Der Kanton Jura hat gestern sein 40-jähriges Bestehen gefeiert, aber ohne die Delegation aus dem Kanton Bern. Die Regierungsräte Pierre Alain Schnegg (SVP) und Philippe Müller (FDP) sagten die Reise zum Festakt in Saignelégier in letzter Minute ab.
Schnegg sagte auf Anfrage, die jurassische Regierung und die Polizei könnten die Sicherheit der Delegation aus Bern nicht garantieren. Weiter kommentieren mochte er die Absage nicht. Der Kanton Bern teilte mit, der Entscheid, auf die Reise zu verzichten, sei nach einem Gespräch mit den jurassischen Behörden gefallen, «nach deren Situationsanalyse bezüglich der Sicherheit». Die Regierung wünschte den Jurassierinnen und Jurassiern via Communiqué ein «schönes Fest». Die Absage vermeldete auch Grossratspräsident Hannes Zaugg (GLP). Die Berner Delegation sei fünf Minuten vor Abfahrt gebeten worden, nicht an das Fest zu kommen.
«Heikle Situation»
Um den Besuch der Berner war vor dem Fest eine Kontroverse entstanden. Autonomisten hatten durchblicken lassen, dass sie im Zusammenhang mit der Moutier-Frage ihrem Unmut mit Pfiffen gegen die beiden Magistraten Ausdruck verleihen könnten. Die Bewohner von Moutier hatten sich 2017 knapp für den Wechsel zum Kanton Jura ausgesprochen. Die Regierungsstatthalterin des Berner Juras erklärte die Abstimmung dann aber für ungültig. Der Fall ist vor dem bernischen Verwaltungsgericht hängig.
«Es ist bedauerlich, aber wir hatten keine andere Wahl, als die Berner zu informieren, dass die Situation äusserst heikel sei», sagte Jacques Gerber, der Präsident der jurassischen Kantonsregierung. Gewisse «störende Elemente» hätten das Fest verderben können. Gerber sprach von «Grüppchen», die «in einer gewissen Vergangenheit» hängen geblieben seien. Der Kanton stehe in der Verantwortung, die Sicherheit der Berner nicht aufs Spiel zu setzen.
Berset wünscht Tempo
Bundesrat Alain Berset hingegen traf am Sonntag kurz vor 11 Uhr auf dem Festgelände ein und hielt seine Rede wie geplant. Er lobte die Unabhängigkeit des Juras als wichtiges Ereignis der zeitgenössischen Geschichte. An der Jura-Frage hätten sich die Geister entzündet. Die Spannungen würden anhalten, bis gerichtlich geklärt sei, zu welchem Kanton Moutier künftig gehöre.
Es bleibe nichts anderes, als einen raschen Entscheid herbeizuwünschen, der es beiden Seiten erlaube, endlich zu wissen, woran sie sich halten könnten, sagte Berset. sda
