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Corona-Blog

Wenn einer eine Corona-Reise tut

Jedes Jahr mache ich mit Kumpels eine dreitägige Velotour – das heisst, ich selbst geniesse mein E-Bike, und die andern drei strampeln sich auf ihrem Velo ab.

Symbolbild Keystone
  • Dossier

Beat Kuhn, Redaktor Region

Diesmal hatte ich sie für eine Tour durch den Berner Jura und den Jura-Jura gewinnen können. Geplant hatten wir das Ganze vor Corona. Aber dann kam das Virus. War der Ausflug nun überhaupt noch durchführbar? Dass Hotels offenbleiben durften, hiess noch gar nichts. Denn viele schlossen mangels Gästen trotzdem. Aber unsere beiden gebuchten Unterkünfte hatten noch geöffnet – allerdings nicht wie sonst «mit Frühstück».

Ich traf meine Kumpels am Freitag zur Mittagszeit am Bahnhof Sonceboz-Sombeval. Dort assen wir an einem der Holztische auf Perron 1 Eingekauftes – in gebührendem Abstand voneinander, versteht sich. An diesem ersten Tag 
lautete das Planziel Chasseral. Doch bei der Täuferbrücke gaben wir auf – dieses buchstäblich «hoch» gesteckte Ziel, meine ich. Stattdessen sausten wir ins Tal und fuhren – vorbei am geschlossenen Shop von Camille Bloch in Courtelary – nach 
St-Imier. Dort stellte sich heraus, dass unser Hotel-Restaurant praktischerweise gleich selbst Take-away-Pizzas anbot.

Am Samstagmorgen machten wir verschlafen einen Spaziergang zum Bahnhof. Denn dort gabs einen Avec-Shop mit Kafi und Gipfeli, wie ich zuhause mit Google Maps ausspioniert hatte. Erst koffeingestärkt radelten wir los. Um die Mittagszeit erreichten wir Tramelan, wo wir im Coop die Ecke mit den warmen Snacks leer kauften. Im Vorraum eröffneten wir ein 
kleines temporäres Coop-Restaurant. Kurz nach Tramelan machte mein E-Bike schlapp – trotz Aufladen des Akkus über Nacht waren die vielen Höhenmeter, die wir auch an diesem zweiten Tag «machten», zu viel, frassen sie zu viel Strom. Zufällig passierte das in der Nähe von La Combe, einem Mini-Bahnhof in der Pampa, das einer von uns kannte – obwohl er in Zürich wohnt. So fuhren mein E-Bike und ich klug im Zug nach Delémont, während meine Freunde verregnet wurden. Da hätte sich gerächt, dass ich meine Regen-Überhose vergessen hatte. Am Abend erstanden wir in einem Restaurant veritable Menus, die trotz Kartonverpackung deliziös waren.

Am Sonntag schliesslich gings über Land zur Endstation Porrentruy. Und noch im kleinsten Ort gabs eine Corona-taugliche Verpflegungsmöglichkeit. Not macht wirklich erfinderisch.

bkuhn@bielertagblatt.ch

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