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Kafipause

Wie der Stucki Chrigu kurzerhand zum Maler wurde

Im persönlichen Blog berichten BT-Chefredaktor Bernhard Rentsch und Parzival Meister, stellvertretender Chefredaktor und Redaktionsleiter, abwechslungsweise wöchentlich über Erlebnisse im privaten wie im beruflichen und gesellschaftlichen Leben – immer mit einem Augenzwinkern. Heute: Wie der Stucki Chrigu kurzerhand zum Maler wurde.

Bernhard Rentsch
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Bernhard Rentsch

 

Wir rühmen uns regelmässig, dass sich in der Schweiz jede und jeder weitgehend frei und unbelästigt bewegen kann. So kann es gut passieren, dass man in den Berner Lauben eine Bundesrätin kreuzt oder an der Kasse im Tankstellenshop ein Fussball-Nationalspieler neben einem steht. Nett, zurückhaltend und etwas beschämt vermeidet man dann in der Regel sogar den Augenkontakt oder gar die direkte Ansprache, obwohl dies ja eigentlich das angebrachte Verhalten wäre. Die oder der Promi ist sich ohnehin bewusst, häufig erkannt zu werden. Und sie oder er erwidert in aller Regel einen freundlichen Gruss freudvoll. Aber nicht immer steht die vornehme Zurückhaltung an erster Stelle. Drei kleine Geschichten dazu:


Vor Jahren weilte einmal der damals sehr bekannte Kunstturn-Olympiasieger Donghua Li zu einem Showauftritt in Grossaffoltern. Der gebürtige Chinese war jederzeit sehr zugänglich und führte viele Gespräche in seiner sympathischen Art im perfekten, aber akzentreichen Deutsch. Grenzen erreichte die Volksnähe dann aber während des Nachtessens in der dorfeigenen Gartenwirtschaft. Selbst mit dem warmen Essen vor Augen wurde der bedauernswerte Star so oft angequatscht und zum Selfieposen eingeladen, dass er praktisch keine ruhige Minute hatte. In solchen Situationen wäre etwas mehr Zurückhaltung angebracht.

 

Als eher mühsam konnte ich ebenfalls vor vielen Jahren die Annäherung von Fans an den Sänger und Unterhalter Peter Reber beobachten. Dieser verbrachte mit der Familie wie viele andere einen Skitag oberhalb von Wengen. Im Bergrestaurant hatte sich Reber im grossen Run auf die Plätze an der Wärme ebenfalls durchgekämpft. Auch beim Anstehen beim Selbstbedienungsbuffet beanspruchte er keinen Promibonus. Die danach am Fensterplatz häufig zu beobachtenden Kontaktversuche mit «Herr Reber, was ich Sie schon lange fragen wollte ...» wirkten dann aber eher peinlich und unangebracht. Peter Reber ertrug das mit stoischer Ruhe, auch wenn er sich in dieser Situation bestimmt etwas mehr Privatsphäre gewünscht hätte.


Ebenfalls sehr bekannt und allein durch seine physische Erscheinung (rund 140 Kilo schwer, fast zwei Meter gross) scheinbar unverwechselbar ist Schwingerkönig Christian Stucki. Sehr sympathisch ist die überlieferte Anekdote, dass selbst er sich in Lyss bisweilen inkognito bewegen kann. In einem Geschäft, das er während seiner Arbeitszeit als Chauffeur kurz betrat, wurde nämlich der von vielen freundschaftlich einfach Chrigu gerufene Spitzensportler nicht erkannt. Und weil er in seinen weissen Arbeitshosen auftrat, wurde er gar als der erwartete Maler begrüsst. «Nein, Metzger», soll der sympathische Schwinger spontan auf die Verwechslung reagiert haben. Stucki Chrigu als Maler? Ja, sein Einsatz wäre dann wohl im oberen Bereich der Wohnungen – ohne Leiter.


bernhard.rentsch@bielertagblatt.ch

 

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