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Titelgeschichte


Wie ein musikalischer Schatz 
aus der Taufe gehoben wird

Das Sinfonieorchester Biel Solothurn hat vor ein paar Tagen ein Grossprojekt begonnen: Die CD-Einspielung 
aller sechs Sinfonien des Schweizer Komponisten Joseph Lauber. Ein Glücksfall, aber auch ein zeitintensives und kostspieliges Vorhaben. Die «Stiftung zu Gunsten des Sinfonieorchesters Biel/Bienne» hilft das Projekt finanzieren

Mikrofone, Kabel, Trennwände: Die technischen Vorkehrungen sind aufwändig, bevor das Sinfonieorchester Biel Solothurn mit der CD-Aufnahme beginnen kann. Bild: Mattia Coda

Annelies Alder

Einen Bleistift in der Hand und den Blick auf die Alpen gerichtet: Joseph Lauber hat wohl unzählige Stunden auf diese Weise verbracht. Meistens im Sommer, wo er sich auf sein Maiensäss in Les Plans sur Bex in den Waadtländer Alpen zurückgezogen hat. Seine Verpflichtungen am Grand Théâtre in Genf lagen dann weit hinter ihm. Nun zählten für den Musiker nur noch Naturidylle – er soll ein eifriger Berggänger gewesen sein – und Komponieren.

Was der 1864 geborene Komponist dann aufs Papier brachte, ist das Resultat von musikalischen Anregungen, die er auf seinen bisherigen Lebensstationen gesammelt hat. Sie stammen von Mendelssohn, Brahms und Strauss auf der einen, der deutschen Seite bis zu Jules Massenet oder Claude Debussy auf der französischen.

Hinzu kommt – hört man sich die erste Sinfonie an – ein alpenländischer Volkston. Vielleicht ist dieser ein Widerhall auf sein Mitwirken als Kind in der familiären Musikkapelle. Oder aber der Komponist knüpft an den letzten Satz von Brahms erster Sinfonie an, der ebenfalls einen Schuss Swissness enthält.

Joseph Lauber lässt es aber nicht bei den vielen musikalischen Anregungen bewenden. Er beweist kreativen Umgang damit und entwickelt sie auf durchaus eigenständige Weise weiter. Das ergab ein erster Höreindruck vergangenen Februar. Dazumal spielte das Sinfonieorchester Biel Solothurn in einem Abonnementskonzert die erste Sinfonie von Joseph Lauber.

Das Werk war ein Novum, nicht nur für das Publikum im Saal, sondern auch für hunderte von Klassikliebhaberinnen und 
-liebhabern, die es sich am Radio anhörten. Das Konzert wurde nämlich von Radio SRF2 aufgezeichnet und schweizweit ausgestrahlt.

Niemand hat bis dahin eine Sinfonie des 1952 in Genf verstorbenen Komponisten gehört, denn die Werke wurden nie verlegt. Die Manuskripte seiner sechs Sinfonien befinden sich zusammen mit dem gesamten Nachlass des Komponisten in der Universitätsbibliothek in Lausanne. Einzig der Neugierde von Kaspar Zehnder, dem Chefdirigenten des Sinfonieorchesters Biel Solothurn, ist es zu verdanken, dass dieser musikalische Schatz – und es scheint sich tatsächlich um einen solchen zu handeln – editiert und auf CD eingespielt und somit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.

Ein kreativer Traditionalist im Avantgarde-Umfeld

Wie kommt es zu dieser Entdeckung? «Das kammermusikalische Schaffen von Lauber kenne ich schon länger», sagt Kaspar Zehnder, Flötist und Chefdirigent des Sinfonieorchesters Biel Solothurn. «Dann stiess ich auf sein Flötenkonzert. Ich war begeistert. Es ist sehr anspruchsvoll, aber wunderschön. Ich wollte unbedingt weitere Werke von Joseph Lauber kennenlernen. Deshalb begann ich den Nachlass, der sich in der Universitätsbibliothek in Lausanne befindet, zu sichten. Dabei entdeckte ich seine Sinfonien».

Und wie schätzt er den nach wie vor kaum bekannten Schweizer Komponisten ein? «Er scheint ein durchwegs positiver Mensch gewesen zu sein», sagt Zehnder. Viele seiner Werke stehen in einer Dur-Tonart. Stilistisch unterscheiden sich die ersten drei Sinfonien stark von den folgenden beiden. Während Mendelssohn, Schubert und Brahms in die frühen Werke einwirkten, verraten die Sinfonien vier und fünf französischen Einfluss. «Sie sind sehr üppig in den Klangfarben», so Kaspar Zehnder. «Sie wirken impressionistischer und sind weniger tonal. Der Einfluss von Massenet ist deutlich hörbar». Diese Werke entstanden kurz vor Ende des Ersten Weltkriegs. «Die später entstandene sechste Sinfonie ist dann fast wieder beängstigend reduziert». Die letzte Sinfonie wurde von Ernest Ansermet aus der Taufe gehoben, von jenem Dirigenten also, der sich um das zeitgenössische Musikschaffen in der Schweiz besonders verdient gemacht hat.

Joseph Lauber gehörte jedoch nicht zur Schweizer Musikavantgarde. Er komponierte in spätromantischem Stil, und zwar zu einer Zeit, in der viele seiner komponierenden Zeitgenossen sich mit Atonalität auseinandersetzten. Wurde er deshalb von der Schweizer Musikgeschichtsschreibung so schmählich übergangen?

Berner CD-Label und angesehenes Tonstudio als Partner

«Wir wollen in den nächsten drei Jahren bei unserem Label Schweizer Fonogramm alle sechs Sinfonien aufnehmen», sagt Graziella Contratto. Sie ist Projektleiterin und Inhaberin des Berner CD-Labels. Die Dirigentin und Fachbereichsleiterin Musik der Hochschule der Künste Bern hat das Label 2017 gegründet. Das Schweizer Musikschaffen liegt ihr besonders am Herzen.

Auch «Trouvaillen des Repertoires», wie es auf der Website des Labels heisst, stehen im Fokus. Die Sinfonien von Joseph Lauber decken beide Kriterien ab, sind deshalb also ein willkommenes Projekt, um das noch wenig bekannte Label über die Landesgrenzen hinaus bekannt zu machen. «Mit dem Sinfonieorchester Biel Solothurn haben wir das ideale Orchester für diese Musik. Joseph Lauber hat einen deutschen und welschen Einschlag, seine Musik schwingt zwischen den beiden Kulturen wie auch das Bieler Orchester», sagt die CD-Produzentin.

Die technische Seite des Projekts betreut Frédéric Angleraux, privat der Partner von Graziella Contratto und Leiter des Tonstudios ADC Sounds. Kaspar Zehnder und das Sinfonieorchester Biel Solothurn kennen ihn gut. Bereits ihre letzte CD mit Werken von Robert Radecke – auch bei dieser handelte es sich um eine Weltersteinspielung – haben sie zusammen realisiert. Die im Jahr 2016 bei CPO erschienene CD mit Orchesterwerken des deutschen Romantikers stiess in der Fachpresse auf einhellige Begeisterung. Sie wurde mit fünf Diapasons und fünf FonoForum-Sternen ausgezeichnet, was einer hervorragenden Wertung entspricht. Die Voraussetzungen für das Gelingen des Lauber-Projekts stehen also gut.

Wichtige finanzielle Unterstützung durch Stiftung und Verein

Mehr Sorgen bereitet die Finanzierung. Ein grosser Anteil betrifft das Honorar der Musiker. Fünf Tage umfasste allein die erste von drei Aufnahmesessionen. Sie hat vergangene Woche in der Diaconis-Kirche in Bern stattgefunden. Eingespielt wurden die ersten beiden Sinfonien von Lauber. In den kommenden Jahren folgen dann je zwei weitere Aufnahmeperioden.

«Wir erhalten finanzielle Zuwendung von verschiedenen Seiten. Wichtige Unterstützer sind die Stiftung zugunsten des Sinfonieorchesters Biel/Bienne (siehe Interview mit Präsidentin Vreni Steingger) und der Verein Freunde des Sinfonie Orchester Biel Solothurn», sagt Zehnder. Geld wird auch über ein Crowdfunding gesammelt. Hinzu kommen Zuwendungen weitere Gönnerinnen und Stiftungen.

Dennoch muss Kaspar Zehnder eingestehen: «Die Finanzierung ist noch nicht ganz gesichert. Kosten verursachen nämlich auch die Noten, die erst editiert werden müssen, damit daraus gespielt werden kann. Ein Verlag ist jedoch bereits gefunden. Die Sinfonien von Joseph Lauber erscheinen bei Editions Bim in Bulle. Der Verlag ist auf Raritäten mit Fokus Schweiz spezialisiert. So hat er unter anderem Orchesterwerke von Jost Meier oder Caroline Charrière herausgebracht».

Für das Aufnahmeteam ist klar: Die Musik von Joseph Lauber ist einzigartig und gehört an die Öffentlichkeit. Spätromantische Sinfonik eines Schweizer Komponisten gibt es kaum, zumal solche, die originell ist und überraschend kreativen Umgang mit den einzelnen Registern im Orchester offenbart. Die Orchestermusikerinnen und -musiker stehen zwar vor anspruchsvollen Aufgaben. Doch Laubers Musik würde die Programme der einheimischen Orchesterkonzerte aufwerten und dürfte dem Publikum grosses Vergnügen bereiten.

Hier ein angebissenes Sandwich, dort eine halbgeschlossene Kühltasche. Die Pause über Mittag war kurz. Den Musikerinnen und Musikern des Sinfonieorchester Biel Solothurn blieb kaum Zeit, um sich von der ersten anspruchsvollen CD-Aufnahmesession zu erholen. Nun sitzen sie bereits wieder im Orchesterrund. Einige lesen noch letzte Nachrichten auf dem Handy, andere stimmen bereits ihr Instrument.

Der Blick aus der Zuschauerperspektive aufs Orchester ist ungewohnt. Nicht nur, weil sich die Musiker statt im Frack und Abendkleid mit Pullover und Sneakers locker geben. Einige tragen auch Gesichtsmasken. «Eine Maske wird empfohlen, ist aber nicht Pflicht», sagt Kaspar Zehnder. Die Coronaregeln werden in der Diaconis-Kirche in Bern, wo die Aufnahmen der Sinfonien von Joseph Lauber stattfinden, dennoch streng befolgt. Hände sind beim Eintritt zur Kirche zu desinfizieren. Alle tragen sich in eine Namensliste ein.

Auffallend ist vor allem, dass Streicher und Bläser durch hohe Plexiglasscheiben voneinander getrennt sind. So prallen die viel zitierten, womöglich mit Coronaviren verseuchten Aerosole der Bläser auf den durchsichtigen Scheiben ab, statt die Nachbarin einzuhüllen. «Erstaunlicherweise haben die Scheiben gar keinen Einfluss auf das Klangresultat», sagt Kaspar Zehnder. «Ich höre beim Dirigieren alle Stimmen genauso, wie wenn keine Trennwände da wären».

Nichts wird dem Zufall überlassen

Die Plexiglasscheiben haben auch keinen Einfluss auf die Aufnahmen. Das offenbart eine akustische Kostprobe in der Regie, die sich im Untergeschoss des Gebäudes befindet. Der Blick fällt zunächst auf den fast zwei Meter breiten, auf beiden Seiten nach vorn gewölbtem Bildschirm. Die darauf abgebildeten quer verlaufenden Linien bilden die Tonspuren ab, die verschiedenen Orchesterstimmen also, die von oben mit separat aufgestellten Mikrofonen aufgenommen werden. Bei der Tonwiedergabe werden sie automatisch zusammengemischt.

Das Klangresultat ist eindrücklich. Auch die Qualität der Komposition: «Das ist eine wunderschöne Melodie», schwärmt Tonregisseur Frédéric Angleraux. «Sie könnte auch von Mendelssohn stammen». Derweil verfolgt Kaspar Zehnder den Verlauf der Musik in seiner Orchesterpartitur. Die Notenlinien darin sind mit farbigen Markierungen versehen. Eine laute Stelle ist blau eingekreist, an anderer Stelle steht in roter Farbe das Zeichen für leiser werden. Nichts wird dem Zufall überlassen. Der Tonmeister ist wohl auch deshalb begeistert: «C’est un cadeau». Als ein Geschenk bezeichnet Frédéric Angleraux seine Zusammenarbeit mit dem Dirigenten und dem Orchester.

Schönes Resultat nach harter Arbeit

Hinter dem erfreulichen Resultat steckt aber harte Arbeit. «Er hört einfach alles», sagt Rolf-Dieter Gangl, stellvertretender Stimmführer der Bratschen über den Tonmeister. «Gestern mussten wir den Beginn der ersten Sinfonie ungefähr zehnmal wiederholen, bis er zufrieden war». Doch Genauigkeit und höchste Konzentration ist Basis für eine gute CD-Einspielung.

«Es war fürs Orchester eine grosse Herausforderung, sich nach der auftrittsfreien Zeit während des Lockdown wieder plötzlich zu hundert Prozent auf etwas fokussieren zu müssen», sagt Kaspar Zehnder. Das CD-Aufnahmeprojekt zum jetzigen Zeitpunkt ist für ihn dennoch ein Glücksfall. Nach wie vor ist das kulturelle Leben auf ein Minimum reduziert. Trotzdem sind die Orchestermusikerinnen in höchstem Masse gefordert. «Nach den Ankündigungen des Bundesrats Ende Mai brachen wir alle in Jubel aus», sagt auch Projektleiterin Graziella Contratto. Mit den angekündigten Lockerungen lassen sich die Aufnahmen nämlich plangemäss realisieren. Noch vor Kurzem wäre dies nicht möglich gewesen.

Zehnder schwingt sich nun aufs Dirigentenpult: «Bevor wir beginnen, möchte ich euch gerne mitteilen, dass wir zeitlich sehr gut vorankommen. Das Resultat von heute Morgen klingt sehr schön». Dann hebt der Dirigent den Taktstock für den ersten Durchlauf des letzten Satzes der ersten Sinfonie von Joseph Lauber. «Merci beaucoup», tönt es aus einem Mikrofon, nachdem die Musik verstummt ist. Das war die Stimme des Tonmeisters, der im Regieraum sitzt und sich via Mikrofon zu Wort meldet.

Frédéric Angleraux setzt nun an für die Detailarbeit. «Ich brauche nochmals Takt 179», sagt er. «Die Streicher müssen den Bläsern etwas mehr Zeit zum Ausspielen geben». Später wird an der heiklen klanglichen Balance im Bläserregister gefeilt. «Diese Passage nicht schneller, aber leichter spielen», erschallt es wieder aus der Regie. «Das war ein Super-Take», sagt der Tonmeister nach einer besonders geglückten Passage. Ein solches Kompliment ist Balsam für die geforderten Musikerinnen und Musiker des Sinfonieorchester Biel Solothurn. aa

Vreni Steineggger, die Stiftung zu Gunsten des Sinfonieorchesters Biel/Bienne will gemäss Stiftungszweck helfen, das künstlerische Niveau des Orchesters zu halten und zu heben. Wie ist das zu verstehen?

Vreni Steinegger: Das ist natürlich sehr weit gefasst. Für uns heisst das schlicht, dass wir Sonderprojekte des Orchesters unterstützen, bei denen die Musiker zusätzlich gefordert sind. Dazu gehören auch CD-Aufnahmen. Sie benötigen höchste Aufmerksamkeit und ein sehr präzises Zusammenspiel. Das bringt letzlich auch die Musiker weiter

Soeben ist die CD-Box mit den 
Klavierkonzerten Beethovens gespielt vom Sinfonieorchester Biel Solothurn herausgekommen. Hat die Stiftung das Projekt ebenfalls unterstützt?

Ja. Das erkennt man auch daran, dass der Name der Stiftung auf der Rückseite der CD-Box vermerkt ist. Ich war gerade im Verwaltungsgebäude von Theater Orchester Biel Solothurn (Tobs), wo mir die CD freudestrahlend überreicht wurde. Sie erscheint gerade passend zu unserem Jubiläumsanlass am Sonntag.

Sie werden gemäss Kaspar Zehnder auch die Einspielung der Sinfonien von Joseph Lauber mitfinanzieren.

Ich wurde erst mündlich darum ersucht, warte aber noch ein offizielles Gesuch ab. Das schreibt die Stiftungsurkunde so vor. Erst dann können wir über einen Unterstützungsbeitrag entscheiden.

Ihre Stiftung wurde vor 50 Jahren gegründet. Das erkennt man auch am Stiftungszweck, der sich seither nicht geändert hat. Da steht unter anderem, die Stiftung «unterstütze die Finanzierung des Beizuges von Berufs-
musikern». Heute besteht das 
Orchester ja nur aus Berufsmusikern.

Wir können die Formulierung leider nicht ändern. Sonst müssten wir die Stiftung auflösen und eine neue gründen. Der Stiftungsrat hat sich aber dagegen entschieden. Wir haben einzig dafür gesorgt, dass der Name korrekt ist.

Es fehlt der Name«Solothurn».

Das wurde so akzeptiert, wir haben es juristisch klären lassen. Sonst hätte uns auch noch die Stiftungsaufsicht des Kantons Solothurn geprüft, was weitere Kosten verursacht hätte. Die Stiftung zugunsten des Sinfonieorchesters hatte ihren Sitz von Anfang an in Biel, deshalb durften wir uns auf die Bezeichnung Biel/Bienne beschränken.

Wie geht es der Stiftung finanziell?

Das Stiftungskapital sinkt sukzessive. Letztes Jahr erhielten wir zum Glück Spenden im Wert von insgesamt 75 000 Franken. Dieses Jahr haben wir bereits 15 000 Franken erhalten. Trotzdem muss ich mich immer um finanzielle Zuwendungen bemühen. Wir haben auch Notare angeschrieben und sie gebeten, bei Nachlassverwaltungen auf unsere Stiftung aufmerksam zu machen. Doch da ist bis jetzt nicht viel passiert.

Wofür haben Sie die 75 000 Franken eingesetzt?

Wir haben 50 000 Franken für Sonderprojekte im Rahmen des 50-Jahr-Jubiläums des Sinfonieorchesters aufgewendet. Dazu gehörte die konzertante Aufführung der Oper «Fidelio» von Ludwig van Beethoven.

Sie unterstützen auch die Musiker 
direkt, indem Sie zinslose Darlehen für die Anschaffung von Instrumenten gewähren. Wird das genutzt?

Ja, die Musikerinnen und Musiker sind dankbar um diese Möglichkeit. Viele sind nämlich nicht in der Lage, mehrere Tausend Franken für ein neues Instrument oder für kostspielige Reparaturen zu bezahlen. Die Prozesse sind dabei ziemlich aufwändig. Ich kontrolliere, dass das Geld dem Stiftungszweck entsprechend eingesetzt wird. Handelt es sich um alte, kostbare Instrumente, lasse ich sie hie und da von einem neutralen Instrumentenbauer schätzen.

Ihre Stiftung feiert am Sonntag ihr 
50-jähriges Bestehen. Wie hat sie sich inzwischen verändert?

Unsere Stiftung wurde ein Jahr nach dem Orchester gegründet. Ich könnte Ihnen viel darüber erzählen, was sich seit dieser Zeit getan hat. Ich habe während der Coronapause nämlich alle Akten durchgearbeitet. Jedenfalls war die Stiftung zu Beginn viel wichtiger als heute. Oft hat sie der damaligen Orchestergesellschaft Überbrückungskredite gewähren müssen. Denn die Subventionen flossen früher nicht so regelmässig. Damit das Orchester liquid bleiben konnte, erhielt es von der Stiftung zinslose Überbrückungsdarlehen, die innert einer gewissen Frist zurückgezahlt werden mussten.

Welches ist ihre heutige Aufgabe?

Theater Orchester Biel Solothurn ist heute professionell aufgestellt. Dennoch mangelt es eigentlich stets an Geld. Tobs muss sich praktisch immer nach der Decke strecken. Wir unterstützen vor allem ausserordentliche Konzerte oder Projekte, die das künstlerische Niveau der Musiker herausfordern.

Diese sind im Stiftungsrat leicht durchzusetzen, da dort auch der 
Verwaltungsdirektor von Theater 
Orchester Biel Solothurn Einsitz hat.

Ja, das ist urkundlich so festgelegt. Auch Didier Juillerat, der Präsident von Tobs, ist in unserem Stiftungsrat. Er vertritt bei uns eigentlich die Stadt Biel, doch seine Anwesenheit ist einmalig. Die Stadt möchte über unsere Aktivitäten orientiert sein. Früher hat die Finanzdirektion den Jahresabschluss unserer Stiftung geprüft. Heute macht dies eine Revisionsstelle.

Wie feiern Sie am Sonntag 
das 50-Jahr-Jubiläum?

Erich Fehr und Hans Stöckli werden da sein, neben vielen Gästen und Musikern auch Jost Meier. Er war der erste Dirigent des Orchesters. Ein paar Orchestermusiker spielen ein klassisches Stück und anschliessend ein neues Werk von Jost Meier. Er hat es während der Corona-Pause zu Ehren der Stiftung komponiert. Ich bin sehr gespannt, wie es tönt, denn die Besetzung ist speziell: Streichquartett, Klarinette, Horn und Vibraphon.

Wie sind Sie zu Ihrem Amt gekommen?

Eigentlich per Zufall. Ich wurde von meiner Vorgängerin Christine Zbären angefragt und bin seit 2011 Präsidentin, also seit knapp zehn Jahren, wie meine beiden Vorgängerinnen. Einzig der erste Präsident amtete während 20 Jahren. Das könnte mir auch blühen. Aber ich mache es gerne. Ich weiss um die Sorgen und Nöte der Musikerinnen und Musiker und ich bin Musikliebhaberin. Eigentlich ist mein Einsatz ein Dienst an der Musik zur Bereicherung des kulturellen Lebens der Stadt Biel sowie der Region. Interview: aa

Stichwörter: Orchester, Musiker, Biel, Solothurn

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