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Die Massentests verpassen den Schulstart

Mehrere Gemeinden arbeiten mit Hochdruck daran, die Corona-Reihentests wieder einzuführen: Doch das Testmaterial dürfte erst eine Woche nach Schulbeginn eintreffen.

Symbolbild: Keystone

Carlo Senn

Der Kanton Bern kommt Gemeinden und Elternverbänden etwas entgegen: Nun können Schulen und Gemeinden künftig selbstständig die repetitiven Coronatests einführen. Mit aller Kraft arbeiten mehrere Gemeinden daran, bereit zu sein, darunter Burgdorf, Köniz und Wohlen. Auch Bolligen hatte die Umstellung gefordert, wollte sich gestern aber nicht äussern.

In der Stadt Bern steht ein Entscheid noch aus, der Wechsel von Ausbruchstests auf das präventive Testen sei jedoch «wahrscheinlich», wie der Leiter des Schulamts, Richard Jakob, auf Anfrage mitteilt.

In Wohlen geht Gemeindepräsident Stefan Bänz Müller davon aus, dass die Tests in der ersten Schulwoche am Montag starten können. «Wir arbeiten mit Hochdruck an der Ausarbeitung der Details», sagt er.

 

Anmelden ab Montag

Die Schulen können sich noch so gut vorbereiten, das Material muss von der Plattform «Together we test» kommen. Dass dies bereits am Montag der Fall ist, ist unwahrscheinlich. Denn 
anmelden können sich die Schulen erst ab dem 10. Januar, dem ersten Schultag.

Der Sprecher der bernischen Gesundheitsdirektion, Gundekar Giebel, räumt ein, dass der Start der Reihentests wohl erst eine Woche nach Schulstart losgehen könne. Für die Zustellung des Testmaterials ist «Together we test» zuständig. Die Kommunikation dort teilt mit, dass nach Anmeldung über die Plattform mindestens eine Arbeitswoche verstreicht, bis das Material bei den Schulen eintrifft. Für Wohlens Gemeindepräsidenten Müller ist dies «absolut unverständlich».

Hans-Peter Kohler von Köniz rechnete bereits mit einer Vorbereitungszeit von einer Woche, bis dahin gilt weiterhin das Ausbruchstesten an den Schulen. Kohler hofft darauf, dass es allenfalls zumindest für einen Test in der ersten Schulwoche reiche.

Auch wenn das Material dereinst eintrifft, ist die logistische Herausforderung für die Schulen und Gemeinden gross. Die Tests müssen von den Schulen entgegengenommen, in der Klasse verteilt und die Spuckproben zu den Labors gelangen. Unterstützung erhalten die Schulen vom Kanton, ein Kurierdienst bringt die Proben ins Labor.

Neu ist es für Schulen Pflicht, die Kinder zweimal in der Woche zu testen. Dies gilt als sicherer als einmal. Wie viele Gemeinden und Schulen dereinst die Massentests wieder einführen, ist unklar.

Theoretisch könnten sogar einzelne Schulen selber das neue Testregime einführen, nicht nur Gemeinden. Davon rät Stefan Wittwer von Bildung Bern jedoch explizit ab: «Den Entscheid, auf Reihentests umzustellen, müssen die Gemeindebehörden fällen.» Die politischen Behörden sollen die Verantwortung übernehmen und die Schulen zusammen mit dem Kanton bei der Umsetzung der Reihentests unterstützen.

Eine weitere Herausforderung sind die Testkapazitäten. So hat der Kanton Aargau jüngst beschlossen, auf die Massentests in Schulen zu verzichten, um die Kapazitäten für PCR-Tests freizuschaufeln. Ob diese Priorisierung nun kurz nach dem Einführen der Reihentests auf den Kanton Bern zukommen könnte, kann der Kanton Bern nicht beantworten. Dafür sei ebenfalls «Together we test» verantwortlich. Dort verneint man auf Anfrage.

Klar ist, dass gerade wenn Städte wie Bern mitmachen, enorme Kapazitäten vorhanden sein müssen. So wären gemäss dem Berner Leiter des Schulamts, Richard Jakob, 11 000 Schülerinnen und Schüler zu testen. Da die Pooltests klassenmässig durchgeführt werden, ergibt dies bei zwei Tests in der Woche rund 1100 Proben pro Woche, die allein für die Stadtberner Schulkinder durchgeführt werden müssten. Sollten sich Tests als positiv herausstellen, steigt diese Zahl rasch an. Die Kontroverse um die Reihentests dürfte somit nicht zu Ende sein.

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