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Biel

Wo es in Biel zu Velounfällen kam

Auf den Strassen der Stadt kommt es immer wieder zu Fahrradunfällen mit Verletzten. Das zeigt ein Blick auf die Nachrichtenspalte im «Bieler Tagblatt» der letzten zwei Jahre. Pro Velo Biel zeigt sich besorgt und kritisiert die vielen Velofallen, die es in städtischem Gebiet gibt.

Grafik: BT/ml

1 Orpundkreisel / 2 Guido-Müller-Platz / 3 Johann-Verresius-Platz: Der Kreisel zählt zu den zehn Hotspots im Kanton Bern. / 4 General-Dufour-Strasse: Laut Pro Velo Biel ist es vor allem an der Krezung zum Neumarktplatz während des Stossverkehrs sehr gefährlich. / 5 Jakob-Stämpfli-Strasse: Direkt vor der Omega kam es zu mehreren Velounfällen. / 6 Bernstrasse / 7 Mettstrasse: Im August 2017 wurde auf der Mettstrasse ein Velofahrer bei der Kollision mit einem Auto schwer verletzt. Er verstarb später im Spital. /8 Mattenstrasse/Alleestrasse / 9 Gottstattstrasse / 10 Brühlplatz-Kreisel: Galt vor der Eröffnung des Ostasts als einer der gefährlichsten Kreisel im Kanton. Anfang August 2017 wurde hier ein Velofahrer schwer verletzt. /11 Murtenstrasse / 12 Hugistrasse / 13 Orpundstrasse: Auch Fussgänger leben gefährlich: Im Februar 2017 wurde eine Fussgängerin angefahren. / 14 Gurnigelstrasse/Bielstrasse / 15 Parkweg: Ein 14-Jähriger pralle im Herbst 2016 in einen Poller und verletzte sich. / 16 Guisan-Platz / 17 Bahnhofplatz / 18 Bözingenstrasse/Lienhardstrasse / 19 Solothurnstrasse: Im August 2016 kam es zu einem schweren Unfall zwischen einem Velo und einem Lastwagen. Der Velofahrer wurde tödlich verletzt. / 20 Bözingenstrasse/Wasenstrasse: Ein Velofahrer und ein Lastwagen fahren auf gleicher Höhe, als der Velofahrer zu Fall kommt und sich leicht verletzt. Die Polizei sucht später über die Medien Zeugen. / 21 Brüggstrasse / 22 Gartenstrasse: Ein Autofahrer fährt im März 2016 eine Velofahrerin an, die danach mit der Ambulanz ins Spital gefahren werden muss. / 23 Renferstrasse: Diese Woche kollidierten auf der Renferstrasse ein Auto und eine Velofahrerin, die sich verletzte und in Spitalpflege gefahren werden musste.

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Deborah Balmer

Vor wenigen Tagen hat es einmal mehr am Verresiusplatz geknallt. Genau vor einer Woche ist dort am Morgen ein 50-jähriger Velofahrer von einem Auto erfasst und so stark verletzt worden, dass er mit der Ambulanz ins Spitalzentrum gefahren werden musste. Die Unfallmeldung war einen Tag danach im BT zu lesen.
Es war bereits das vierte Mal seit Anfang 2016, dass sich am Verresiusplatz in Biel ein Unfall mit einem verletzten Velofahrer ereignete. Laut Pro Velo Biel gehört der Ort in der Nähe des Bahnhofs sogar zu den zehn gefährlichsten Kreiseln im ganzen Kanton Bern. Das weiss man auch bei der Stadt Biel, wo der Leiter der Abteilung Infrastruktur, Roger Racordon, sagt: «Der Ort ist sehr stark vom Verkehr belastet und die Autos und Lastwagen fahren hier relativ zügig durch. Leider ist es schwer, den Kreisel vom Verkehr zu befreien. Diesen Hotspot müssen wir also auf jeden Fall weiterhin im Auge behalten.»

Zahlreiche weitere Male ist es in den letzten zwei Jahren in der Stadt Biel zu Zwischenfällen mit Fahrrädern gekommen. Um die dreissig Mal hat das BT in diesem Zusammenhang über Unfälle mit teilweise stark verletzten Velofahrern berichtet. In zwei Fällen war der Ausgang sogar tödlich. Für den BT-Polizeireporter Arthur Sieber besteht kein Zweifel: «In den letzten Jahren haben schlimme Velounfälle in der Stadt Biel zugenommen.» Er ist oft einer der Ersten, der an eine Unfallstelle kommt, wo er manchmal sehr «unschöne Bilder» sieht, wie er sagt. Auch Pro Velo Biel kritisiert, dass in Biel ein sicheres Velonetz und Velorouten durch die Quartiere fehlen.
«Die Stadt Bern ist Biel hier um Längen voraus», sagt der Geschäftsleiter von Pro Velo Biel/Seeland/Berner Jura, Matthais Rutishauser. Allgemein ist eine auf einem hohen Level verbleibende Unfallzahl in erster Linie auf unzureichende Infrastrukturen zurückzuführen, wie Rutishauser sagt.

Auf Anfrage des BT nennt Pro Velo Biel mehrere Hotspots der Stadt, die man als besonders gefährlich betrachtet:_Neben dem Verresiuskreisel sind das unter anderen die Kreuzung Neumarktstrasse/General-Dufourstrasse, die vor allem während des Stossverkehrs sehr heikel sei. «Das ist bedenklich, weil die Strecke auch zum Schulweg der Oberstufenschüler der OS Rittermatte gehört», sagt Rutishauser.
Weiter nennt er die Unterführungen Brügg-, Orpund- und Mühlestrasse, die extrem eng und gefahrvoll seien. Das treffe auch auf den Kreuzplatz und die anschliessende Zentralstrasse zu. «Auch bei der Ecke vor dem Kongresshaus, bei der Güter- in die Zentralstrasse, schneiden Autofahrer oft mit überhöhter Geschwindigkeit die Kurve. Eine Vortrittsregel wie früher wäre viel sicherer», sagt Rutishauser. Ebenso sei die Situation bei der Gartenstrasse seit Jahren unbefriedigend. Eine Gefahrenstelle sieht Pro Velo zudem auf der Jakob-Stämpfli-Strasse vor der Omega. Hier werde ein Radstreifen bis kurz vor eine Fussgängerinsel in der Strassenmitte geführt. Gerade dort wo es eng werde und der Radfahrer geschützt werden sollte, sei der Radstreifen plötzlich weg. Vor der Omega und an weiteren Stellen ist es in den letzten zwei Jahren tatsächlich zu Unfällen gekommen (siehe Grafik).
Zu zwei Zwischenfällen mit verletzten Fahrradfahrern kam es auf dem General-Guisan-Platz. Laut Racordon ist die Stadt Biel daran, die Sicherheit bei diesem Platz zu erhöhen, unter anderem indem die Strassenränder angepasst würden.
 

Tödlicher Ausgang
Sogar vier Mal ist in den letzten beiden Jahren an der Mettstrasse ein Fahrradfahrer verunglückt. Letzten August kam es sogar zu einem tödlichen Ausgang eines Unfalls, bei dem ein 76-jähriger Fahrrradfahrer mit einem Auto kollidierte und sich durch die Wucht des Aufpralls schwer verletzte. Der Mann wurde mit der Rega ins Spital geflogen, wo er später verstarb.
Auf dieser Strasse habe sich die Lage für Velofahrer seit letzten Herbst verbessert, sagt Roger Racordon. «Vor der Eröffnung des Ostasts gab es dort aber sehr viel Verkehr und wenig Raum für Velofahrer.»
In der ganzen Schweiz sind im Jahr 2017 37 Velo- oder E-Bike-Fahrer im Strassenverkehr gestorben. Während im motorisierten Verkehr die Zahl der schwer verletzten und getöteten Unfallopfer stetig zurückgeht, ist bei den Velofahrern kein solcher Trend in Sicht.

Velofahrer in Pflicht nehmen
Längst nicht jeder Velounfall taucht später als Polizeimeldung in der Zeitung wieder auf. «Schon aufgrund der hohen Anzahl an Velounfällen im Kanton wird nicht über jeden berichtet», so die Kapo Bern. Eine Mitteilung verschickt die Polizei vor allem dann, wenn sie Zeugen sucht oder wenn ein grosses öffentliches Interesse besteht, etwa, weil es wegen eines Unfalls zu Verkehrsbehinderungen kam. Nicht zu vergessen sind auch die beinahe Unfälle, die ebenfalls in keiner Statistik auftauchen, was die Verbesserung der Sicherheit für Fahrradfahrer aber ebenso erschwert.
Nicht immer ist der Autofahrer Schuld, wenn es zu Unfällen kommt, weil sie die Velofahrer nicht als vollwertige Verkehrsteilnehmer anerkennen. Manchmal beachten auch Velofahrer die Verkehrsregeln nicht oder fahren nicht vorsichtig genug.

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Die geplante Umverteilung auf den Bieler Strassen


Was die Sicherheit für Velofahrer angeht, hinkt Biel anderen Städten weit hinten nach. Das sagt auch der Präsident der Grünen der Stadt Biel, Urs Scheuss. Vieles sei nicht umgesetzt worden, weil man bis zur Eröffnung des Ostastes wartete. «Das hat zu einem enormen Umsetzungsstau geführt.» Nun gelte es mit gesteigertem Tempo vorwärtszumachen: Seit der Autobahneröffnung sei bereits einiges umgesetzt worden. Er nennt etwa die neue Route über die Schüssinsel.Widerstand sieht der Grüne Stadtrat bei den bürgerlichen Parteien, die sich nicht für die Verkehrsberuhigung engagieren oder sie wie im Falle der SVP sogar bekämpfen würde. Für Scheuss ist klar, wer sich auf dem Velo nicht sicher fühlt, steigt nicht auf den Langsamverkehr um.

Im Bieler Stadtrat ist gestern Abend ein Postulat der Grünen überwiesen worden, in dem der Gemeinderat beauftragt wird, die Sicherheit für Velofahrer im städtischen Kreisverkehr zu erhöhen. Der Gemeinderat schreibt darin, dass bei der Planung der definitiven Massnahmen gemäss Richtplan der verkehrlich flankierenden Massnahmen (im Anschluss an die Eröffnung des Ostasts von vergangenem Oktober) dem Veloverkehr eine besondere Aufmerksamkeit zukommen werde. Teilweise seien die Massnahmen bereits umgesetzt worden, teilweise werde die Umsetzung im Frühling erfolgen. Sobald es die Witterung erlaube, werde die Stadt beispielsweise beim Pianoplatz, dem Verresisus-Platz und der Kreuzung Alfred-Aebi-Strasse/Gurnigelstrasse Markierungen anbringen. Diese soll die Sicherheit der Fahrradfahrer verbessern.

Das Ziel des Gemeinderats ist klar: Den durch die Autobahn frei gewordenen Strassenraum soll nun für den Fuss- und Langsamverkehr genutzt werden. Die hohe Verkehrsmenge hat bisher auch die Verkehrssicherheit beeinträchtigt, auch, weil Platz fehlte, um auch nur gering mehr Raum für Velofahrer zu schaffen. bal

 

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