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Tanz

Adagio durch das ganze Land

Balletttänzerin zu sein war Zvetana Messerlis grosser Traum. Den erfüllt sich die 74-Jährige nun. Regelmässig tanzt sie 
in diversen Schweizer Städten – auch in Biel ist sie anzutreffen. Fotograf Rolf Neeser hat die Langsamtänzerin begleitet.

  • 1/6 In der Bieler Altstadt tanzt Zvetana Messerli vor gossem Publikum. Bild: Rolf Neeser
  • 2/6 Genf ist neben Biel eine der Städte, in denen Zvetana Messerli in der wärmeren Jahreszeit regelmässig auftritt. Bild: Rolf Neeser
  • 3/6 Tanz für die Kamra: Zvetana Messerli posiert an der Ausstellung «Photo Schweiz» für die Kamera der TV-Sendung «Glanz & Gloria». Bild: Rolf Neeser
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  • 5/6 Bild: Rolf Neeser
  • 6/6 Bild: Rolf Neeser
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Rolf Neeser

Kaum eine Kunst verlangt jenen, die sich ihr verschrieben haben, so viel ab wie das klassische Ballett. Und für kaum eine Kunst ist man so schnell zu alt.

Zvetana Messerli ist 74 Jahre alt. Ihr Leben lang träumte sie davon, Tänzerin zu sein. Während sechs Jahren besuchte sie eine Ballettschule, aber danach trieb sie das Leben in andere Richtungen. Aber die alte Dame kommt nicht von ihrem Traum los, Tänzerin zu sein. Und so wirbelt und dreht und schwebt sie denn in ihrem gemächlichen Tanztempo, ja beinahe in Zeitlupe, über öffentliche Plätze in der ganzen Schweiz und tanzt von Genf über Basel bis nach Zürich.

Mitunter erntet sie verwunderte Blicke, hier und dort auch versteckte Lacher. Aber Zvetana Messerli ist es sehr ernst mit ihrer Kunst. Stets tanzt sie Adagio, diese langsame, behagliche Form aus dem Barock, immer zu den gleichen Melodien. Und auch wenn andere ihre Aufführung als peinlich empfinden mögen, sie selber zweifelt nicht an ihrer Begabung. Ihr grösster Fan aber ist ihr Mann Ernest. Bei jedem Auftritt hält er den Musikrekorder, auf dem ihre beiden stets gleichen Musikeinlagen erklingen.

Zvetana und Ernest Messerli leben von der AHV, und das Geld reicht kaum für den Kauf der teuren Ballettkleider, von denen Zvetana ihr Leben lang träumt. Mit dem bescheidenen Erfolg ihrer Auftritte als Strassenkünstlerin und den paar Batzen, die sie sich damit ertanzt, kann sie sich immerhin ab und zu einen Spitzenrock und vielleicht sogar ein paar Glitzerschuhe leisten.

Der Fotograf
Rolf Neeser erlernte sein Handwerk an der Schule für Gestaltung Bern sowie als Assistent renommierter Fotografen. Er wirkte längere Zeit für die internationalen Bildagenturen Sipa und AP (Paris), für Keystone, den Ringier-Axel-Springer-Verlag sowie Tamedia. Zuletzt für die französischsprachige «L’Illustré». Seit 35 Jahren ist Rolf Neeser als freischaffender Fotograf tätig.

Den wachsamen Augen Neesers entgehen aber auch Menschen jenseits des Rampenlichtes nicht: So entstehen immer wieder vielschichtig und feinfühlig inszenierte Porträts und Reportagen über Menschen des Alltags, schillernde Persönlichkeiten und einzigartige Lebensgeschichten. Neesers Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet und befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen. 2017 erhielt er den Swiss Press Award/Photo in der Sparte Alltag über Drogensüchtige. 2018 wurde seine Langzeitreportage «ewige Liebe des Ehepaars Silvie und Walter» mit Silber beim Swiss Press Award ausgezeichnet. Sein aktuelles Langzeitprojekt «Ballett» wird an der Photo19 ausgestellt. mt

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Messerli in einer Ausstellung und im TV
- Die Bilder von Rolf Neeser mit Zvetana Messerli sind noch bis am Montag an der «Photo Schweiz» in Zürich, der grössten Werkschau für Fotografie des Landes, zu sehen.
- Heute erscheint zudem ein Beitrag in der Sendung «Glanz & Gloria» von SRF 1 über Zvetana Messerli. mt

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