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Biel

Christlicher Buchladen startet neu

Mit «PapierPlus» hat die Stadt Biel ab Samstag einen neuen christlichen Buchladen. Ruth und Max Keller haben von christlichen Thrillern über Andachtsbücher bis zu Bibeln in exotischen Sprachen vieles im Angebot.

Was hier noch aussieht wie eine Baustelle, wird am Samstag eröffnet: Der christliche Buchladen «PapierPlus» von Ruth und Max Keller. Peter Samuel Jaggi

Anna Meister

Es riecht nach Holz. Im Hintergrund sind Bohrgeräusche zu hören, Regalelemente und -bretter liegen schön gestapelt auf dem grauen Boden. Die grossen Fenster tauchen den ganzen Raum in warmes, freundliches Licht. Etwas weiter hinten stehen bereits die Verkaufstheke, das Café ist bis auf die Bistrotische und Stühle auch schon bereit. Nur der Kühlschrank muss noch eingesteckt werden. Ein massiver Holztisch und eine alte Kirchenbank stehen gegenüber. Hier soll «PapierPlus», der neue christliche Buchladen für Biel, am Samstag eröffnen.
Ein Blickfang ist das alte Klavier, das mitten im Raum steht. Glänzendes schwarzes Holz, zwei  Kerzenständer aus Messing sind daran befestigt. «Das Klavier stammt aus dem Jahr 1902», erklärt Ruth Keller, Geschäftsführerin von PapierPlus. «Es muss noch gestimmt werden, dann dürfen die Kunden gerne darauf spielen.»


Café, Spielecke und viel Platz
Bis im August 2015 gab es in Biel mit dem Bibelpanorama bereits einen christlichen Buchladen. Doch dieser wurde damals aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen. Ruth Keller und ihr Mann Max bedauerten dies sehr, waren sie doch regelmässige Kunden im Bibelpanorama. «Wir dachten uns, das könne doch nicht sein, dass Biel keinen christlichen Buchladen mehr hat», sagt Ruth Keller. Max Keller ergänzt: «Nachdem bekannt geworden war, dass das Bibelpanorama schliesst, überlegten wir uns, ob es nicht Möglichkeiten gäbe, etwas neues in Biel zu eröffnen.» Dass das Bedürfnis für einen christlichen Buchladen in Biel besteht, haben ihnen Gemeindemitglieder bestätigt.
Sie hätten die Räumlichkeiten des alten Ladens an der Waffengasse 20 übernehmen können. Doch Kellers hatten eine Idee: «Uns schwebte ein Laden mit einem Café vor, den Waren wollen ihren Raum lassen und das gesamte Angebot auf ein Stockwerk bringen, das wäre an der Waffengasse nicht gegangen.» Auch soll eine Spielecke mit Büchern und einer Küche für Kinder aufgebaut werden.
Fündig wurden Kellers dank der Evangelischen Mission Biel (EMB), die gegenüber des PapierPlus ihre Räumlichkeiten hat. «Ihr Pastor Markus Schär kam auf uns zu und erzählte uns, dass im Gebäude gegenüber Räume zur Miete frei seien.» Die EMB unterstützte PapierPlus auch finanziell. «Grundsätzlich ist ‹PapierPlus› eine GmbH, getragen von verschiedenen Investoren und Spendern, unter anderem auch von der EMB», sagt Ruth Keller.
Am 9. Januar besuchten Max und Ruth Keller die Räumlichkeiten, die rund 800 Quadratmeter Fläche haben, das erste Mal mit einem Architekten. Eine Woche später fingen sie mit den Umbauten an.


Christliche Thriller
Doch was für ein Angebot führt ein christlicher Buchladen? Ruth Keller erklärt: «Alles, was es in anderen Buchläden auch gibt.» Meist seien die Autoren bekennende Christen. Das Angebot reiche von Kinderbüchern über Romane bis hin zu christlichen Thrillern und Krimis. Christliche Thriller? Was darf man darunter verstehen? «Christliche Thriller unterscheiden sich nicht wirklich von anderen Thrillern. Morde gibt es auch dort», sagt Ruth Keller. «Aber meistens pflegt einer der Polizisten oder der Ermittler eine Beziehung zu Gott.» Max Keller ergänzt: «In unserem Laden soll es aber auch viel christlich ausgerichtete Literatur geben.» «Ob nun als Auswahl verschiedener Bibeln, Bibelauslegungen oder Andachtsbücher. Werke, die man in regulären Buchhandlungen weniger findet.» Neben der normalen Literatur werde darauf der Fokus liegen.
Neben der Literatur und des Cafés möchten Kellers in ihrem Laden auch Veranstaltungen organisieren. «Lesungen, Konzerte, Kurse oder spezielle Anlässe für Kinder, die Ideen sind vielfältig», so Ruth Keller. Auch die Idee eines christlichen Stammtisches schwebe im Raum, aber: «Da möchten wir nichts voraussagen, sondern den Dingen ihren Lauf lassen.» Geschenkartikel wie  Holzspielsachen, Windlichter sollen das Sortiment ergänzen.
Wichtig ist Max und Ruth Keller auch, dass sie drei ausgebildete Verkäuferinnen anstellen werden. Eine von ihnen hat bereits im Bibelpanorama gearbeitet. Sie selbst werden nicht am Kassenkorpus stehen. Max Keller wird die Büroarbeiten übernehmen, Ruth Keller die Einkäufe neuer Bücher und Dekoartikeln.


Bibeln in Farsi und Tigrinya
Weiter möchten Kellers Bibeln in unterschiedlichen Sprachen verkaufen. Neben Deutsch und Französisch sollen die Bücher in Farsi und Tigrinya, der Sprache Eritreas, sowie weiteren afrikanischen Sprachen angeboten werden. «Ich habe früher in der Lebensmittelabgabe der Heilsarmee mit Flüchtlingen gearbeitet», so Ruth Keller. «Da konnten wir bereits Bibeln in deren Sprachen abgeben. Wir wissen, dass dies ein grosses Bedürfnis christlicher Flüchtlinge ist.» Überhaupt sei es in einer vielsprachigen Stadt wie Biel nötig, die Bibel nicht nur in den Standardsprachen anzubieten.
Es gibt auch Stimmen, die sich kritisch äussern. Marcel Laux, Pfarrer im Calvinhaus Biel, sagt gegenüber TeleBiellingue: «Ich hoffe, dass nicht primär eine missionarische Perspektive hinter dem Konzept des Ladens steckt, sondern dass es ein Ort der Begegnung und des Austausches wird.» Nadine Manson, Pfarrerin im Paulushaus Biel, teilt diese Bedenken. «Es wäre schade, wenn das Geschäft nur für ein eingeschränktes Publikum offen wäre. Es ist wichtig, dass alle willkommen sind und man nicht das Gefühl hat, ein bestimmtes Buch nicht zu finden.» Dem entgegnen Kellers, dass sie ihr Sortiment zwar auf mehrheitlich christliche Bücher beschränken möchten, offen seien sie aber für alle Menschen, egal welchen Glaubens. Auch solche, die mit Gott gar nichts am Hut haben dürfen gerne vorbei kommen.
 

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