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Gartenkolumne

Das sind gute Beet-Kumpels

Endlich ist sie da, die Zeit, in der man das Gemüse in die Beete pflanzen kann. Was einfach klingt, birgt viele Fettnäpfchen. Zum Beispiel sollte man wissen, welche Gewächse als Nachbarn überhaupt kompatibel sind.

Verstehen sich gut: Tomaten und Basilikum.
  • Dossier

Parzival Meister

Die Eisheiligen sind passé. Für all die Hobbygärtnerinnen im Lande bedeutet dies: Ab jetzt kann draussen gepflanzt werden. Für mich ein besonderer Moment: Habe ich doch wochenlang an meinen Hochbeeten gebastelt, wie die Leser dieser Rubrik wissen. Endlich konnte ich das Gemüse pflanzen.

Normalerweise gehe ich solche Dinge sehr pragmatisch an. Ich wäre ins Gartencenter gefahren, hätte Erde und Setzlinge gekauft und beides zusammengefügt. Punkt. Ehrlich gesagt, ich habe das in einem früheren Garten genau so gemacht. Mit mässigem Erfolg. Dieses Mal soll alles besser werden. Also habe ich mir Tipps und Tricks erfragt, bei all den ehrgeizigen Hobbygärtnern, die ich gefunden habe. Nun, eigentlich dachte ich, Gärtnern sei eine mehr oder weniger exakte Wissenschaft. Denkste! Von zehn Gärtnerinnen erhält man zwölf Tipps, wie man etwas richtig macht. Um Ihnen das zu ersparen, fasse ich für Sie, werte Leserin, werter Leser, meine wichtigsten Erkenntnisse zusammen.

Punkt 1: Erde ist nicht gleich Erde

Auf die Erde kommt es an. Das ist Gebot eins der Pflanz-Bibel. Tatsächlich erinnere ich mich an ein Jahr, in dem ich Tomaten auf dem Balkon pflanzte. Ich hatte exakt dieselben Pflanzen und Töpfe wie mein Kollege. Doch während er die billigste Erde kaufte, bekam ich meine Säcke von einem befreundeten Gärtner. Ein Sack kostete das Vierfache dessen, was der Kollege ausgegeben hatte. Aber ja, es war ein Geschenk und ich dachte mir nichts weiter dabei. Als meine Pflanzen dann gut doppelt so gross wurden wie seine, wusste ich: Erde ist nicht gleich Erde.

Ich gebe hier sicher keine Kaufempfehlung für die beste Erde ab – denn welche das tatsächlich ist, kann ich schlichtweg nicht beurteilen. Machen Sie es wie ich: Fragen Sie den Kollegen oder die Nachbarin mit dem schönsten Gemüse und halten Sie sich an deren Empfehlung. Mich führte dieser Weg in die Kompostieranlage von Grenchen. Dort kann man die Erde abgepackt im Sack beziehen, oder Sie schaufeln sie selber von den grossen Haufen ab, wo auch die Gartenbaufirmen ihren Herd beziehen. Natürlich habe ich keinen Kipplader gefüllt, aber so ziemlich alle Kessel, die ich finden konnte. Komposterde habe ich auch gleich in der Kompostieranlage eingeladen – macht auch irgendwie Sinn.

Punkt 2: Der liebe Dünger

Entscheidend für eine gute Ernte ist bekanntlich der Dünger. Oder anders gesagt: Je besser die Nahrung für die Pflanzen ist, je kräftiger werden sie – wie bei uns Menschen halt. Aber Achtung: Mit Dünger kann man es auch übertreiben, die Pflanzen würden «verbrennen», wie es mir ein befreundeter Gärtner erklärte. Auf meine Nachfrage machte er mir ein Beispiel. Er zeigte auf das Bier in meiner Hand. «Nach einem oder zweien von denen geht es dir prächtig. Wenn du zehn trinkst, liegst du unter dem Tisch.» Ob sein Vergleich Hand und Fuss hat, weiss ich nicht. Aber ich habe es verstanden: Gib den Pflanzen keine Überdosis.

Beim Hochbeet fängt das mit der Pflanzen-Nahrung schon bei der Füllung an. Bevor da nämlich Erde reinkommt, habe ich allerlei Gartenunrat wie geschnittene Äste, Laub und abgetragenen Rasen reingefüllt – zum guten Glück war ich letztes Jahr nicht ordentlich und hatte immer noch genügend Laub und Äste rumliegen. Auch Rüstabfälle habe ich einfach in die Hochbeete geschmissen. Eigentlich kann da alles rein, was gärt. Damit werden meine Hochbeete in den nächsten Jahren nämlich von innen heraus mit Nährstoffen versorgt. Und wie ich ebenfalls erfahren habe, wirkt dieser Verrottungsprozess, der da im Untergrund abläuft, wie eine natürliche Heizung für die Beete.

Zur Füllung konnte ich auch viel von der Erde verwenden, die ich im Garten abgetragen hatte, um die Hochbeete zu platzieren. Ob das gute Erde ist? Ich vermute es stark. Sie war locker, überhaupt nicht lehmig. Und vor allem: Sie war voller Leben. Überall Würmer, Ameisen und Engerlinge. Und wo so viel Leben herrscht, muss eine gute Lebensgrundlage herrschen. Einzig die Engerlinge habe ich so gut wie möglich aussortiert, damit sie dann nicht an meinen Pflänzchen knabbern.

Einen Fehler, so glaube ich im Nachhinein, habe ich aber trotzdem schon begangen. Ich vermute, ich habe zu wenig Komposterde zugefügt. Kompost ist ein natürlicher Dünger für die Pflanzen. Doch meine Mutter warnte mich, zu viel einzuarbeiten, da die Pflanzen dadurch (wieder dieses Wort) «verbrennen» könnten. Ich dachte an die mahnenden Worte meines Gärtner-Freundes und hielt mich zurück. Ich verarbeitete nur einen 30-Liter-Sack in drei Hochbeete. Im Nachhinein haben meine Recherchen gezeigt, dass Komposterde ein guter Freund von Hobbygärtnern ist, da man damit fast nichts falsch machen könne. Die Gefahr einer Überdüngung sei nicht gross. Dennoch solle man es nicht übertreiben. Ich habe da verschiedene Mengenangaben gefunden und schliesse, dass Komposterde ein Viertel bis maximal ein Drittel der Menge an Pflanzenerde ausmachen darf. Ich hätte also durchaus etwas mehr reingeben können.

Punkt 3: Die Anordnung

Wichtig ist beim Bepflanzen offenbar ganz vieles. Nicht jede Pflanze mag die andere neben sich. Es gibt solche, die fressen mehr Nährstoffe und saugen die Erde quasi aus. Dabei ist die Rede von Starkzehrern (siehe Infobox). Wichtig ist, dass man Starkzehrer nicht jedes Jahr im selben Beet anpflanzt, sondern im zweiten Jahr an dieser Stelle Mittelzehrer oder Schwachzehrer anpflanzt – so werden die Nährstoffe in den Beeten gleichmässiger verbraucht. Macht Sinn. Sinnvoll erscheint mir auch die Anpflanztaktik meiner Mutter: Sie setzt Stark-, Mittel- und Schwachzehrer in ein Beet. Ich stelle mir meine Beete als reichlich gedeckte Tische vor. Wenn ich an einen Tisch nun alles Vielfrasse setze, sind die Teller schnell leer. Also setzt sie zu den Kleinessern ein paar gute Esser.

In der Praxis sitzt dann etwa ein Kopfsalat (Schwachzehrer) neben einem Fenchel (Mittelzehrer). Zwischen die Tomaten (Starkzehrer) habe ich Kräuter (Schwachzehrer) wie zum Beispiel Basilikum und Petersilie gesetzt. Und wenn sie sich wider erwarten nicht verstehen, so stelle ich die Grüppchen im nächsten Jahr halt einfach um.

Punkt 4: Der Geheimtipp

Jeder Gärtner hat so seine Geheimtipps. Ich habe schon fast zu viele
davon gehört, um mir alle merken zu können. Einer aber ist mir geblieben: Ein netter Herr aus der Nachbarschaft, der seine Tomaten als sein Hobby bezeichnet, sagte mir kürzlich, dass ich die Pflänzchen regelmässig schütteln solle. Und zwar zwischen neun und zehn Uhr am Morgen. Denn Tomaten seien Selbstbestäuber, mit dem Schütteln fördere man den Prozess. Sanft solle man aber vorgehen, besonders gut funktioniere es mit einer elektronischen Zahnbürste, die man an den Stamm hält und durch die Vibration den gewünschten Effekt erziele.

Wenn Sie mich also zwischen 9 und 10 Uhr suchen sollten: Ich werde wahrscheinlich kurz im Garten sein und schüttle meine Tomaten. Und wenn auch Sie Geheimtipps haben oder mit einer meiner Erkenntnisse nicht einverstanden sind: Schreiben Sie mir an pmeister@bielertagblatt.ch

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Vielfrasse und Kumpels

Pflanzen werden, was ihr Nährstoffkonsum angeht, in drei Kategorien unterteilt:
Starkzehrer: Tomaten, Zucchetti, Brokkoli, Rhabarber, Sellerie, Kürbis, Gurken
Mittelzehrer: Fenchel, Karotten, Zwiebeln, Knoblauch, Kohlrabi, Spinat
Schwachzehrer: Erdbeeren, Bohnen, Kopfsalat, Kräuter, Kresse, Erbsen

Beispiele für Pflanzen, die sich gerne haben und gut nebeneinander gedeihen:
Tomaten und Basilikum / Feldsalat und Kohl / Karotten und Zwiebeln / Erdbeeren und Lauch / Zucchetti und Kapuzinerkresse

Folgende Paarungen sollten Sie eher unterlassen, die mögen sich nicht im Beet:
Blumenkohl und Erdbeeren / Gurken und Tomaten / Kopfsalat und Petersilie  / Zucchetti und Kartoffeln / Fenchel und Buschbohnen.  pam

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Info: Parzival Meister ist BT-Redaktionsleiter und Neo-Hobby-Gärtner. In dieser Rubrik berichtet er abwechslungsweise mit den Redaktionskolleginnen Andrea Butorin und Jana Tálos vom Werken im Grünen.

Stichwörter: Garten, Kolumne, Einpflanzen

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