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„Krawattenzwang“

Wenn grosse Karrieren im Seeland Fahrt aufnehmen

Im persönlichen Blog berichtet Bernhard Rentsch, Chefredaktor „Bieler Tagblatt“, wöchentlich über Erlebnisse im privaten wie im beruflichen/gesellschaftlichen Leben – dies immer mit einem Augenzwinkern. Heute: Wenn grosse Karrieren im Seeland Fahrt aufnehmen.

Bernhard Rentsch: Krawattenzwang
  • Dossier

Jede und jeder von uns bildet sich hie und da ein, bei grossen Karrieren einen kleinen persönlichen Beitrag geleistet zu haben. Im Sport sind es die Unterstützer im Juniorenalter, die ihren Anteil haben. Kulturschaffende sind am Anfang ihrer Laufbahn meist auf ganz kleinen Bühnen unterwegs – die entsprechende Nähe zum (noch) spärlichen Publikum gibt allen den Eindruck, Teil des grossen Ganzen zu sein. Dasselbe gilt in unserer Zunft für Journalistinnen und Journalisten, die von Lokalredaktionen dereinst zu den Grossen wechseln. Schön ist in jedem Fall, wenn der «Star» seine Wurzeln nie vergisst.

Mit Blick auf seine Laufbahn, die ich schon seit Jahren aus der Ferne miterlebe, wage ich entsprechend zu behaupten, dass die Bekanntheit des nationalen TV- und Radiomannes Nik Hartmann seinen Anfang im Seeland nahm. Das SRF-Aushängeschild hat diese Woche bekannt gegeben, dass er nach 20-jähriger Präsenz aus unseren Stuben verschwindet – zumindest aus denen, in welchen noch die Programme des nationalen Senders laufen. Entsprechend werden die Erinnerungen an ein spezielles Wochenende mit Nik Hartmann wach.

Es sind seither über 20 Jahre ins Land gezogen. Als Speakerverantwortlicher bei den Bieler Lauftagen gehörte es zu den Aufgaben, jedes Jahr genügend Freiwillige zu rekrutieren, die während rund 14 Stunden die 100-km-Finisher auf der Ziellinie akustisch begrüssen und gleichzeitig das Publikum unterhalten. Eine Militär-Bekanntschaft verschaffte uns dann die Ehre, dass ein gewisser junger Nik Hartmann in Biel zum ehrenamtlichen Speakerdienst antrat. Und wie: Nik setzte sich nicht nur akustisch erstklassig in Szene, sondern absolvierte mit unzähligen Läuferinnen und Läufern die letzten Meter, indem er sie live interviewte. Die Gespräche nach strapaziösen 100 Kilometern bleiben für viele unvergesslich. Für das Publikum war es in jedem Fall ein Gaudi, für die erfolgreichen Läuferinnen und Läufer nach 20 Stunden unterwegs zumindest eine letzte Herausforderung.

Die Karriere von Nik Hartmann nahm aber nicht nur beim alten Eisstadion Fahrt auf, sondern auch auf dem privaten Ruhebett: Eine kurze Pause zwischen Start und dem ersten Zieleinlauf nutzten wir für einen kurzen Schlaf. Also eben: Die Bekanntheit von Nik Hartmann wurde auch durch den offerierten Frühmorgenkaffee in unserem Haushalt gefördert. Einbilden darf man sich ja vieles ...


brentsch@bielertagblatt.ch

Twitter: @BernhardRentsch

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