Wieder ein Bahnhofbuffet

(bk) In den letzten 15 Monaten mussten die SBB Anfragen zum Bahnhofbuffet stets negativ beantworten (siehe auch erste Infobox). Diesmal hatte SBB-Sprecherin Patricia Claivaz jedoch «good news», wie sie sagte: «Wir haben einen Pächter gefunden.» Den Namen durfte sie zwar noch nicht bekannt geben, doch betonte sie, dass der Vertrag unterschrieben sei. Nun werde noch die Lüftung der Küche baulich verbessert. «Da gab es Handlungsbedarf», so Claivaz.

Ungünstige äussere Umstände
Nur teilweise «good news» gibt es dagegen vom Post-Komplex nordwestlich des Bahnhofs. Die im Zuge der Rundumsanierung neu ausgeschriebenen Büroflächen haben inzwischen zwar weitestgehend vermietet werden können (siehe zweite Infobox). Im neu gebauten Mini-Einkaufscenter herrscht dagegen auch ein Jahr nach der Fertigstellung die grosse Leere vor. Dort ist die Aldi-Filiale, die das ganze Obergeschoss belegt, nach wie vor der einzige Mieter. Die sieben Ladenlokale im Erdgeschoss stehen dagegen weiter leer.

Die Gründe für die Leerstände ortet Christoph Sättler von der Swiss Property AG, welcher der Komplex gehört, in äusseren Umständen. An erster Stelle nennt er geplante, aber noch nicht ausgeführte Infrastrukturbauten am Bahnhof. Damit meint er einerseits den Ausbau des früheren Posttunnels zu einer zweiten Unterführung durch die SBB und andererseits die Neugestaltung des Bahnhofplatzes durch die Stadt.

Einen weiteren Hemmschuh sieht Sättler in der schlechten Konjunktur: «Viele Unternehmen expandieren derzeit eher zögerlich.» Und schliesslich hätten halt viele Ketten schon eine Niederlassung in der Uhrenstadt. Bereut habe man die Investition aber noch nicht. Sie sei zwar «ein Balanceakt», räumt er ein, «aber dank unserem grossen Kapitalpolster haben wir einen längeren Schnauf als andere». Die PSP Swiss Property AG ist eine der grössten Immobilienfirmen in der Schweiz.

2015 kommt die Infrastruktur
Für die Unterführung Posttunnel, deren Zugang sich im Center befinden wird, geben die SBB 2015 als Jahr der Fertigstellung an. Sie will die Unterführung in einem ersten Schritt nur von Nordosten her zugänglich machen. Zu einem späteren Zeitpunkt könne dann eine Verlängerung bis zum Robert-Walser-Platz erfolgen. «Dies aber nicht dringend und zwingend», so Patricia Claivaz. Rolf Iseli, Direktionssekretär der Baudirektion: «Für uns ist es wichtig, dass die Unterführung auch einen Zugang zum Walserplatz hat.» Ein Ausbau könne allenfalls auch mit Geld aus dem Aggloprogramm finanziert werden, sagt er.

Als dritten Zugang zu den Perrons erwägen die SBB im Übrigen eine Passerelle auf der Südostseite, für Bahnkunden vom Parking und von der Velostation her. Das ist ihr kostengünstigerer «Gegenvorschlag» zur Forderung der Stadt, auch dort eine Unterführung zu bekommen. Laut Iseli gibt es allerdings noch keine definitive Zusage der SBB.

Die Neugestaltung des Bahnhofplatzes ist laut Iseli «unterwegs an den Gemeinderat». Werde der Fahrplan eingehalten, befinde der Stadtrat im Dezember über den Projektierungskredit von 960 000 Franken. 2013 könne die Detailprojektierung erfolgen. Ein Kreditbeschluss des Volkes sei frühestens für November 2013 zu erwarten. Dann könnten die Bauarbeiten 2014 beginnen und der Platz 2015 fertig sein.

Das Bahnhofbuffet litt seit langem unter Gästemangel

In den letzten Jahren war die Geschichte des Bieler Bahnhofbuffets ein Trauerspiel:
• Das alte Lokal, eine typische Beiz mit viel dunklem Holz, hatte sich einst grosser Beliebtheit erfreut.
• Doch diese Zeit war 2007, als die SBB beschlossen, das Buffet in die neue Schalterhalle umzuwandeln, vorbei.
• Nichtsdestotrotz kamen im Herbst 2007 volle 9300 Unterschriften gegen die Schliessung zusammen. Die SBB blieben aber hart.
• Im teilerneuerten Bahnhof wurden für das Buffet wesentlich kleinere Räume im Nordwestflügel bestimmt. • Im Herbst 2010 nahm als neues Bahnhofbuffet unter einem neuen Pächter das Restaurant Le Grand Comptoir den Betrieb auf.
• Das Lokal rentierte aber nicht, und so schloss es schon nach zehn Monaten, Ende Juni 2011, wieder.
• Seither hat Biel, die zehntgrösste Stadt der Schweiz, kein Bahnhofbuffet mehr.

Leer stehende und belegte Lokalitäten am Bahnhof

• im Bahnhofgebäude leer:
   Bahnhofbuffet (bald wieder voll); kleines Ladenlokal des ehemaligen Sandwich-Shops Bonne Journée
• Mieter im Bahnhofgebäude:
   zwei Coop-Pronto mit langen Öffnungszeiten; Kiosk der Kette Press & Books; Aperto-Filiale mit
   Lebensmittelladen und Take-away; Brezelkönig-Filiale; Niederlassung der Apotheken-Kette Sun Store; 
   Orange-Citydisc-Filiale; Blumenladen Flowerpoint; Zahnzentrum Bahnhof Biel; türkisches Lokal Dürüm      Büffet mit Take-away und Restaurant; Kleiderladen Famous
• im Post-Komplex leer:
   sieben Ladenlokale im Neubau, einige Büroräume im Postgebäude
• Mieter im Post-Komplex:
   im Postgebäude Notfallpraxis, Ärztezentrum, Kompetenzzentrum für Alkohol- und Suchtprobleme,
   Softwarefirma Abakus / im Hochhaus Teil der Movedo MGI Luxury Group / im Neubau Aldi-Filiale