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Ausstellung

Bastien Bron, der Star von 1993

Der Musiker Bastien Bron alias My Name is Fuzzy stellt in Biel sein zweites Werk vor. In der Mischform von Album und Ausstellung wirft er einen schrägen Blick auf die Celebrity-Kultur.

My Name is Fuzzy hat das Zimmer eines Kindes nachgebaut, das einen Star anhimmelt. Bild: zvg

Simon Petignat/tg

Auch wenn ihre Werke überdauern, kann es vorkommen, dass die verstrichene Zeit den Stars von gestern einen stilvollen, bisweilen aber auch lächerlichen Charakter verleiht. Und so lässt sich auf schräge Art und Weise mit der Entwicklung von Trends und dem Kult um Berühmtheit spielen. Dies tut Bastien Bron alias My Name is Fuzzy, der Musiker und ehemalige Schlagzeuger der Rambling Wheels. Er pflegt sein Schaffen in einer Mischform von Album und Ausstellung zu präsentieren.

 

Idol mit Vokuhila-Frisur

Sein zweites solches «Ausstellungsalbum» ist noch bis Sonntag in der Bieler Usine sonore zugänglich. Das Projekt mit dem Titel «Vedette 93» (ungefähr: «Held von 93») bietet einen etwas verrückten Blick auf das Berühmtsein und die damit verbundenen Phänomene, indem es ein nachgebautes Kinderzimmer und Musikinstallationen verwendet. Der Raum, in dem die Bilder eines Stars mit Vokuhila-Frisur aufgestellt sind, versetzt die Besucher in die 90er-Jahre. Beim Star, der hier das Idol eines Jungen darstellt, handelt es sich dabei um Fuzzy selber – und dieser wiederum ist die Bühnenfigur des Künstlers.

Der Musiker hat sich für dieses Projekt entschieden, nachdem er vor etwa acht Monaten eine Audiokassette wiederentdeckt hatte. Auf den Bändern des Relikts befand sich ein Konzertmitschnitt. Bastien Bron hatte dieses Konzert als Kind für seine Familie selber gegeben. «Das erste, was mir beim Anhören auffiel, war meine Haltung. Sie war wie die eines Stars auf der Bühne eines vollen Stadions», sagt Bron. «Da wurde mir klar, wie sehr ich von Prominenten beeinflusst worden war.» Zu dieser Zeit faszinierten ihn vor allem Berühmtheiten aus Frankreich.

 

Musik mit 80er-Einfluss

Die Texte von damals hat Fuzzy wiederverwendet, ohne auch nur eine Zeile daran zu ändern. Denn die Zeilen stimmen auf eigentümliche Weise mit den heutigen Zielen des Künstlers in Bezug auf das Schreiben überein. «Direkt und einfach schwankten die Lieder zwischen Ernst und Ironie, frei und unschuldig, auf unbeabsichtigte Weise.»

Musikalisch vermischt Bron in seinen Arrangements von «Vedette 93» Einflüsse aus dem französischen Chanson und der elektronischen Musik, so wie bei den Musikern Philippe Katherine oder Flavien Berger, denen Bron künstlerisch nahe steht. Mit einer Ausrüstung aus Drumcomputer und Kinder-Synthesizer, die direkt aus den 80er-Jahren stammen, klingt der Sound zwar zusammengebastelt, aber auch «sauber». Das gilt auch für das Bühnenbild, das Bron aus Karton gebaut hat.

Die visuelle Welt von «Vedette 93» ist dagegen von den 90er-Jahren inspiriert, immer mit Humor und Distanz. Clips des fiktiven Stars, falsche Fernsehreportagen, ein People-Magazin, das als Leitfaden für die Besucher dient: Alles ist vorhanden.

 

Paradoxe Musikwelt

«Vedette 93» folgt auf «Septante-Quatorze», das erste Ausstellungsalbum von My Name is Fuzzy, das er im Mai 2021 in der Usine sonore zeigte. In dieser Präsentationsform gibt es weder produzierte CDs noch die Möglichkeit, die Tracks im Internet anzuhören: Die Lieder verschwinden, wenn die Installationen abgebaut werden. Das vergängliche Album ist also eine Rarität, da es von den üblichen aktuellen Verbreitungsformaten losgelöst ist und sowohl die massenhafte Verbreitung von Musik als auch ihre extreme Verfügbarkeit in Frage stellt.

«Ich bin nicht gegen das Streaming, ich nutze es selber auch», erklärt der Musiker, «aber es gibt falsche Versprechungen. Heute kommen auf eine Million Hörer eine Million Künstler. Viele Leute verwenden die Plattformen, und trotzdem hört dir niemand zu.» Ein Tropfen auf den heissen Stein all dieser Produktionen?

Was die Berühmtheit angeht, so ist der Effekt genau der umgekehrte. Bastien Bron sagt: «Wenn man sich bewusst wird, dass Leute, die man selbst nicht kennt, einen kennen, ist dies das erste Symptom davon.»

Info: Ausstellung in der Usine 
Sonore, Gurzelenstrasse 31, Biel. Von heute bis Freitag 16 bis 20 Uhr, Samstag und Sonntag 12 bis 20 Uhr. Eintritt 35 Franken (reduziert 25 Franken).

Stichwörter: Kultur, Ausstellung

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