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«Wir suchen einen Weg»

Die französischsprachigen Kindergärtler aus Nidau sollen nach den Sommerferien nun doch in Biel eingeschult werden. Nach der Abstimmung krebst der Nidauer Gemeinderat zurück.

copyright:olivier gresset/bieler tagblatt

Die frankophonen Kinder werden im nächsten Schuljahr alle in Nidau eingeschult. Das hat es in den Wochen vor der Abstimmung stets geheissen. Unabhängig davon, wie die Abstimmung am 18. Mai ausgehe. Der Hauptgrund: Die betroffenen Eltern hätten das Recht, vor den Frühlingsferien zu erfahren, in welchen Kindergarten ihre Kinder eingeteilt seien. Eine rechtzeitig Planung sei deshalb nötig.


«Beide Varianten sind machbar»
Vertreter des überparteilichen Komitees zur Unterstützung des Referendumskomitees waren damit nicht einverstanden. Sie forderten vom Nidauer Gemeinderat, dass man auch die Variante plane, die Kindergärtler in Biel einzuschulen.
Am Sonntag hat die Nidauer Stimmbevölkerung deutlich entschieden. Französischsprachige Schüler sollen auch in Zukunft die Schule in Biel besuchen dürfen.
Und plötzlich klingt es vonseiten des Gemeinderats nicht mehr so kategorisch. «Im Prinzip sind beide Varianten machbar», sagt Gemeinderat Marc Eyer. Er ist zuständig für Bildung, Kultur und Sport. Aber, fährt er fort: «Es stellt sich nur die Frage, zu welchem Preis.» Denn laut Eyer müssten bei der Variante Biel bereits in Nidauer Kindergartenklassen eingeteilte Kinder wieder umgeteilt werden. Im Vorfeld hatte es geheissen, dass mindestens drei Nidauer Kindergartenklassen neu zusammengestellt werden müssten. Betroffen wären 60 Kinder. Zwischen zehn und 15 Kindergärtler möchten den Kindergarten lieber in Biel besuchen.
Ungelöst sei auch die Frage des Geldes: «Im Moment steht kein Budget zur Verfügung, um die neu einzuschulenden Kinder nach Biel zu schicken», so Eyer. Für den Nidauer Gemeinderat ist dennoch sicher:«Wir suchen nun mit Hochdruck einen Weg.»
Immerhin löst sich die Frage von selber, was mit der Lehrperson geschieht, die bereits für die neu eröffnete Nidauer Kindergartenklasse angestellt wurde. Laut Eyer hat auf Ende Schuljahr eine Kindergärtnerin gekündigt. Das entspanne die Lage in dieser Frage und gebe «weiteren Spielraum für Lösungen».


Biel hat bereits am Sonntag gesagt, dass man die Nidauer Kindergärtler gerne bei sich einschulen würde.
Für den Präsidenten des Referendumskomitees und Ehrenpräsidenten des Parti Radical Romands, Willy Pauli, ist nach der Abstimmung klar: «Wir wollen, dass diese Schüler nach Biel kommen und nicht ein Jahr in Nidau bleiben.» Er ist zuversichtlich, dass das klappt. Von der Stadt Nidau habe man bereits die Zusicherung erhalten, dass nun nach einer Lösung gesucht werde. «Falls nötig, wird auch der Kanton helfen, um einen Weg zu finden», ist Pauli überzeugt und sagt, dass der Wind nun gedreht habe und der Volkswille fraglos umgesetzt werde.
«Ich bin glücklich, dass der Konsens nun wieder hergestellt ist und die beiden Sprachgruppen miteinander harmonisieren», sagt Pauli weiter. Wie ihm gehe es vielen Nidauerinnen und Nidauern. So habe er nach der Abstimmung mehrere Anrufe erhalten von Nidauern, die sich über das Abstimmungsresultat freuten.


«C’est fantastique»
Ähnlich erlebte es die BDP-Präsidentin Monique Schlegel. Eine Freundin habe ihr am Sonntag gesagt: «J’ai les larmes aux yeux. C’est fantastique!» Die BDP selber hat im Vorfeld der Abstimmung Stimmfreigabe beschlossen. Doch Schlegel sagt: «Ich bin erfreut.» Für die Kinder sei es eine Erleichterung, wenn sie zum Schulstoff nicht noch Berndeutsch und Hochdeutsch lernen müssten.
Für die Grünen sagt Co-Präsidentin Maja Büchel: «Wir sind glücklich und stolz über das Resultat der Abstimmung.» Es sei ein klares Votum der Nidauer, das über die eigene Nasenspitze hinaus reiche. «Ein Votum für eine regionale Idee und eine sinnvolle und klare Unterstützung unserer Vielfältigkeit», so Büchel.
Für die EVP ist es positiv, dass die Stimmbürger den gelebten Bilinguismus stärker gewichten als die Gemeindefinanzen. Ebenso ist laut SP-Gemeinderat Christian Bachmann das Resultat für den Grossteil der SP erfreulich.
Die SVP Nidau teilte gestern mit, dass es den Entscheid der Stimmbevölkerung nun zu respektieren gelte. Man hätte es allerdings lieber gesehen, wenn der eingesparte Betrag bei der Einschulung der Romands in Nidau in eigenen Schulraum investiert worden wäre. FDP-Präsident Martin Fuhrer sagt: «Wir sind froh, dass der Entscheid nun gefallen ist. Es war wichtig, dass die Stimmberechtigten die Möglichkeit hatten, sich zur Zukunft der französischsprachigen Schüler zu äussern.»     

Deborah Balmer

Kommentare

Georges

Wenn ich richtig gelesen und verstanden habe: Alle sind plötzlich froh über den Entscheid an der Urne. Sehr gut so! Ausser natürlich die SVP, die ihre Schulräume mit dem Geld, das für die Ausbildung jetzt investiert wird, vielleicht… neu streichen möchte. Auch sieht man wieder einmal, wie Politiker an der Bevölkerung vorbei zu politisieren versuchen, um ihr dogmatisches Kredo durchzuzwängen.


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