Sie sind hier

Abo

Leubringen

«Wir wollten nicht auf den Kanton warten»

Der Kanton Bern führt ab dem 3. Mai Corona-Massentests an Schulen ein. Darauf will die Primarschule Leubringen nicht warten: Sie startet bereits heute mit Spucktests.

Die Spucktests in der Primarschule Leubringen sind freiwillig. Symbolbild: Keystone

Hannah Frei


Ab heute wird in der Primarschule Leubringen einmal pro Woche ein Corona-Massentest durchgeführt. Damit ist sie die erste Schule im Kanton Bern, die flächendeckende Tests einführt. Zum Einsatz kommen die sogenannten Spucktests, bei denen jede Schülerin und jeder Schüler in ein eigenes kleines Becherchen spuckt. Der Inhalt wird anschliessend im Labor untersucht.


Damit prescht die Schule Leubringen vor: Zum einen ist sie eine von vier Volksschulen im Kanton Bern, die an einem Pilotversuch zu Massentests an Schulen teilnimmt (siehe Zweittext). Zum anderen geht die Schule noch einen Schritt weiter: Sie ist die erste im Kanton Bern, die flächendeckend testet. Damit kommt Leubringen dem Kanton zuvor.

Gestern vermeldete dieser, dass Massentests an Schulen am 3. Mai eingeführt werden sollen. «Darauf wollen wir nicht warten», sagt Stefan Wyss, Schulleiter der Primarschule Leubringen. Denn bei den Lehrpersonen sei das Bedürfnis nach Gewissheit gross. «Mit den Tests soll die Gesundheit der Kinder, der Familien und der Lehrpersonen geschützt und gleichzeitig dazu beigetragen werden, die Pandemie zu bekämpfen», so Wyss. Zudem sollen die Tests dafür sorgen, dass die Schule bei einem Coronaausbruch so lange wie möglich am Präsenzunterricht festhalten kann.


Zu wenig Zeit für die Welschen
Die Idee für die frühe Einführung der Massentests kam Wyss aufgrund der Teilnahme am Pilotprojekt. Letzten Donnerstag habe der Kanton die Teilnahme bestätigt, jedoch lediglich für vier deutschsprachige Klassen aus der Primarschule Leubringen. Grund dafür sei, dass das Informationsmaterial bisher noch nicht ins Französische übersetzt werden konnte, sagt Gundekar Giebel, Sprecher der Berner Gesundheitsdirektion. Das Projekt sei innerhalb sehr kurzer Zeit entwickelt worden. Bis zur Einführung der flächendeckenden Massentests an Schulen Anfang Mai werde das Material aber in beiden Sprachen zur Verfügung stehen, verspricht er. Klar sei bereits, dass alle Schulen im Kanton bei den Massentests mitmachen werden.


Zugang für alle Schüler
An der Primarschule Leubringen gibt es insgesamt drei Kindergartenklassen, eine französischsprachige und zwei deutschsprachige, sowie sechs deutsche und fünf französische Primarklassen. «Ich dachte mir: Es muss doch möglich sein, dass wir die Tests allen Schülerinnen und Schülern anbieten können», sagt Wyss.


Beim Gemeinderat holte er die Bewilligung für die Massentests ein. Dieser habe für drei Testungen ein kleines Budget gesprochen. Damit soll die Zeit bis zum Beginn der offiziellen Testphase des Kantons überbrückt werden. Wyss geht jedoch davon aus, dass der Kanton auch die Kosten der ersten drei Testungen rückwirkend übernehmen wird. Bisher fehle aber die definitive Bestätigung dafür. «Ich werde alles daran setzen, dass der Bund bezahlt», so Wyss. Schliesslich leiste man nur dem Auftrag des Bundes folge und wolle der Gemeinde keine Kosten verursachen.


Getestet werde jeweils mittwochs vor der grossen Pause. Zum Einsatz kommen PCR-Spucktests. Der Aufwand für die Schule halte sich in Grenzen, so Wyss. Die Tests selbst sollen innerhalb weniger Minuten durchgeführt werden und somit den Unterricht kaum beeinträchtigen. Die grösste Herausforderung sei die Elterninformation, so der Schulleiter. Er und sein Team haben auch kritische Rückmeldungen von Eltern erhalten, die mit den Testungen nicht einverstanden sind oder ihr Kind nicht testen lassen wollen. Die Reaktionen seien aber sowohl in der Eltern- als auch in der Lehrerschaft mehrheitlich positiv gewesen.


Wyss betont, dass die Tests für die Kinder freiwillig seien. Ohne Einverständniserklärung der Eltern werde kein Kind getestet. Zudem könne auch jedes Kind den Test verweigern, falls es sich kurz davor umentscheiden sollte.


Bei den zwei Tests für den Pilotversuch in den vier Klassen machen laut Wyss etwa 75 Prozent der Kinder mit. Wie viele es bei den Massentests sein werden, sei schwierig zu sagen. Es sei davon auszugehen, dass es zumindest zu Beginn weniger sein werden. Er hofft jedoch, dass sich dies nach ein paar Wochen einpendeln wird und ein fester Bestandteil des Mittwochmorgens wird.


Biel wartet lieber ab
Auch die Stadt Biel bereitet sich auf Massentests an Schulen vor, sagt Reto Meyer, städtischer Leiter der Abteilung Schule und Sport. Mit Leubringen sei man diesbezüglich im Austausch. Es werde auch jemand bei den Tests vorbeischauen, um von den Erfahrungen in Leubringen zu profitieren, so Meyer.


Grundsätzlich sei auch die Stadt Biel offen dafür, die Massentests einzuführen. «Für uns gibt es jedoch immer noch zu viele offene Fragen, weshalb wir entschieden haben, auf den Kanton zu warten», so Meyer. Die Logistik werde eine Herausforderung. Denn die Dimensionen in Biel seien nicht mit der Primarschule Leubringen zu vergleichen. Die Frühlingsferien werde man dafür nutzen, sich Gedanken über die Planung und Durchführung der Tests zu machen, so Meyer.

Nachrichten zu Biel »