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Krankheit

Wieder Freude am Essen finden

Wie soll man nach einer Brustkrebserkrankung essen? Die Ernährungsberaterin Lidia Rossel beantwortet gemeinsam mit Koch Raphael Zeller an zwei Workshops die drängendsten Fragen.

Die Diätberaterin Lidia Rossel und der Koch Raphael Zeller wollen den Teilnehmerinnen zeigen, wie ein entspannter Umgang mit dem Essen gelernt werden kann. copyright: Guy Perrenoud/zvg

Worauf soll man bei der Ernährung achten, wenn man eine Brustkrebserkrankung überstanden hat? Sind bestimmte Nahrungsmittel schädlich? Lässt sich mit anderen Nahrungsmitteln ein Rückfall vermeiden? Diese und ähnliche Fragen stellen sich viele Wiedergenesene.

Die Diätberaterin Lidia Rossel hat deshalb beschlossen, in Biel einen Workshop durchzuführen. Dabei werden gängige Meinungen hinterfragt, aber auch der Umgang mit Hungergefühlen und der Lust auf bestimmte Nahrungsmittel wird thematisiert.

 

Hunger und Lust

«Meine Mutter ist an Brustkrebs erkrankt», berichtet Rossel. «Sie nahm an einer Selbsthilfegruppe teil. Viele Fragen, die sie und ihre Freundinnen stellten, betrafen die Ernährung. Einige ehemalige Kranke erklären, einen Heisshunger zu verspüren, den sie vorher nicht kannten.»

Zwischen den Medikamenten, welche die Kranken einnehmen müssen, und dem Heisshunger, der einige überfällt, lässt sich kein medizinischer Zusammenhang herstellen. Für Lidia Rossel ist dies aber noch lange kein Grund, um die Hände in den Schoss zu legen: «In diesem Workshop werden wir den Teilnehmerinnen helfen, ein Sättigungsgefühl zu erkennen und richtigen Hunger von der reinen Lust auf Essen unterscheiden zu können.» Wenn die Teilnehmenden erfahren, wie sie Hunger von Lust unterscheiden können, lernen sie auch, ihren Heisshunger besser unter Kontrolle zu bringen.

 

«Keine Wundermittel»

Im Hinblick auf eine mögliche Ernährung, mit der sich nach einer Chemotherapie Rückfälle vermeiden lassen, hat die Diätberaterin eine klare Meinung: «Ein Wundernahrungsmittel zur Verhinderung von Krebs gibt es nicht.» Mit dieser Aussage stellt sie sich gegen Meinungen, die immer wieder zu hören sind. Zum Beispiel, dass Krebskranke auf sämtliche Milchprodukte oder Fette verzichten sollen. Nach Ansicht von Lidia Rossel kann die Ernährung trotzdem eine Rolle spielen. «Wenn man das Gewicht stabil hält, lässt sich das Risiko eines Rückfalls in Grenzen halten und man beugt dem Krebs vor.» Für die Ernährungsberaterin ist wichtig, dass bei der Ernährung auf ein Gleichgewicht zwischen den Aspekten Gesundheit, Spass und Soziales geachtet wird. Ein Gleichgewicht entstehe, indem man sich ausgewogen ernähre, die Freude am Essen beibehalte und Exzesse vermeide. Nach einer Brustkrebserkrankung sind die Patientinnen oftmals gezwungen, eine Antihormonkur einzunehmen. Diese kann Thrombosen fördern. «Die Ernährung kann diesbezüglich unterstützend wirken. Wissenschaftliche Erkenntnisse haben ergeben, dass die Thrombosengefahr durch gute Fette wie Fisch-, Nuss-, Raps- oder Leinöl gesenkt wird», so Rossel.

Der Workshop soll auch dazu beitragen, dass die Frauen wieder Freude am Essen finden. «Bei einer Chemotherapie und Bestrahlungen wird einem oftmals schlecht. Die Beziehung zur Ernährung kann darunter leiden».

Nach einem theoretischen Teil wird Lidia Rossel den Teilnehmerinnen gemeinsam mit dem Koch Raphael Zeller die Möglichkeit geben, verschiedene Nahrungsmittel zu degustieren. «Indem man probiert und darüber nachdenkt, was man isst, entdeckt man, was einem an einem Nahrungsmittel anspricht», ist Rossel überzeugt. Um die Freude am Essen noch zu verstärken, wird der Workshop mit einem Dinner abgeschlossen. Zeller wird hierbei den Schwerpunkt auf besondere Geschmacksrichtungen und neue Zubereitungsarten legen. masp/rw

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