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Liebefeld

6 Millionen für Nachbesserungen

Kaum im Neubau in Liebefeld eingezogen, musste das Bundesamt für Gesundheit bereits Baumängel beheben.
Nun zeigt sich: Die Nachbesserungen kosteten zwanzigmal mehr, als bisher bekannt war.

Teurer Neubau, teuer nachgerüstet: Der Campus des BAG beim Liebefeld-Park. Bild: Beat Matthys

Benjamin Bitoun

Keine Frage: Der Hauptsitz des Bundesamts für Gesundheit (BAG) am Liebefeld-Park in Köniz ist ein Hingucker. Dies schon allein wegen seiner 160 Meter langen, grau-weiss gestreiften Metallfassade. Doch auch beim Innenausbau des 2015 bezogenen Gebäudes wollte der Bund neue Wege gehen. Er setzte darin ein neuartiges Raumkonzept um, das für alle neuen Verwaltungsgebäude Standard ist. Danach arbeiten die 840 Mitarbeitenden mehrheitlich in offenen Grossraumbüros. Die Kosten des Neubaus: 108 Millionen Franken.

Doch schon kurz nach dem Einzug folgte die Ernüchterung. Am Neubau mussten Planungsfehler und Mängel behoben werden. BAG-Angestellte berichteten im April 2018 gegenüber dieser Zeitung von einem penetrant hohen Lärmpegel, flackerndem Licht und schlechter Luftqualität. Wie das zuständige Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL) später bestätigte, waren besonders die Probleme mit Lärm und der Beleuchtung derart massiv, dass in der Folge mehrere Mitarbeiter krankgeschrieben werden mussten.

Teures Nachrüsten

Nach eingehender Prüfung ging das BBL von Optimierungskosten von 300 000 Franken aus. Doch jetzt zeigt sich: In Wahrheit haben die Nachbesserungsarbeiten 6 Millionen Franken gekostet – also glatt das Zwanzigfache. Das berichtete zunächst die «bz Basel». Das BBL bestätigt die genannte Summe – und dass es alles andere als normal sei, dass ein Neubau des Bundes kurz nach Bezug bereits mit Steuermillionen ausgebessert werden müsse. «Das ist nicht die Regel», sagt BBL-Sprecher Jonas Spirig.

Stellt sich die Frage: Was genau hat die Kostenexplosion verschuldet? Sprecher Spirig klärt auf: Nicht die Arbeiten hätten 300 000 Franken gekostet, sondern allein schon das Pilotprojekt, bei dem im Sommer 2018 entsprechende Massnahmen zur Verbesserung geprüft worden seien. «Nach der Auswertung des Pilotprojekts wurde deren Umsetzung mit rund 6 Millionen Franken veranschlagt.» 4,8 Millionen Franken gab der Bund laut dem BBL-Sprecher allein fürs Nachrüsten der Arbeitsplätze aus. Er schaffte neue Möbel an und rüstete bei der Beleuchtung und den Elektroinstallationen nach. Wegen des Lärms baut er Pflanzenkorridore, zusätzliche Ruhezonen und Trennwände sowie Verglasungen ein.

Keine Kosten für Architekten

Mit den millionenschweren Ausbesserungsarbeiten wurde das Könizer Architekturbüro Matti, Ragaz und Hitz beauftragt – dieselben Architekten, die den BAG-Campus geplant und gebaut haben. Die Kosten für die Behebung der Mängel werden ihnen nicht weiterbelastet, wie das BBL mitteilt. Denn dort sieht man die Schuld nicht bei den Architekten, sondern bei sich selbst. «Hauptgrund für das Optimierungspotenzial war, dass sich die Anforderungen an das Gebäude während der Planungsphase verändert haben», sagt Jonas Spirig. Der Architekturwettbewerb für den Neubau des BAG-Hauptsitzes habe bereits 2007 stattgefunden, sagt der BBL-Sprecher. «Damals waren Zellbüros noch der Standard.» Während der Planungsphase sei dann zunächst in einer Art Zwischenschritt auf den vorherigen Bürostandard des Bundes umgestellt worden, bis mit der jetzt vorgenommenen Nachrüstung der heutige Standard Multispace des Bundes umgesetzt werden konnte.

Und auch beim Umgang mit den Mitarbeitenden zeigt man sich beim Bund selbstkritisch und räumt Fehler ein. «Uns fehlte die Erfahrung im Begleitprozess der Mitarbeitenden bei der Umstellung auf das neue Bürokonzept», sagt Sprecher Spirig. Doch habe man aus beim BAG-Gebäude gemachten Fehlern gelernt. Bei anderen Neubauten der Bundesverwaltung habe es keine Probleme gegeben.

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Das neue Bürokonzept des Bundes

Seit sieben Jahren baut die Bundesverwaltung Büros konsequent nach dem Konzept Multispace. Grossraumbüros entstehen anstelle von Zellenbüros, dazu kommen Gemeinschafts- und Rückzugszonen. Im «Unterbringungskonzept 2024» wurde die Immobilienstrategie formuliert. Damit wolle man den neusten Arbeitstrends Rechnung tragen, heisst es beim Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL). Klar ist: Die Strategie hat eine Reduktion der Bürofläche pro Mitarbeiter zum Ziel. Diese macht eine Konzentration der Arbeitskräfte auf weniger Liegenschaften möglich. Um die Kosten möglichst tief zu halten, sieht die Strategie vor, die Verwaltungsgebäude aus dem Berner Stadtzentrum in die Agglomeration zu verlagern. 2004 befanden sich laut BBL 75 Prozent der eidgenössischen Arbeitsplätze in der Stadt. 2024 sollen es noch 55 Prozent sein. bit

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