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«Sightseeing machen wir rennend»

Die Orientierungsläuferin Simona Aebersold rennt mit ihrem Partner Kasper Fosser gerne durch Städte. An Wettkämpfen sind sie jedoch Gegner. Wie das für die Brüggerin ist, erzählt sie in der neusten Folge «Sags Frei».

Die 23-Jährige holte an der Europameisterschaft in Neuenburg 2021 Bronze im Sprint.  Keystone
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Interview: Hannah Frei
 
Simona Aebersold, Sie sind zurzeit sehr selten zuhause. Wo treiben Sie sich die ganze Zeit herum?
Simona Aebersold: Hauptsächlich in Schweden, wegen meines Freundes. Er ist Norweger und lebt in Schweden. Daher war ich häufig in Skandinavien unterwegs. Aber schon vor dieser Beziehung war ich sehr oft dort. Ich mag den Norden, schon nur wegen des Trainings. Die Wälder sind wunderschön.
 
Ihr Freund ist Norweger, lebt jedoch in Schweden. Wie kommt das?
Er kommt eigentlich aus Oslo. Dort kann man zwar gut studieren, aber im Winter nur schlecht trainieren. Schnee und Eis sind nicht wirklich gut fürs Training. Das habe ich auch schon selbst erfahren müssen. Dort trainiert man hauptsächlich auf dem Laufband. In Göteborg, wo er studiert und wohnt, sind die Trainingsbedingungen hingegen optimal.
 
Ihr Freund ist Kasper Fosser, einer der besten jungen Orientierungsläufer der Welt. Wie haben Sie sich kennengelernt?
Das ist eine lustige Geschichte: Ich war im Team diejenige, die lange keinen Freund hatte. Und irgendwann fanden die anderen, ich brauche nun einen Freund. So begaben sich meine Teammitglieder auf die Suche, und wurden mit Kasper Fosser fündig. Schliesslich war er der beste Junior. Er würde also sehr gut zu mir passen, dachten sie sich.
 
Also wurden Sie verkuppelt?
Ja, sie versuchten, uns an einer Party zusammenzubringen. Und das funktionierte.
 
Auf Anhieb?
Nicht direkt, nein. Es dauerte dann schon noch etwa ein halbes Jahr, auch weil wir wegen Corona kaum Kontakt hatten. Aber dann gingen wir zufälligerweise einmal zusammen ins Trainingslager nach Tschechien. Dort lernten wir uns dann richtig kennen.
 
Sprechen Sie beide denn überhaupt einmal über anderes als über Sport?
Es geht hauptsächlich schon um Sport. Aber wir diskutieren auch gerne über die aktuellen Themen, auch Politisches und entdecken gerne Städte und neue Dinge. Aber auch Sightseeing machen wir rennend.
 
Gibt es etwas, das Sie gerne gemeinsam machen und nichts mit Sport zu tun hat?
Wenig. Netflix. Die Zeit, die uns neben dem Training bleibt, verbringen wir gerne auf dem Sofa, um uns auszuruhen.
 
In welcher Sprache unterhalten Sie sich?
Auf Englisch. Ich kann zwar Norwegisch, aber er spricht einfach lieber Englisch. Mit seiner Familie rede ich hingegen nur Norwegisch, auch, um es noch besser zu lernen.
 
Sie und Fosser sind auch schon gegeneinander gelaufen – er hat gewonnen. Wie war das für Sie, Ihren Partner als Gegner zu haben?
Im Mixed Staffel ist er ja nicht der Einzige, der für sein Team startet. Es fühlt sich daher eher so an, als laufe man gegen ein Team, nicht nur gegen eine Person. Und wir alle sind gute Kollegen und gönnen es einander, wenn der andere gewinnt. Aber klar: Auch in einer Beziehung will man immer die Schnellere und Bessere sein.
 
Die Beziehung mit Kasper Fosser kann ja durchaus für Sie auch ein Karrierebooster sein. Nehmen Sie das so wahr?
Definitiv. Schon nur für mich selbst, für meine Motivation. Wir wollen es gemeinsam weit bringen. Er hat den Gesamtweltcup-Sieg bereits geholt. Das motiviert mich, das ebenfalls zu schaffen.
 
Könnten Sie sich vorstellen, künftig in Schweden zu leben?
Ja, ich überlege mir gerade, für einige Zeit nach Schweden zu ziehen. Die WM 2023 ist zwar in der Schweiz, aber die Wälder im Engadin, wo die WM stattfinden wird, sind den skandinavischen ähnlich. Klar würde ich wegen der Höhe auch ein paar Mal im Engadin trainieren gehen. Aber ansonsten könnte ich mich in Göteborg sehr gut auf die WM vorbereiten. Zudem gefällt mir der Lebensstil dort sehr, genauso wie das dortige OL-Team.
 
Was unterscheidet diesen Lebensstil von unserem?
Es leben alle freier. Man macht, was einem gerade passt.
 
Man rennt beispielsweise einfach mal durch eine Stadt.
Zum Beispiel. Die Menschen sind sehr offen. Man unternimmt viel gemeinsam. Und man ist auch freier, was das Studium anbelangt. Dort lässt sich das viel besser mit dem Spitzensport vereinbaren. Dort ist Teilzeit auch wirklich Teilzeit …
 
Info: Wie es bei Simona Aebersold gerade im Studium läuft und was Sie rückblickend besser früher aufgegeben hätte, erzählt Sie in der neusten Podcast-Folge «Sags Frei» auf Spotify, Apple-Podcast oder hier:
 
 

 

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