, damit hätte ich nicht gerechnet. Davon musste ich meiner Journalistenkollegin beim nächsten Online-Kaffee unbedingt erzählen.