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Autobahn A5

Westast: Städte fordern Verbesserungen

Die Frist beim Ausführungsprojekt Westast ist abgelaufen. Auch Biel und Nidau haben das Projekt geprüft und beim Bund eine Einsprache deponiert. Handlungsbedarf sehen sie bei mehreren Punkten.

"Wir stehen voll und ganz hinter dem Westast": Biel und Nidau verlangen trotzdem punktuelle Verbesserungen. Erich Fehr (links) und Sara Hess (Zweite von links) haben sich gestern zu den konkreten Forderungen der Städte geäussert. Bild: Peter Samuel Jaggi
  • Dossier

Deborah Balmer

Das Interesse am Ausführungsprojekt des A5-Westasts war gross: Zahlreiche Einsprachen sind eingegangen. Gestern nun ist die Einsprachefrist abgelaufen. Auch die Städte Biel und Nidau haben das Projekt aufmerksam geprüft und beim Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) eine Einsprache deponiert. «Wir stehen voll und ganz hinter dem Projekt Westast und dem Porttunnel», sagte Sandra Hess (FDP), Gemeindepräsidentin von Nidau, anlässlich der gestrigen Medienkonferenz. Trotzdem verlangen Biel und Nidau punktuelle Verbesserungen bei der geplanten Autobahn. Diese haben sie mittels Einsprachen beim Bund fristgerecht eingereicht.

Besonders im Gebiet des Anschlusses Bienne-Centre sehen die Städte Handlungsbedarf. Dort wird eine bessere Abstimmung mit der städtebaulichen Begleitplanung verlangt. Man habe festgestellt, dass das Ausführungsprojekt nicht in allen Punkten mit der Begleitplanung kompatibel sei, kritisieren die beiden Städte. «Die möglichst dichte Integration der Autobahn in den Stadtraum muss aber sichergestellt werden, auch wenn das nicht ganz einfach ist», sagte Sandra Hess. Sie erinnerte daran, dass die Umsetzung der gesamten städtebaulichen Begleitplanung bis 2050 eine zwingende Voraussetzung dafür ist, dass die Städte dem Autobahnprojekt in der vorliegenden Form zustimmen können.

Ebenso wünschen sich die Städte, dass sie bei Detailplanungen und Projektanpassungen, die direkte Auswirkungen auf den Stadtraum und die Lebensqualität haben, einbezogen werden. In bestimmten Fällen wolle man den Lead übernehmen. Das sei besonders wichtig, da es sich um eine 15 Jahre lange Bauzeit handle.

Freier Zugang zum See

Ausserdem verlangen Biel und Nidau eine geringere Beeinträchtigung während der Bauphase. Die Landbeanspruchung für die Baustellenlogistik gegenüber der aktuellen Planung soll reduziert werden. So sollen immer ausreichend verfügbare Flächen und attraktive Zugänge zum Bieler Strandboden sichergestellt werden. Der Bieler Stadtpräsident Erich Fehr (SP) sagte: «Bauen im städtischen Raum ist generell anspruchsvoll. Angesichts der langen Bauzeit muss alles getan werden, um die Beeinträchtigung für die Bevölkerung möglichst gering zu halten.»

Auch bezüglich des Langsam- und des öffentlichen Verkehrs gibt es gezielte Forderungen: Etwa müsse der Busverkehr auch in der Bauzeit stabil abgewickelt werden können. In diesem Zusammenhang verlangen die Städte den Bau einer neuen Unterführung beim Bahnhof Biel. Die Ostpassage soll noch vor Baubeginn für den Westast realisiert werden. Die Unterführung würde gleichzeitig den Velofahrern als Verbindung in Richtung Mühlefeld, Nidau und See dienen und ein Umfahren des Verresiusplatzes möglich machen.

Zusätzlich wird eine Begleitgruppe für die Bauphase gefordert, in der die Städte mit dem Kanton und dem Bund auf Augenhöhe verhandeln können.

Baustart: Je nach Verfahren

Es sei unerlässlich, die Interessen der Gemeinden einzubringen. Gleichzeitig betonten Fehr und Hess mehrmals, dass die Gemeinderäte das Projekt Westast seit Jahren unterstützen. Mit dem Westast soll eine verkehrliche Entlastung des innerstädtischen Strassennetzes und damit eine Steigerung der Wohnqualität erreicht werden. Zugleich sei der Westast eine Voraussetzung für Attraktivierungsmassnahmen für den öffentlichen Verkehr und die Velofahrer sowie die Fussgänger. Fehr sagte dann auch erneut, dass der Westast gebaut werden wird. Der Ostast, der vom Bözingenfeld ins Brüggmoos führt, werde am 27. Oktober in Betrieb genommen. «Wir können nicht einfach einen Teil eines Gesamtkonzepts nicht bauen.»

Mit dem Westastbau soll je nach Verlauf des Verfahrens ab 2020 gestartet werden. Die Inbetriebnahme der einzelnen Abschnitte findet laut Bund gestaffelt bis voraussichtlich 2035 statt.

Mehr Infos zum Westast unter
 www.bielertagblatt.ch/dossiers

 

Umweltverbände äussern Kritik

Umweltverbände haben gegen den geplanten Westast Einsprache eingereicht. Der VCS Kanton Bern und der WWF Bern kritisieren unter anderem, das «gigantische Projekt, das das Stadtbild im Süden des Bahnhofs massiv beeinträchtigen wird». Der Verkehr werde nicht umgeleitet, sondern der Anschluss Biel-Centre werde die Innenstadt und die Quartiere gegen Nidau trotz flankierender Massnahmen mit Verkehr überfluten. Weil der Westast im Grundwasser gebaut werde, sei das Risiko von Absenkungen, Rissen und Wassereinbrüchen für Gebäude der Bieler Innenstadt erheblich. Ein Mangel des Projekts sei die Bauphase: Der Bevölkerung werde insgesamt eine 15-jährige Bauzeit zugemutet, in der infolge Pfählungen und vielen Lastwagenfahrten an mehreren Orten Luft- und Lärmgrenzwerte überschritten würden. Die Organisation Fussverkehr Schweiz bezeichnet das Projekt als masslos und fussgängerunfreundlich. «Sein Gigantismus erinnert an Zeiten, als das Auto den höchsten und das Zu-Fuss-Gehen einen tiefen Stellenwert hatte.» Pro Velo Biel verlangt, dass die Situation für den Veloverkehr verbessert wird. Bei vielen Knoten sei für Radfahrer keine sichere Linienführung vorgesehen, kritisiert Pro Velo etwa. bal

Kommentare

ligerius47

Warum will Fehr das Projekt Westast so rasch wie möglich durchziehen? Seine Parteigenossin Egger-Jenzer und die Kantonsplaner werden langsam ungeduldig. Fehr muss die Türen in Bern offen halten. Man darf der Bevölkerung nicht immer zustimmen.


webec5

Politiker haben fuer die Bevoelkerung da zu sein und nicht umgekehrt. Die Bevoelkerung will diese Betonwueste so nicht!!!!


ch.staudenmann

Der Bau des Westastes mit diesen äusserst hässlichen und lärmigen Löchern der beiden Anschlüsse wäre eine Jahrhundert-Bausünde! Zur Attraktivierung der Stadt trägt das mit Sicherheit nicht bei! Andernorts (Schwamendingen, Airolo) sollen genau solche Fehler beseitigt werden.


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