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Gartenkolumne

Mein Hochbeet Marke Eigenbau

Einen Kompost anlegen? Eigenes Saatgut gewinnen? Selber Gemüse pflanzen? In der neuen Artikelserie widmen sich die BT-Autorinnen allem, was im heimischen Garten passiert, und helfen mit Tipps und Tricks. So etwa mit der Anleitung, wie man eigene Hochbeete baut.

So sieht es aus, das fertige Hochbeet. Wie auf dem Bild im Hintergrund zu sehen ist, ist die Arbeit aber noch nicht vollendet.

Parzival Meister

Für mich war immer klar: Wenn ich mal einen eigenen Garten habe, will ich ihn mit möglichst viel Gemüse und Kräutern bepflanzen. Und zwar in Hochbeeten. Wieso es ausgerechnet Hochbeete sein müssen, dafür gibt es eigentlich keinen rationalen Grund. Am wahrscheinlichsten ist, dass mein Unterbewusstsein hier vom «Hause Mama» beeinflusst war. Meine Mutter bepflanzt seit Jahren ihre Hochbeete, und die Ernte, die sie jeweils vorweisen kann, ist wirklich beachtlich. Das will ich auch einmal haben, dachte ich immer. Und jetzt ist es soweit. Ich stehe vor meiner ersten Gemüse-Selbstversorgungs-Saison. Jetzt müssen die Hochbeete her. Wie also gehe ich vor?

Faktor Preis und Lebensdauer

Viele Wege führen nach Rom. Oder auch zu den eigenen Hochbeeten. Die einfachste Variante: Man fährt in den Baumarkt und kauft sich eines. Oder man bestellt sie online und lässt sie sich nach Hause liefern. Die Auswahl ist riesig – die Spannweite der angebotenen Qualität ebenfalls. Man findet vom «Vier-Bretter-mit-Winkeln-zusammengeschraubt»-Hochbeet bis zum massiven Setzkasten aus Edelholz alles. Entsprechend variiert auch der Preis. Die wohl günstigste Variante ist der Kauf von Europaletten-Rahmen. Diese gibt es ab 50 Franken und sie können je nach gewünschter Höhe übereinandergestapelt werden.

Für mich war der Preis natürlich ein Faktor, aber auch die Langlebigkeit. Bezüglich Lebensdauer dürften Hochbeete aus Metall die Nase vorne haben. Die haben in der Regel aber ihren Preis. Für mich persönlich war das keine Option, da mir Holz einfach besser gefällt. Als Berufs-Bürogummi mit wenig Handwerkererfahrung war mein erster Gedanke: Vier Pfosten, Bretter rangeschraubt und gut ist. Mit meiner Idee konsultierte ich meinen Schwager, den Vollbluthandwerker, der daraufhin sofort die Hände verwarf: «Nein, nein, nein. Sicher nicht. Wenn schon, bau was Richtiges.» Und ich so: «Aber, aber, …» Und er: «Keine Sorge, ich helfe dir.»

Die richtige Höhe wählen

Zuerst ging es darum, einen stabilen Rahmen zu konstruieren. Mein Schwager sollte mit mir einen anfertigen, damit ich einen Plan habe, wie bei den anderen vorzugehen ist. Insgesamt platziere ich in meinem Garten nämlich vier Hochbeete. Drei davon sind klassische Hochbeete. Die Höhe von 80 Zentimetern habe ich so gewählt, damit sie für mich gut liegen, um darin arbeiten zu können. Sie sind zudem 80 Zentimeter breit und zwei Meter lang – natürlich können Sie diese Masse so wählen, wie sie für Sie am besten passen. Für die Tomaten, die am besten wind- und regengeschützt gedeihen, haben wir ein Beet konstruiert, das nur einen halben Meter hoch ist, aber zusätzlich noch einen Rahmen mit Schrägdach hat, das auf der Höhe von 1,8 Metern angebracht ist. Die Seiten und das Dach verkleide ich dann noch mit einer durchsichtigen Folie oder Plexiglas – ehrlich gesagt habe ich das richtige Material noch nicht gefunden.

Fitness und Familienprogramm

Doch zurück zum Holzrahmen: Für den Bau benötigten wir viele Holzlatten – insgesamt habe ich für alle vier Beete über 100 Meter davon verarbeitet. Auch mit vielen Schrauben sollte man sich ausrüsten. Und da habe ich gemerkt, dass es sich lohnt, etwas mehr Geld auszugeben für Qualitätsprodukte. Besonders kann ich solche mit Torx empfehlen – das schont wirklich die Nerven, da sie nicht ständig durchdrehen. Des Weiteren benötigt man einen Akkuschrauber und eine Kippsäge, die genauer schneidet als die Stichsäge.

Nach etwa zwei Stunden stand der erste Rahmen. Und ich dachte, ich könne ja schon bald mit Anpflanzen beginnen. Aber nein, das war erst Schritt eins. Vier weitere sollten folgen. Ich habe Ihnen dazu eine Kurzanleitung zusammengestellt (siehe Infobox). Rückblickend kann ich sagen: Ich habe durch den Bau der Hochbeete einiges an handwerklichem Geschick erlernt und hatte Spass dabei. Andere Arbeiten wie zum Beispiel das Ausbuddeln der alten Rosensträucher, die Begradigung der Beetflächen und das Setzen der Betonplatten konnte ich unter Corona-Fitness-Programm verbuchen. Das Lasieren der Rahmen wurde zum Familienprogramm, bei dem die Kinder zum Pinsel griffen – aber Achtung, die Kleidung bringt man danach nicht mehr sauber.

Lohnt sich der Aufwand?

Zugegeben: Während ich diese Zeilen tippe, habe ich erst eines der vier Hochbeete komplett vollendet. Die investierten Stunden habe ich nicht gezählt. Aber ich weiss, dass ich noch einige Abende im Garten verbringen muss, bis wirklich alles fertig ist. Ob sich der Aufwand am Ende gelohnt haben wird? Ich sage: Ja. Doch ich kann Ihnen ein solches Projekt nur empfehlen, wenn Sie es zu Ihrem Hobby machen. Auch preislich müssen Sie sich im Vorhinein überlegen, was Sie investieren wollen. Unter dem Strich werde ich an Materialien pro Hochbeet rund 300 Franken ausgegeben haben. Wer im Internet recherchiert, findet günstigere Exemplare. Aber so robust wie meine sind sie nicht. Ein Kollege, der mir beim Bau geholfen hat, schickte mir erst vorgestern ein Foto von Hochbeeten, die von der Grösse, Optik und Konstruktion meinen ähneln. Erhältlich ab 1000 Franken aufwärts. Meine Beete gehören also nicht zu den günstigen Modellen, würde man sie aber mit diesem Qualitätsstandard kaufen wollen, würde man mehr ausgeben. Stellt sich noch die Frage, wie lange sie halten werden. Da gehen die Meinungen meiner Mithelfer auseinander. Von 7 bis 15 Jahren Lebensdauer wurde alles getippt. Ich persönlich hoffe auf mindestens 20. On verra.

Es bleibt noch etwas Zeit

So, es ist bald 18.30 Uhr. Ich schliesse meinen Artikel ab und gehe in den Garten. Zum Glück bleiben mir noch einige Tage bis zu den Eisheiligen und der danach beginnenden Pflanzsaison. Dann müssen die Hochbeete noch gefüllt und die Pflanzen richtig angeordnet werden. Aber das ist ein anderes Kapitel, über das ich in meiner nächsten Gartenkolumne berichten werde.

Haben Sie Tipps oder Fragen? Haben Sie auch schon selber Hochbeete gebaut und Bilder davon? Schreiben Sie mir: pmeister@bielertagblatt.ch

Info: Parzival Meister ist BT-Redaktionsleiter und Neo-Hobby-Gärtner. In dieser Rubrik berichtet er abwechslungsweise mit den Redaktionskolleginnen Andrea Butorin und Jana Tálos vom Werken im Grünen.


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Bauanleitung in fünf Schritten

Schritt 1
Rahmen aus den Doppellatten konstruieren. Zum Zurechtschneiden eignet sich eine Kappsäge. Wichtig für die Stabilität ist, an verschiedenen Punkten des Rahmens Querverstrebungen einzubauen. Für das Verschrauben sind Torx-Gewindeschrauben zu empfehlen, da sie deutlich weniger durchdrehen als solche mit einem Kreuzschlitz.

Schritt 2
Für die Konstruktion habe ich unbehandeltes Holz verwendet. Um eine möglichst lange Haltbarkeit zu erreichen, wird das Holz mit mehreren Schichten lasiert – vor allem an den Stellen, an denen der Rahmen nicht verkleidet wird, wie etwa der Bodenkonstruktion. Da in den Beeten künftig Gemüse wachsen soll, empfiehlt sich eine Holzschutzlasur mit möglichst umweltschonenden Inhaltsstoffen.

Schritt 3
Jetzt kommt die Grobverkleidung. Dafür sollte möglichst robustes und wetterfestes Holz verwendet werden. Für mich das beste Preis-Leistungs-Verhältnis weisen Betonschalungsplatten auf, die auf dem Bau schon mal als «unkaputtbar» bezeichnet werden und bereits beschichtet sind. Normalerweise sind diese Platten gelb. Ich habe jedoch solche mit brauner Beschichtung gefunden.

Schritt 4
Die Feinarbeiten kommen zum Schluss. Dabei geht es aber nicht nur um optische Verschönerungen, sondern auch darum, die Holzkonstruktion zu schützen. Die Innenwände werden dazu mit Noppenfolie verkleidet und mit einem Tacker befestigt. So kommt das Holz nicht in direkten Kontakt mit der feuchten Erde und wird vor Pilzbefall und Verrottung geschützt. Die Seitenwände habe ich zum selben Zweck – und zur optischen Verschönerung – mit einem Winkelblech aus Aluminium beklebt. Bei der Verkleidung des Oberbereichs – und zur Schaffung einer Ablage – habe ich mich für das wetterbeständige Douglasien-Holz entschieden, das oft für den Bau von Aussenterrassen verwendet wird.

Schritt 5
Wenn Sie ihre Hochbeete auf einen bereits ebenen Stein- oder Kiesboden stellen, können Sie sich diesen Schritt – der ziemlich arbeitsintensiv ist - sparen. Am Standort meiner Hochbeete waren früher Rosenbüsche. Die Unterlage war uneben und hatte eine Neigung. Das bedeutet: Ausgraben, Fläche begradigen, Unkrautvlies auslegen, drei bis vier Zentimeter Splitt darüber und dann mit Wasserwaage und Plastikhammer die Betonplatten auslegen. Ich habe die Betonplatten nur an den Trägerpunkten der Hochbeete verlegt, damit das Wasser weiterhin problemlos ablaufen kann.


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Material und Kosten

Aus dem hier aufgeführten Material wurden drei Hochbeete (200 cm lang, 80 cm hoch, 80 cm breit) und ein Beet für Tomaten mit Dach (200 cm lang, 50 cm hoch, 40 cm breit) gefertigt.

Doppellatte Fichte 50 x 50 mm
110 Meter   
200.-

Betonschalungsplatte 200 x 50 cm
21 Stück    
480.-

Douglasie Terrassendielen 3 m
8 Stück        
64.-

Schrauben 5 x 80 mm
400 Stück    
65.-

Holzschutzlasur (mit reduzierter Umweltbelastung)
5 Liter    
100.-

Winkelblech Aluminium 2 m
7 Stück    
91.-

Kleb- und Dichtstoff 290 ml
3 Stück    
33.-

Hochbeet-Noppenfolie 90 x 650 cm
4 Rollen   
140.-

Tackerklammern
1 Packung    
15.-    


Total    1188.-

Die Materialien wurden in verschiedenen Baumärkten gekauft und waren teilweise in Aktion, die Preise können also variieren und sind nicht verbindlich. Nicht enthalten sind die Kosten für den Unterlagsbau: Bausplitt, Betonplatten und Unkrautvlies. Je nach Standort und Platzierung sollten die Hochbeete zudem mit einem Wühlmausgitter versehen werden.

Benötigtes Werkzeug: Akkuschrauber, Stichsäge, Kapp- und Gehrungssäge, Winkelschleifer, Anstrichpinsel, Tacker und Schere. Viele Werkzeuge können im Baumarkt gemietet werden.

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